Holunder & Honig
In den ungewöhnlich vielen Regentagen, die wir in den letzten Wochen erlebt haben, mußten die Bienen viel leiden. Die Honigbiene ist sehr vorsichtig, was Regenwetter betrifft. Ein einziger großer Wassertropfen, der eine Biene wärend des Fluges trifft, kann das Aus bedeuten. Deshalb warten die Bienen lieber die nächste Sonnenscheinphase für einen Ausflug ab. Die kollektive Intelligenz, welche die Honigbienen innehaben, schützt sie vor unweisen Entscheidungen. Normalerweise ist das auch richtig, weil sich ja statistisch in Deutschland das Wetter durchschnittlich alle drei Tage ändert. Da wir diesen Juni drei Wochen lang Regenwetter hatten, und dies gleichzeitig mit der höchsten Populationsdichte im Bienenstock zusammenfiel, schmolzen die Vorräte der Bienen an Blütenpollen und Bienenhonig zusehends zusammen. Zufällig blüht zur selben Zeit der Holunder. Was hat es auf sich mit Holunder & Honig ? Liefert der Holunder überhaupt Honig? Warum erleben wir immer diese seltsame Übergangszeit (engl.: june gap) genau dann, wenn der Holunder blüht?

Schwarzer Holunder (Sambucus nigra L.) und Waldbienenvolk von Imkerei Oswald. Juni 2016.
Nun ist schon die letzte Junidekade angebrochen, und der schwarze Holunder blüht. Seine Erscheinung markiert den Frühsommer. Der Frühsommer fällt in Deutschland meist in den Juni. Der Frühsommer ist auch die Zeit der Heuernte. Auf dem Bienenhof erfolgt der erste Heuschnitt, dieses Jahr relativ spät. Heute, am einundzwanzigsten Juni, haben wir das erste Heu gemäht.

Ein alter Holunderbusch an einem intaktem, naturgemäßem Waldrand. Altes Holunderholz wird gern von Flechten besiedelt. Nach altem Volksglauben hält Holunder Blitzschläge vom Haus (und Bienenstand) fern.
Vom Rohverzehr der Holunderbeeren wird abgeraten, da die schwarzen Holunderbeeren Brechreiz hervorrufen können. Versaftete Beeren bzw. Holundersaft ist jedoch sehr lecker mit Honig oder Apfelsaft gemischt. Holunder & Honig sind ein gutes Team. Vanilleeis mit Holundersaft ergibt einen phantastischen Waldbeerensmoothie.

Holunderblüten können für eine Bowle Verwendung finden, oder als Holunderküchel. Ganze Blütendolden werden dabei am Stiel gehalten und in Teig getunkt und in heißem Fett herausgebacken, anschließend mit Honig bestrichen und noch heiß verzehrt.
Für die Bienen ist der Holunder wenig interessant. Obwohl die Blüten stark duften, so liefern sie offenbar keinerlei Nektar, sondern nur Pollen. Dieser wird von den Bienen in kleinen, blaßgelben Höschen eingetragen, und findet sich im Honig aus Deutschland als Einzelpollen wieder, insbesondere in späten Schleuderungen von Frühtrachthonigen.

Laubmischwald im voralpinen Isar-Hügelland. Waldbinenenstand von bio-honig.com H.G.u.R.Oswald GbR. Deutschland, Juni 2016.
Keltischer Häuptlingsbaum Holunder (kelt. scobiém)
Nach Wolf-Dieter Storl: "Pflanzen der Kelten. Heilkunde. Pflanzenzauber. Baumkalender." Aarau, Schweiz 2000. gehörte der Holunder zu den Häuptlingsbäumen. Für das frevelhafte Fällen der Häuptlingsbäume sah das Gesetz drakonische Strafen vor. Noch im mittelalterlichen Irland galt für das widerrechtliche Schlagen eines Haselnussstrauchs oder eines Apfelbaums die Todesstrafe. Auch unter Karl dem Großen galt im Nürnberger Reichswald die Todesstrafe für das Fällen eines Bienenbaums, wie zum Beispiel einer Linde, die von Bienen bewohnt war oder wurde. Zu diesen Häuptlingsbäumen gehörte der Schwarze Holunder.
"Der Holunder sucht die Nähe des Menschen, ja, er drängt sich den Menschen regelrecht auf. Ungerufen und eigenwillig besiedelt er die stillen Ecken des Gartens oder setzt sich dicht an die Haus- oder Stallmauer. Niemals war der Holunder Strauch wie jeder andere. Er hat eine magische, manchmal richtig unheimliche Ausstrahlung, die den naturnahen Menschen früher nicht entgangen ist." Zitat aus Wolf-Dieter Storl: Pflanzen der Kelten.

Waldbienenvölker zur Sommersonnenwende 2016
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