Persönliche Erfahrungen aus drei Jahrzehnten ökologischen Varroa-Managements in der Vollerwerbs-Berufsimkerei.
Vorbeugen ist besser…als heilen, zumal sich Heilungsbestrebungen bei Insekten schwierig gestalten.
Die Varroamilben fungieren sozusagen als Totengräber bei angeschlagenen oder in der Volksstärke geschwächten Bienenvölkern.
Eine langjährige Verlustrate von 3% Winterverluste wäre normal.
Eine durchschnittliche Winter-Völkerverlustrate von 3% jährlich wäre normal.
Die tatsächlichen durchschnittlichen Winter-Völkerverluste liegen Deutschland mittlerweile zwischen 10% und 90%, im Durchschnitt liegt sie in Deutschland mittlerweile bei ca. 40% Verlust jedes Jahr.
In Deutschland werden massive Winterverluste von 30% bis 50% der eingewinterten Völker im langjährigen Durchschnitt festgestellt.
Das bedeutet, dass wir heute eine zehn mal so hohe Verlustrate von Bienenvölkern im Winter haben als unter normalen Verhältnissen.
Es ist unsere Pflicht, etwas gegen hohe Verlustraten zu tun.
Die Winterbehandlung der Bienenvölker ist ein starker Hebel geben die Überhandnahme der Varroamilben in den Bienenvölkern im kommenden Jahr.
Gerade wegen der Re-Invasionsproblematik ist die Winterbehandlung alternativlos.
Es wäre völlig falsch, die Varroamilbe töten zu wollen.
Da die Milbe sehr viel kleiner als eine Biene ist, ist die Schutzschicht der Sinnesorgane von Varroa destructor dünner als die der Biene. Darin liegt das Erfolgsgeheimnis der Behandlung.
Aber das Verdampfen von Oxalsäure im Winter kann nicht zum Erfolg führen, aus zwei Gründen.
Denn jede Nachschau kann Aufgrund der Unruhe das Volk wertvolle Energiereserven kosten.
Neben großer Kälte ist den Bienen im Winter nichts schädlicher als unnötige Beunruhigungen.
Denn erst wenn alle Völker an einem Stand brutfrei sind, ist eine Behandlung sinnvoll und erfolgversprechend.
Die Umstellung von Sommerbetrieb auf Winterbetrieb fällt den diesjährigen Königinnen schwer.
Varroa mags feucht, Biene mags trocken, darum haltet Eure Bienen trocken!
Im Süden Deutschlands wird die rechnerische Brutfreiheit und damit der mögliche Behandlungsbeginn rechnerisch ab dem 24 Dezember 2024 erreicht bzw. berechnet. Ideal wäre es, wenn es nachts g leichten Frost gibt, welcher ideal ist, damit sich die Völker nachts zusammenziehen. Wenn dann am Tage Plusgrade von ca. 5° Celsius bei gleichzeitigem Sonnenschein erreicht werden, dann sind dies ideale Bedingungen für eine Wintertrauben-Träufelbehandlung 2024/2025.
Der ideale Zeitpunkt war am Neujahrstag, den 01.01.2025. An diesem Tag gab es nachts deutlichen Frost, und tagsüber Sonne mit Plusgraden um 4° Celsius. Einzelne Bienen flogen nachmittags aus, die Wintertraube war etwas in Bewegung, aber blieb geschlossen in der Wintertraube, also ideale Bedingungen für die Winterbehandlung. Der Boden war noch gefroren, und damit auch gut befahrbar. Aber es war auch noch danach in einer wärmeren Phase zwischen dem 06. Januar 2025 und dem 09. Januar 2025 eine Beträufelung möglich.
Optimal wäre es, wenn die Behandlung am Anfang einer Wärmespitze oder Anfang einer Wärmephase durchgeführt wird, damit die Bienen am Tag der Behandlung oder in den Tagen nach der Behandlung ausfliegen können, um Behandlungs-Stress abbauen zu können.
Bei der Träufelbehandlung muss man zum Schutz vor Verätzungen der Hände Nitril-Untersuchungs-Handschuhe tragen.
Dieser Bio-Rohrzucker hat gegenüber dem einfachen Rübenzucker viele große Vorteile, weil weißer Rübenzucker mit Chlor oder Kalk gebleicht wurde, was sich sehr negativ auf die Beträufelungslösung auswirkt.
Danach wird der Deckel gut verschraubt, gut geschüttelt, an einen warmen Ort gestellt, 30 Minuten gewartet bis sich der Zucker vollständig aufgelöst hat, und anschließend erneut geschüttelt.
Die frisch zubereitete Träufel-Lösung für die Winterbehandlung enthält jetzt 3,5% Oxalsäure-Dihydrat zum Träufeln auf brutfreie Völker.
Unsere lieben Bienen sind keine Versuchstiere, und Experimente jeglicher Art soll man besser unterlassen, aus Respekt vor dem bewundernswerten Lebewesen Biene.
Da Milbe und Biene relativ nahe verwandt sind (beide sind Gliederfüßler), kann eine geringe Dosisüberschreitung zum Tod der Bienen führen, deshalb ist eine exakte Dosierung überlebenswichtig.
Die Automatikspritze ist gut zum Impfen von 500 Stück Mastschweinen, aber schlecht zur Träufelbehandlung von Honigbienen. Der Grund liegt in der Störungsanfälligkeit der Spritze. Um ihre Funktionsfähigkeit zu erhalten, müsste sie nach der Verwendung gut gespült und getrocknet werden. Dazu muss sie aber zerlegt werden. Die Ventile bestehen aus vielen winzig kleinen Einzelteilen. Wenn eines davon verlorengeht oder herunterfällt, funktioniert die Automatikspritze nicht mehr, was sehr ärgerlich sein kann. Dazu kommt, dass die Skala im Prinzip vor jeder Beträufelung vorher über das Rändelrad eingestellt werden muss. Während dem Beträufeln ist die Spritze aber relativ unflexibel, denn es relativ schwierig optisch mitzuverfolgen, wieviel Träufellösung schon ausgebracht wurde. Die Automatikspritze wurde mehrere Jahre geprüft, und für zu störungsannfällig, unpraktisch und zu teuer befunden.
Nun folgen Zitate vom Serumwerk Bernburg, teilweise ergänzt und verbessert
Die Träufelanwendung ist am brutfreien Volk im Herbst/Winter als einmalige Behandlung bei Temperaturen über 4 °C durchzuführen.
Das Behältnis mit der Oxalsäuredihydrat-Lösung wird in einem handwarmen Wasserbad (30 – 35 °C) erwärmt. Aus dem Wasserbad entnehmen und den versiegelten Behälter öffnen. Die erforderliche Menge Zucker (Saccharose), wie auch für die Fütterung der Bienen verwendet, abwiegen und zufügen: 443 g bei Verwendung der 1 Liter Flasche mit 460 ml Konzentrat. Die Flasche gut verschließen und kräftig schütteln, bis der Zucker vollständig gelöst ist. Die Lösung ist nun gebrauchsfertig und sollte lauwarm aufgeträufelt werden.Die benötigte Menge der gebrauchsfertigen Oxalsäuredihydrat-Zuckerlösung in eine Spritze füllen und von oben auf die Bienen in den Wabengassen träufeln.
Die empfohlene Dosis bezogen auf die Wabenfläche ist 0,275 ml/dm².
1 ml enthält:
Wirkstoff: Oxalsäure 40 mg (entspricht 56 mg Oxalsäuredihydrat)
Alle Arbeitsschritte auf einer Zeitachse
Dieser Imkerkurs als Teil des Imker Oswald Blogs bietet spezielles, exklusives Wissen.Denn exklusive Wissen macht im weiten Feld der Bienenzucht den großen Unterschied.
Von Imker Oswald / Bitte anklicken / Links öffnen sich in neuem Tab
Teil 2: Sommer- und Herbstbehandlung, zuletzt aktualisier 29. November 2022
Teil 3: Winterbehandlung, zuletzt aktualisiert am 02. Januar 2023
Darüber hinaus: Oswalds Imker Kurs Online (kostenlos), Übersicht aller Imkerkurs Blogbeiträge
Als ich 1996 mit der Bienenhaltung begann, gab es eine völlig andere Imkerszene als heute.
Bienenhaltung war in den Neunziger Jahren hauptsächlich von alten Männern (Altersdurchschnitt ca. 70 Jahre) betrieben.
Diese waren es gewohnt, über den Verein für die Winterbehandlung staatlich subventioniertes Perizin zu bestellen, ein chemisches Mittel, welches Rückstände im Wachs bildete.
Da ich von Anfang an ausschließlich biologisch imkern wollte, lehnte ich die Behandlung mit Perizin ab, und sah mich nach einem biologischen Mittel um.
Die Imker waren zunehmend mit Perizin unzufrieden, weil nach einer längeren ruhigeren Phase an der Varro-Front der Varro-Druck wieder kontinuierlich zunahm, vermutlich wegen Resistenzbildung bei den Varroamilben infolge Anreicherung des Wirkstoffes im Bienenwachs und kontinuierlicher Exposition der Milbe mit dem Wirkstoff Coumaphos.
Durch die Anreicherung von Coumaphos im Bienenwachs driftete der Wirkstoff in geringem Maße auch in den Honig, mit der Folge, dass 50% der Bayerischen Bienenhonige damals mit Coumaphos Rückständen belastet waren, wenn auch in einer angeblich gesundheitlich unbedenklichen geringen Menge.
Ich habe es immer abgelehnt, meine Bienen mit Perizin (Wirkstoff: Coumaphos) zu behandeln.
Deshalb wurde ich im Verein des einen oder anderen Mal verbal attackiert.
Ich behandelte nämlich nicht mit Perizin, sondern mit der damals diskutierten biologischen Alternative, dem sogenannten Bienenwohl.
Ein Bayerischer Imker aus München erfand, entwickelte, und produzierte das Bienenwohl als Mittel zur Beträufelung der Wintertraube.
Die Basis war und ist Oxalsäure (Kleesäure) mit Propolis, Zucker und etherischen Ölen.
Die Öko-Verbände standen Bienenwohl positiv gegenüber, die Fachbehörden eher negativ, aber duldeten es zumindest.
Die Ablehnung der Bieneninstitute lag auch daran, dass der Hersteller von Perizin, die Bayer AG in Leverkusen Bieneninstitut-Sponsoring mit Forschungsgeldern betrieb, und jahrzehntelang in allen Bienenzeitungen durch ganzseitige Anzeigen die Meinung Richtung Perizin maßgeblich beeinflusste.
Das Hauptargument der Ablehnung war der Anwenderschutz, da Oxalsäure-Stäube oder Oxalsäure-Konzentrat für den Menschen gefährlich werden kann.
Die Oxalsäure im Rhabarber oder im Sauerklee ist jedoch unbedenklich, denn die Dosis macht bekanntlich das Gift (Paracelsus).
Dem Imker, der Bienenwohl entwickelte und in Verkehr brachte, wurden scheinbar unüberwindbare bürokratische, juristische und populistische Steine in den Weg gelegt, damit er das Inverkehrbringen des biologischen Mittels aufgeben würde, und das Monopol und Geschäftsmodell der Bayer AG nicht gefährdet würde.
Aber Bienenwohl wirkte gut, und bildete keine Rückstände und Resistenzen bei den Varroamilben.
Deshalb verbreitete sich Bienenwohl erfolgreich weltweit, und hat Zulassungen für praktisch alle Länder der Welt mit Ausnahme von Deutschland.
Allerdings wurde mir die Gefährlichkeit von Oxalsäure einmal anschaulich vor Augen geführt.
In der Anfangszeit meiner Imkerei hatte ich weiße Imker-Lederhandschuhe aus Nappaleder im Auto für besondere Notfälle dabei, die ich aber nie verwendete.
Einmal fiel ein Oxalsäure-Träufel-Fläschchen im Kofferraum um, und es träufelte Oxalsäure auf die Lederhandschuhe.
Als ich es bemerkte, und die Lederhandschuhe begutachtete, lies sich das Leder wie Kaugummi in die Länge ziehen, das Leder war weich geworden wie Kaugummi, so dass die Handschuhe im Prinzip unbrauchbar waren, und entsorgt werden mussten.
Seitdem wurde ich sehr vorsichtig im Umgang mit Oxalsäure.
Insofern waren die Warnungen der Bieneninstitute teilweise berechtigt.
Das zweite Erlebnis in Bezug auf die Gefährlichkeit der Oxalsäure hatte ich auf einer Imker-Bundestagung.
Ein bekannter Berufsimker erzählte, dass er 500 Bienenvölker zweimal hintereinander mit 50ml Oxalsäure-Lösung behandelt hatte, und daraufhin alle Völker in diesem Winter verlorengingen, also ein Totalverlust durch fehlerhafte Anwendung.
Es herrschten sehr unterschiedliche Auffassungen über die Anwendungsweise und Dosierung.
Manche empfahlen einmalig 50 ml, andere einmalig 25 ml, wieder andere empfahlen nur 12 ml, aber dafür mehrmals im Jahr verteilt.
Weiter Unsicherheiten herrschten über die Dosierung bei Einraum- und Zweiraumbeuten (Dadant und Zander).
Weil es durch die vielen Falschbehandlungen Bedenken in puncto Tierwohl gab, sah man sich nach weiteren Alternativen um.
Ende der Neunziger Jahre kam dann das Verdampfen oder Sublimieren von Oxalsäure in Mode.
Italienische Berufsimker hatten die Methode des Sublimierens von Oxalsäure erfunden, weil die Italienische Biene Ligustica im Winter keine klare Brutpause einlegt, und somit die Oxalsäure-Beträufelung der Wintertraube schlecht durchführbar war.
Zu dieser Zeit um das Jahr 2000 haben viele Imker mit der Sublimation von Oxalsäure experimentiert, allerdings hat sich herausgestellt, dass der Wirkungsgrad der Sublimation viel geringer war als angenommen, wenn sich die Wintertraube nicht auflöst.
Daher wurde das Sublimieren von Oxalsäure im Winter verworfen.
Leider ist das heute vielen Imkern nicht bewusst, und machen heute nach zwanzig Jahren den selben Fehler wieder.
Mit der Europäisierung wurden die Gesetze verschärft, und die anfängliche Duldung von Bienenwohl wurde zurückgezogen.
Dann machten sich die Folgen der neuartigen Pestizide, der Neonicotinoide negativ bei den Bienen bemerkbar.
Die Bienen wurden kurzlebiger, weniger widerstandsfähig, und dadurch anfälliger für Varroamilbenbefall und anfälliger für Behandlungsstress.
In dieser Phase versuchte man die Bienen durch Reduzierung und teilweise Weglassen der Behandlungen zu schonen, was zu weiteren Ausbreitungswellen der Varroamilben-Invasion führte.
In diesem Zusammenhang sprach man dann offen vom Bienensterben.
Die Öffentlichkeit wurde endlich auf das Problem des Zusammenbrechens der Bestäuber-Populationen und der Vernichtung deren Lebensräume aufmerksam.
Die darauf folgende Phase war eine Experimentierphase.
Unzählige neue technische Entwicklungen wurden nun auf den Markt gebraucht mit mehr oder weniger Praxistauglichkeit.
Neue Beutentypen und Aufstellungsarten wurden vorgestellt und teilweise mit dem Versprechen einer verbesserten Varroaresistenz in Verbindung gebracht.
Nicht wenige engagierten sich in der Varroatoleranzzucht und der Zucht auf varroasensitives Hygieneverhalten (VSH), mit mehr oder weniger Erfolg.
All diese kreativen Erfindungen und Arbeiten sind wichtig und haben wertvolle Erkenntnisse und Ergebnisse erarbeitet.
Aber die Varroa wurde aggressiver, und ist jetzt fünf mal häufiger in Arbeiterinnenbrut zu finden als noch vor 20 Jahren.
Die unüberschaubaren vielen neuen Ansätze, Angebote und Produktversprechen haben viele Anfänger verwirrt und überfordert, so dass angeblich ein Drittel überhaupt nichts gegen die Varroamilbe unternimmt.
Währenddessen gleichzeitig ein anderer Teil der Imkerschaft enorm große Anstrengungen unternimmt, um den Völkerbestand vor der Varroa zu schützen, durch umfangreiche Konzepte einschließlich Brutunterbrechung im Sommer.
Wenn die biologischen Bekämpfungs-Konzepte, die bereits in den Achtziger Jahren relativ komplett vorlagen, konsequent gefördert und in die Praxis umgesetzt worden wären, wäre uns die derzeitige chaotische Situation erspart worden.
Denn es kommen große Veränderungen auf die Bienenhaltung in Deutschland zu.
Aber ich bin zuversichtlich, dass der konsequent ökologischen Bienenhaltung die Zukunft gehört, da sie den Bienenkomfort, die Natur-Rhythmen und die natürlichen Bedürfnisse unserer gestreiften Freunde besser respektiert, und sich auf solide fachliche Aus- und Weiterbildung gründet.
In diesem Sinne habe ich mich auch zum Schreiben dieses Blogs entschieden.
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