Wie die Bienen ökologisch vor gefährlicher VARROA retten? Teil III : Winter (Stand: Jan. 2023)
Wie die Bienen biologisch vor gefährlicher VARROA retten?
Teil III : Winter (Stand: Jan. 2023)
Minimierung von Völkerverlusten durch Winter-Träufelbehandlung als Restentmilbung gegen Varroa destructor
Inhalt: Vorrede: Beschreibung des Varroa-Problems 1. Übersicht über das Gesamtkonzept zur Erhöhung der Überlebensraten 2. Welche Verlustrate an Bienenvölkern im Winter (Winterverluste) wären normal? 3. Bei welchen Bienenvölkern schlägt die Varroamilbe zuerst zu? 4. Ein Drittel der Imkerschaft ist akut in Not 5. Warum das Beträufeln der Wintertraube im Winter notwendig ist 6. Die Milbe nicht töten, nur Ihre Entwicklung stören 7. Warum eine einigermaßen intakte Wintertraube unbedingte Voraussetzung für das Gelingen der Träufel-Behandlung ist 8. Warum Verdampfung oder Sublimation nicht zum Erfolg führt 9. Im Herbst die Völker nicht stören 10. Frühester Beginn der Beträufelung: Behandlungsbeginn ab 5. Dezember 11. Welche Völker zu späterem Brut-Ende neigen 12. Ein anderer Grund für spätes Brüten kann auch ein Mangel an biologisch hochwertigem und vielfältigen Polleneiweiß im Sommer sein 13. Auch Völker mit Bienenmangel brüten oft im Herbst weiter 14. Wie findet man den optimalen Behandlungszeitpunkt 15. Wetter-Ausnahmesituation Winter 2022/2023 16. Behandlungsende 17. Werkzeug und benötigte Betriebsmittel 18. Schritt-für-Schritt Vorgehensweise und Checkliste (To-Do-List) 19. Tageszeit und Witterung 20. Außentemperatur 21. Wann wäre der optimaler Zeitpunkt in Bezug auf die Großwetterlage 22. Schützende Kleidung 23. Geeignetes Behandlungsmittel 24. Vorbereitung der noch nicht gebrauchsfertigen, konzentrierten Lösung 25. Behandlungsziel 26. Große Gefahr für die Bienen durch Falschbehandlung möglich 27. Wirkungszeit 28. Öffnen der Beute 29.Beträufeln der Wintertraube: Montage Automatikspritze 30. Dosierung 31. Dosiertipps 32. Schließen der Beute 33. Wirkungsweise 34. Dokumentations im Behandlungsbuch laut Gesetz: Vorlage 35. Ausführliche Produktbeschreibung der Träufel-Lösung von Andermatt BioVet 36. Schlussbemerkung 37. Weiterlesen: Das Gesamtpaket Bekämpfung der Varroamilbe Teil 1, 2 und 3 38. Nachtrag: Persönliche Erfahrungen mit der biologischen Varroa-Winterbehandlung 1996 bis 2023
Vorrede: Beschreibung des Varroa-Problems
Vorbeugen ist besser…als heilen, zumal sich Heilungsbestrebungen bei Insekten schwierig gestalten.
1. Übersicht über das Gesamtkonzept zur Erhöhung der Überlebensraten
Die Varroamilben fungieren sozusagen als Totengräber angeschlagenen oder geschwächten Bienenvölkern.
2. Welche Verlustrate an Bienenvölkern im Winter (Winterverluste) wären normal?
Eine langjährige Verlustrate von 3% wäre normal.
Eine durchschnittliche Winter-Völkerverlustrate von 3% jährlich wäre normal.
Die tatsächlichen durchschnittlichen Winter-Völkerverluste liegen Deutschland mittlerweile zwischen 10% und 90%, im Durchschnitt liegt sie in Deutschland mittlerweile bei ca. 40% Verlust jedes Jahr.
In Deutschland werden massive Winterverluste von 30% bis 50% der eingewinterten Völker im langjährigen Durchschnitt festgestellt.
3. Bei welchen Bienenvölkern schlägt die Varroamilbe zuerst zu?
4. Ein Drittel der Imkerschaft ist akut in Not
Das bedeutet, dass wir heute eine zehn mal so hohe Verlustrate von Bienenvölkern im Winter haben als unter normalen Verhältnissen.
Es ist unsere Pflicht, etwas gegen hohe Verlustraten zu tun.
5. Warum das Beträufeln der Wintertraube im Winter notwendig ist
Die Winterbehandlung der Bienenvölker ist ein starker Hebel geben die Überhandnahme der Varroamilben in den Bienenvölkern im kommenden Jahr.
- Es gibt Völker, die stärker brüten als andere, und deshalb mit deutlich zu vielen Varroamilben in den Winter gegen (z. Bsp. überstarke Völker, Hochzuchten, Ligustica, zu späte und zu umfangreiche Einfütterung)
- Es gibt Völker mit junger, diesjähriger Königin, die später als andere brüten, und in denen sich auch nach der Sommerbehandlung die Varraomilben überproportional stark vermehren. Bei diesjährigen Königinnen entspricht der August dem Mai, das heißt, Ihre Zeitschiene für das Brutgeschäft ist im Geburtsjahr um drei Monate nach hinten verschoben.
- Es gibt volksarme Völker (siehe Blog-Beitrag Ursachen des Bienensterbens), die im Herbst verzweifelt versuchen, durch verstärktes Brutgeschäft ihre Individuenzahl erhöhen. Auch diese weisen durch Unterkühlung der Brut einen erhöhten Milbenbefall auf.
- Während der brutfreien Phase der Bienenvölker Ende Dezember/Anfang Mai sitzt das Bienenvolk in der Wintertraube, und nimmt mehr oder weniger Kugelform an. Nur in der Kugelform kann eine effektive Betäufelung stattfinden. Das Träufelverfahren ist somit exklusiv für die Winterbehandlung vorbehalten.
- Eine Frühjahrsbiene ist so viel Wert wie einhundert Trachtbienen. Mit Frühjahrsbienen sind diejenigen Bienen gemeint, die erfolgreich überwintert haben, und dann die den ersten Pollen und Nektar sammeln, noch bevor die ersten Brutgenerationen des neuen Jahres flugfähig sind. Durch die Winterbehandlung befreien wir diese angehenden Frühjahrsbienen von der Varroa-Pest. Denn jede Varroamilbe, die auf einer Winterbiene sitzt, bedeutet großen physischen und psychischen Stress für die Winterbiene. Verglichen mit dem Menschen wäre es so, als ob eine Ratte sich unter dem Hemd festklammern würde, und uns ständig annagen würde. Wenn durch eine erfolgreiche Winter-Restentmilbung 500 mehr Frühjahrsbienen das Frühjahr erreichen, bedeutet dies ein Mehr von 5000 Trachtbienen im nächsten April, was sich entscheidend für den Honigertrag auswirken kann.
- Die Winterbehandlung ist Teil eines lückenloses Behandlungskonzeptes und damit unverzichtbar. Und erfahrungsgemäß gibt es immer wieder klimatische und technische Rückschläge und dadurch ungünstige Bedingungen für die Behandlung (zu warm, zu kalt, zu nass, Terminverschiebungen, Behandlungsfehler etc.). Wenn also eine Behandlung nicht so läuft wie geplant, kann dieser Fehler dann durch die nächste jahreszeitliche Behandlung wieder kompensiert werden. Die Frühjahrs und Frühsommerbehandlung gegen die Varroamilbe habe ich im Teil I dieser Reihe in einem eigenen Blogbeitrag beschrieben.
- Die Sommer- bzw. Spätsommerbehandlung geben die Varroamilbe ist besonders prekär, weil einerseits bis zum Abschluss der Honigernte gewartet werden muss. Das führt meistens dazu, dass die Behandlung immer etwas zu spät kommt. Andererseits werden für die Ameisensäureverdunstung Mindesttemperaturen von 10° Celsius (Tag und Nacht) benötigt, was wiederum eine Herbstbehandlung im November meist ausschließt. Diese Behandlungslücken können dann durch die Winterbehandlung ausgeglichen und korrigiert werden. Die Sommer- und Spätsommerbehandlung gegen die Varroa habe ich ebenfalls in einem eigenen Blogbeitrag beschrieben.
- Selbst wenn wir bei den Bienen alles richtig gemacht haben, so kommt es bereits im Herbst bei einigen Bienenhaltern unweigerlich zu ersten Völkerzusammenbrüchen, und infolge dessen zu Re-Invasion der benachbarten Bienenstände. Die Winter-Träufel-Behandlung versucht dann in brutloser Zeit die Zahl der auf den Bienen aufsitzenden Varroamilben mit Oxalsäure (Kleesäure) zu minimieren auf eine einstellige Zahl. Gerade wegen der Re-Invasionsproblematik ist die Winterbehandlung alternativlos.
6. Die Milbe nicht töten, nur Ihre Entwicklung stören
Es wäre völlig falsch, die Varroamilbe töten zu wollen.
7. Warum eine einigermaßen intakte Wintertraube unbedingte Voraussetzung für das Gelingen der Träufel-Behandlung ist
Da die Milbe sehr viel kleiner als eine Biene ist, ist die Schutzschicht der Sinnesorgane von Varroa destructor dünner als die der Biene.
8. Warum Verdampfung nicht zum Erfolg führt
Aber das Verdampfen von Oxalsäure im Winter kann nicht zum Erfolg führen, aus zwei Gründen.
9. Im Herbst die Völker nicht stören
Denn jede Nachschau kann Aufgrund der Unruhe das Volk wertvolle Energiereserven kosten.
Neben großer Kälte ist den Bienen im Winter nichts schädlicher als unnötige Beunruhigungen.
10. Frühester Beginn der Beträufelung: Behandlungsbeginn ab 5. Dezember
Denn nur wenn alle Völker an einem Stand brutfrei sind, ist die Behandlung sinnvoll möglich.
11. Welche Völker zu späterem Brut-Ende neigen
Völker mit diesjähriger Königin brüten bis spät in den Herbst weiter
Die Umstellung von Sommerbetrieb auf Winterbetrieb fällt den diesjährigen Königinnen schwer.
12. Ein anderer Grund für spätes Brüten kann auch ein Mangel an biologisch hochwertigem und vielfältigen Polleneiweiß im Sommer sein
13. Auch Völker mit Bienenmangel brüten oft im Herbst weiter
14. Wie findet man den optimalen Behandlungszeitpunkt
Der optimale Zeit-Korridor liegt zwischen dem 15. Dezember und dem 31. Dezember
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Der Imker beobachtet den Temperaturverlauf im Herbst.
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Sobald eine echte Frostnacht stattfindet, bei der es nicht nur Raureif gibt, sondern echten Bodenfrost, und der Boden überall leicht gefroren ist, dann wird dieses Datum im Kalender markiert.
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Wenn es drei solcher Frostnächte in Folge stattfinden, wird dies auch im Kalender speziell notiert.
- Wenn es drei solcher Frostnächte in Folge stattfinden, wird dies im Kalender (z. B. Google Kalender) speziell markiert.
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Vom dritten Tag an zählt man nun 21 Tage, und erhält nun den Tag, an dem die Völker zumindest theoretisch brutfrei sind. Meist liegt dieser Tag im Dezember.
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Während dieser Zeitspanne von 21 Tagen beobachtet man die Bienenvölker und stellt sich folgende Fragen: (A) Gibt es Flugbetrieb am Bienenstand? (B) Tragen die Flugbienen Pollen ein?
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Findet während der 21-tägigen Beobachtungsphase kein stärkerer Flugbetrieb und kein Polleneintrag statt, bestätigt dies den theoretisch berechneten Termin der Brutfreiheit der Völker.
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Findet deutlich Polleneintrag statt, so muss erneut auf drei Frostnächte gewartet werden, welche der Startschuss für einen weiteren 21-tägigen Beobachtungszeitraum ist.
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Wenn nun der theoretisch errechnete Brutfreiheits-Termin am Ende der 21-tägigen Beobachtungperiode erreicht wird, beobachte ich täglich die Tages Maximum und Nachts Minimum Temperatur.
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Wenn eine Tagestemperatur im deutlich positiven Celsius-Bereich erreicht wird, wäre eine Träufel-Behandlung möglich.
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Mehr Details zur Tageszeit und Witterung siehe bitte weiter unten.
15. Wetter-Ausnahmesituation Winter 2022/2023
Im Winter 2022/2023 waren die ersten drei richtigen Frostnächte 11.,12. u. 13. Dezember 2022 zu vermerken. Es blieb dann 10 Tage sehr kalt, danach wurde es aber kontinuierlich wärmer, so dass es an Sylvester bereits wieder 18° Celsius hatte, und am 1. Januar starker Flugbetrieb bei vollem Sonnenschein herrschte, und die Bienen Wasser holten. Rechnerisch wäre die Brutfreiheit erst am 4. Januar eingetreten, aber die Bienenköniginnen haben bei solchen hohen Temperaturen natürlich bereits mit dem Eierlegen begonnen. Es konnte also nicht bis zum 4. Januar gewartet werden. Zwar haben wir relativ raues Klima (465m ü. N.N.), aber die Haselnuss fängt bereits an zu blüehn. Deshalb musste man 2022/2023 einen Kompromiss eingehen, und den geplanten Behandlungszeitpunkt einige Tage vorverlegen, auf den 02.01.2023, und zwar auf die frühen Morgenstunden zwischen 8:00 Uhr und 10:00 Uhr. Die Bienen waren ruhig und saßen relativ hoch am Deckel, aber noch in einer klar definierten Traube, wenn auch nicht ganz so dicht wie sonst. Der Vorteil ist diesmal, dass die Bienen nach der Behandlung fliegen und Wasser holen können.
16. Behandlungsende
Die Winterbehandlung sollte möglichst bis 5. Januar abgeschlossen sein
17. Werkzeug und benötigte Betriebsmittel
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Stock-Meißel zum Öffnen der Beute
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Breiten Hut mit Bienenschleier als Gesichts-Stichschutz
- Truthahn oder Gänsefeder zum Einkehren von Bienen vom Rand vor dem Schließen des Innendeckels, falls notwendig (selten)
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275 ml Beträufelungs-Lösung Oxuvar 5,7% 1:1 mit 275 g Bio-Rohrzucker für maximal 10 Völker
- Trichter zum Einfüllen des Bio-Rohrzuckers
- Messzylinder zum Einstellen der Automatikspritze
- Destilliertes Wasser zum Testen und Spülen der Automatikspritze
- Kochendes Wasser zum Befüllen der Wasserflasche für die Wärme-Box
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Kühlbox, die hier als Wärmebox fungiert
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Fünf Liter Wasserflasche gefüllt mit kochend heißem Trinkwasser zur Aufwärmen und Warmhalten der fertig angemischten Beträufelungs-Lösung in der Isolierbox
- Kleine Plastiktüte als Auslaufschutz des Träufellösungsbehälter in der Jackentasche
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Rauchapparat mit milden Rauchmitteln wie Silberweiden-Totholz.
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Gasfeuerzeug und Bunsenbrenner mit Gaskartusche zum Anzünden des Rauchapparats
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Kleine Taschenlampe zur Lokalisierung des Wintertraube zwischen den Waben bei schlechten Lichtverhältnissen (selten notwendig)
- Tafelkreide für die Hosentasche zum Markieren von Auffälligkeiten bei den Völkern.
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Automatikspritze 150 mm zur Träufelanwendung: Einmal das Volumen eingestellt, immer die gleiche Dosierung. Passt direkt auf die Flasche der angemischten Träufellösung OXUVAR®.
- Kleiner 6mm Gabelschlüssel und Kombi-Zange zum Festschrauben der Sprühlanze auf den Sprühkopf der Automatikspritze.
- Einmal Nitril-Untersuchungshandschuhe – Links & rechts passend L 8-9 (Marke: MED-COMFORT Blue 300)
18. Schritt-für-Schritt Vorgehensweise und Checkliste (To-Do-List)
- (Noch kurz vor der Einwinterung der Bienenvölker) Wachsbrücken über den Wabengassen, auf den Oberträgern und am Innendeckel entfernen, da diese bei der Beträufelung im Winter stören würden.
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(Mitte November) Eine Flasche Oxuvar 5,7% 275 ml für jeweils 10 Bienenvölker bestellen. (https://www.andermatt-biovet.de/de_bvi/bienen/varroa-winterbehandlung/oxuvar5-7-traeufelbehandlung-gegen-varroa.html)
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(Mitte November) 275 g Bio-Rohrzucker (light golden, ungebleicht) für jeweils 10 Bienenvölker im BioMarkt kaufen oder bestellen.
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(Mitte November) Einen Trichter (zum Einfüllen des Zuckers) und einen Messzylinder bereithalten.
- (Mitte November) 1 Liter Destilliertes Wasser zum Testen, Einstellen und Spülen der Automatikspritze bereithalten.
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(Mitte November) Einen 5 Liter Kanister/Flasche (für sehr heißes Wasser) und eine große Getränke-Kühlbox bzw. Wärme-Box bereitstellen zum Wärmen und Warmhalten der gebrauchsfertigen Lösung während des Transportes der Lösung zum Bienenstand.
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(Mitte November) Dosierspritze bestellen. https://www.andermatt-biovet.de/de_bvi/bienen/varroa-winterbehandlung/automatikspritze-einfach-und-schnell-gegen-varroa.html
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(Ab Mitte November) Optimalen Zeitpunkt der Behandlung ermitteln, eventuell mit Hilfe einer guten Wetter-App, zum Beispiel der Google Play App: “Lokale Wettervorhersage – Genaues Wetter und Alarm” von Enjoy-Life-Studio.
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(10 Tage vor der Behandlung) Alle Bienenstände vorher einmal abfahren und durch Hören am Flugloch prüfen, ob noch alle Bienenvölker am Leben sind und ob alles am Bienenstand in Ordnung ist. Von Fluglöchern sind tote Bienen mit einem Stengel von einer Staude zu entfernen, damit die Bienen später nach der Behandlung ungehindert ausfliegen können. Eventuell abgestorbene Völker sind vor der Behandlung abzutransportieren. Auch auf eventuelle Spechtschäden sollte man kontrollieren und diese beheben. Denn unangenehme Überraschungen oder unvorhergesehene Arbeiten am Behandlungstag möchte man unbedingt vermeiden, um sich voll auf die Träufelbehandlung konzentrieren zu können.
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(Einen Tag vor der Behandlung) Das Konzentrat und den Zucker warm stellen und anschließend anmischen, dabei mehrmals ausgiebig schütteln, bis sich keinerlei Kristalle mehr in der Lösung befinden. Anschließend an einem warmen Ort aufbewahren bis zum Behandlungstag. Es ist sehr wichtig, dass die Lösung mindestens schon am Abend vorher angemischt wird, damit Zeit hat, dass sich die Lösung über Nacht klären kann, und sich keine Zuckerkristalle mehr darin befinden. Einige kleine Zuckerkristalle in der Lösung können bewirken, dass die Automatikspritze Luft ansaugt, und somit eine Dosierung nicht mehr möglich ist.
- (Einen Tag vor der Behandlung) Benötigtes Werkzeug (siehe Liste) auf Vollständigkeit überprüfen.
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(5:00 Uhr Morgens am Behandlungstag) Den 5 Liter Kanister/Flasche mit kochendem Wasser füllen und in die Getränke-Isolier-Box stellen, und die bereits angemischte Lösung dazustellen, so dass diese dadurch auf mindestens Körpertemperatur (38°C bis 50°C) erwärmt wird.
- (Am Bienenstand angekommen, 5 Minuten vor Beginn der Beträufelung) Den Rauchapparat entzünden, und in alle Völker einen leichten, indirekten Rauchstoss von mildem Bienenrauch geben.
- Alle Außendeckel vorsichtig und ohne jegliche Erschütterungen abnehmen.
- Den Innendeckel vorsichtig mit dem Stockmeissel ca. 5 cm anheben und halten. Wieder etwas Rauch gegen.
- Den Innendeckel vorischtig anheben, damit keine ansitzenden Bienen herunterfallen, und umgedreht (Unterseite nach oben) auf den Boden legen.
- Die Wintertraube kurz mit einem Blick betrachten, und wichtige Auffälligkeiten bzw. Anomalitäten mit Kreide auf der Rückseite der Beute durch ein Kürzel notieren (Überstarke Völker, die etwas leicht sind = F+! ; Volksstärke zu gering = B+! ;Weisellos = WL)
- (Beginn Beträufelung) Den Träufellösungs-Behälter in einer kleinen Plastiktüte in der Jackentasche mitführen. Dieser ist mit einem Ansaugschlauch mit der Automatikspritze verbunden.
- Jede besetzte Gasse mit 5 ml beträufeln, was erreicht wird, wenn die gesamte Grifflänge der Spritze während des Spritzvorgangs langsam durchgedrückt wird.
- Langsam beträufeln, pro Gasse muss mehrmals ( bis zu 10x) hin-und-her gefahren werden, damit sich die Tröpfchen gleichmäßig und gut auf möglichst vielen Bienen verteilen können.
- Sehr wichtig: Die Spritze mit beiden Händen ruhig so halten, dass die Spritzlanze genau senkrecht und nur mit geringem Abstand exakt Mittig die Wabengassen entlangfährt.
- Es sollte kein Strahl sich bilden, sondern nur Tröpfchen.
- (Ende Beträufelung) Wenn alle Völker durch sind, die Beutennummern der markierten Völker (mit Auffälligkeiten) ins Völkerführungs-Buch notieren, mit Notizen in der To-Do-List.
- Anschließend die Völker mindestens 24 Stunden in Ruhe lassen.
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Übrige Fertig-Lösung über den Ausguss entsorgen, da die angemischte Lösung nicht haltbar ist.
- Nach der Behandlung (zuhause) die Automatikspritze mit warmen Wasser gut spülen, Schlauch und Lanze mit Druckluft ausblasen, alle Teile (auch Kleinteile) auseinanderbauen und sorgfältig trocknen.
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Nicht benötigtes Konzentrat (noch nicht angemischt) ist jedoch problemlos 5 Jahre haltbar. Es kann dann für die Sommerbehandlung der brutlosen Einheiten(Sprühanwendung) noch sinnvolle Verwendung finden.
19. Tageszeit und Witterung
20. Außentemperatur
21. Wann wäre der optimaler Zeitpunkt in Bezug auf die Großwetterlage
Beispiel
22. Schützende Kleidung
Handschuhe braucht man bei den Bienen nicht, man hat damit zu wenig Gefühl.
23. Geeignetes Behandlungsmittel
24. Vorbereitung der noch nicht gebrauchsfertigen, konzentrierten Lösung
Dieser Bio-Rohrzucker hat gegenüber dem einfachen Rübenzucker viele große Vorteile, weil weißer Rübenzucker mit Chlor oder Kalk gebleicht wurde, was sich sehr negativ auf die Beträufelungslösung auswirkt.
Danach wird der Deckel gut verschraubt, gut geschüttelt, an einen warmen Ort gestellt, 30 Minuten gewartet bis sich der Zucker vollständig aufgelöst hat, und anschließend erneut geschüttelt.
Die frisch zubereitete Träufel-Lösung für die Winterbehandlung enthält jetzt 3,5% Oxalsäure-Dihydrat zum Träufeln auf brutfreie Völker.
Der Hersteller gibt zwar eine maximale Ergiebigkeit von 14 Völker an, aber es muss sich dann um sehr kleine Völker handeln, was unrealistisch ist.
25. Behandlungsziel
26. Große Gefahr für die Bienen durch Falschbehandlung möglich
Unsere lieben Bienen sind keine Versuchstiere, und Experimente jeglicher Art sind zu unterlassen, aus Respekt vor dem bewundernswerten Lebewesen Biene.
27. Wirkungszeit
28. Öffnen der Beute
29.Beträufeln der Wintertraube: Montage Automatikspritze
Da Milbe und Biene relativ nahe verwandt sind (beide sind Gliederfüßler), kann eine geringe Dosisüberschreitung zum Tod der Bienen führen, deshalb ist eine exakte Dosierung überlebenswichtig.

Gebrauchsfertig angemischte Oxalsäure-Träufellösung mit fertig montierter Automatikspritze von Andermatt Biovet. Die mit Bio-Rohrzucker gebrauchsfertig angemischte Träufellösung läßt sich leicht von dem durchsichtigen Konzentrat durch seinen warmen Farbton unterscheiden. Siehe links im Bild die gebrauchsfertig angemischte Lösung, darunter die Automatikspritze mit Träufellanze.
30. Dosierung
31. Dosiertipps
32. Schließen der Beute
33. Wirkungsweise
Allgemeines
34. Dokumentations im Behandlungsbuch laut Gesetz: Vorlage
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Standort der Bienen
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Anwendungsdatum
- Außentemperatur
- Uhrzeit der Anwendung
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Beutennummern
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Verabreichungsart
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Dosiermenge pro Wabengasse
- Anzahl der durchschnittlich von Bienen besetzten Wabengassen
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Name des Anwenders
- Bezeichnung des Behandlungsmittels (Tierarzneimittels)
- Adresse des Herstellers des Behandlungsmittels
- Adresse des Herstellers des Applikationsgerätes
- Kaufbelege (Kopien), Rechnung oder Lieferscheine der Behandlungsmittel und Applikatoren
- Losnummer bzw. Chargen-Nummer des Behandlungsmittels
- Zulassungsnummer des Behandlungsmittels.
- Foto des Etiketts
- Behandlungskonzept
- Erfolgskontrolle
35. Ausführliche Produktbeschreibung der Träufel-Lösung von Andermatt BioVet
Nun folgen Zitate von Andermatt BioVet, teilweise ergänzt und verbessert
Beschreibung der Träufel-Lösung für die Winterbehandlung
Handelsname
OXUVAR® 5,7%
Hersteller
Bezugsmöglichkeit / Shop
Homepage
Wirkstoff
Anwendungsgebiet
Gegenanzeigen
Wechselwirkungen mit anderen Mitteln
Nebenwirkungen
Wartezeit
Anwendung/Dosierung
Behandlungskonzept/Empfehlung
Sonstige Hinweise
Spezifikationen
Anwendungsperiode
Haltbarkeit
Lagerhinweise
Inhaltsstoffe
Zulassungsnummer
Warnhinweise
Wirksamkeit kann variieren
Integriertes Varroa-Bekämpfungsprogramm
Resistenzbildung
Bedingung brutfreie Völker
Exakte Dosierung extrem wichtig
Störungen vermeiden
Keine mehrmaligen Behandlungen
Ätzend
Freiverkäuflich
Packungsbeilage
Pharmazeutischer Unternehmer
36. Schlussbemerkung
von Hans Georg Oswald
Dieser Imkerkurs als Teil des Imker Oswald Blogs bietet spezielles, exklusives Wissen.Denn exklusive Wissen macht im weiten Feld der Bienenzucht den großen Unterschied.
37. Weiterlesen: Das Gesamtpaket Bekämpfung der Varroamilbe Teil 1, 2 und 3
Von Imker Oswald / Bitte anklicken / Links öffnen sich in neuem Tab
Teil 2: Sommer- und Herbstbehandlung, zuletzt aktualisier 29. November 2022
Teil 3: Winterbehandlung, zuletzt aktualisiert am 02. Januar 2023
Darüber hinaus: Oswalds Imker Kurs Online (kostenlos), Übersicht aller Imkerkurs Blogbeiträge
38. Nachtrag: Persönliche Erfahrungen mit der biologischen Varroa-Winterbehandlung 1996 bis 2023
Als ich 1996 mit der Bienenhaltung begann, gab es eine völlig andere Imkerszene als heute.
Bienenhaltung war in den Neunziger Jahren hauptsächlich von alten Männern (Altersdurchschnitt ca. 70 Jahre) betrieben.
Diese waren es gewohnt, über den Verein für die Winterbehandlung staatlich subventioniertes Perizin zu bestellen, ein chemisches Mittel, welches Rückstände im Wachs bildete.
Da ich von Anfang an ausschließlich biologisch imkern wollte, lehnte ich die Behandlung mit Perizin ab, und sah mich nach einem biologischen Mittel um.
Die Imker waren zunehmend mit Perizin unzufrieden, weil nach einer längeren ruhigeren Phase an der Varro-Front der Varro-Druck wieder kontinuierlich zunahm, vermutlich wegen Resistenzbildung bei den Varroamilben infolge Anreicherung des Wirkstoffes im Bienenwachs und kontinuierlicher Exposition der Milbe mit dem Wirkstoff Coumaphos.
Durch die Anreicherung von Coumaphos im Bienenwachs driftete der Wirkstoff in geringem Maße auch in den Honig, mit der Folge, dass 50% der Bayerischen Bienenhonige damals mit Coumaphos Rückständen belastet waren, wenn auch in einer angeblich gesundheitlich unbedenklichen geringen Menge.
Wie dem auch sei, ich habe es abgelehnt mit Perizin (Wirkstoff: Coumaphos) meine Bienen zu behandeln.
Deshalb wurde ich im Verein des einen oder anderen Mal verbal attackiert.
Ich behandelte nämlich nicht mit Perizin, sondern mit der damals diskutierten biologischen Alternative, dem sogenannten Bienenwohl.
Ein Bayerischer Imker aus München erfand, entwickelte, und produzierte das Bienenwohl als Mittel zur Beträufelung der Wintertraube.
Die Basis war und ist Oxalsäure (Kleesäure) mit Propolis, Zucker und etherischen Ölen.
Die Öko-Verbände standen Bienenwohl positiv gegenüber, die Fachbehörden eher negativ, aber duldeten es zumindest.
Die Ablehnung der Bieneninstitute lag auch daran, dass der Hersteller von Perizin, die Bayer AG in Leverkusen Bieneninstitut-Sponsoring mit Forschungsgeldern betrieb, und jahrzehntelang in allen Bienenzeitungen durch ganzseitige Anzeigen die Meinung Richtung Perizin maßgeblich beeinflusste.
Das Hauptargument der Ablehnung war der Anwenderschutz, da Oxalsäure-Stäube oder Oxalsäure-Konzentrat für den Menschen gefährlich werden kann.
Die Oxalsäure im Rhabarber oder im Sauerklee ist jedoch unbedenklich, denn die Dosis macht bekanntlich das Gift (Paracelsus).
Dem Imker, der Bienenwohl entwickelte und in Verkehr brachte, wurden scheinbar unüberwindbare bürokratische, juristische und populistische Steine in den Weg gelegt, damit er das Inverkehrbringen des biologischen Mittels aufgeben würde, und das Monopol und Geschäftsmodell der Bayer AG nicht gefährdet würde.
Aber Bienenwohl wirkte gut, und bildete keine Rückstände und Resistenzen bei den Varroamilben.
Deshalb verbreitete sich Bienenwohl erfolgreich weltweit, und hat Zulassungen für praktisch alle Länder der Welt mit Ausnahme von Deutschland.
Allerdings wurde mir die Gefährlichkeit von Oxalsäure einmal anschaulich vor Augen geführt.
In der Anfangszeit meiner Imkerei hatte ich weiße Imker-Lederhandschuhe aus Nappaleder im Auto für besondere Notfälle dabei, die ich aber nie verwendete.
Einmal fiel ein Oxalsäure-Träufel-Fläschchen im Kofferraum um, und es träufelte Oxalsäure auf die Lederhandschuhe.
Als ich es bemerkte, und die Lederhandschuhe begutachtete, lies sich das Leder wie Kaugummi in die Länge ziehen, das Leder war weich geworden wie Kaugummi, so dass die Handschuhe im Prinzip unbrauchbar waren, und entsorgt werden mussten.
Seitdem wurde ich sehr vorsichtig im Umgang mit Oxalsäure.
Insofern waren die Warnungen der Bieneninstitute teilweise berechtigt.
Das zweite Erlebnis in Bezug auf die Gefährlichkeit der Oxalsäure hatte ich auf einer Imker-Bundestagung.
Ein bekannter Berufsimker erzählte, dass er 500 Bienenvölker zweimal hintereinander mit 50ml Oxalsäure-Lösung behandelt hatte, und daraufhin alle Völker in diesem Winter verlorengingen, also ein Totalverlust durch fehlerhafte Anwendung.
Es herrschten sehr unterschiedliche Auffassungen über die Anwendungsweise und Dosierung.
Manche empfahlen einmalig 50 ml, andere einmalig 25 ml, wieder andere empfahlen nur 12 ml, aber dafür mehrmals im Jahr verteilt.
Weiter Unsicherheiten herrschten über die Dosierung bei Einraum- und Zweiraumbeuten (Dadant und Zander).
Weil es durch die vielen Falschbehandlungen Bedenken in puncto Tierwohl gab, sah man sich nach weiteren Alternativen um.
Ende der Neunziger Jahre kam dann das Verdampfen oder Sublimieren von Oxalsäure in Mode.
Italienische Berufsimker hatten angeblich diese Methode erfunden, weil die Italienische Biene Ligustica im Winter keine klare Brutpause einlegt, und somit die Oxalsäure-Beträufelung der Wintertraube schlecht durchführbar war.
Zu dieser Zeit um das Jahr 2000 haben viele Imker mit der Sublimation von Oxalsäure experimentiert, allerdings hat sich herausgestellt, dass der Wirkungsgrad der Sublimation viel geringer war als angenommen, wenn sich die Wintertraube nicht auflöst.
Daher wurde das Sublimieren von Oxalsäure im Winter verworfen.
Leider ist das heute vielen Imkern nicht bewusst, und machen heute nach zwanzig Jahren den selben Fehler wieder.
Mit der Europäisierung wurden die Gesetze verschärft, und die anfängliche Duldung von Bienenwohl wurde zurückgezogen.
Dann machten sich die Folgen der neuartigen Pestizide, der Neonicotinoide negativ bei den Bienen bemerkbar.
Die Bienen wurden kurzlebiger, weniger widerstandsfähig, und dadurch anfälliger für Varroamilbenbefall und anfälliger für Behandlungsstress.
In dieser Phase versuchte man die Bienen durch Reduzierung und teilweise Weglassen der Behandlungen zu schonen, was zu weiteren Ausbreitungswellen der Varroamilben-Invasion führte.
In diesem Zusammenhang sprach man dann offen vom Bienensterben.
Die Öffentlichkeit wurde endlich auf das Problem des Zusammenbrechens der Bestäuber-Populationen und der Vernichtung deren Lebensräume aufmerksam.
Die darauf folgende Phase war eine Experimentierphase.
Unzählige neue technische Entwicklungen wurden nun auf den Markt gebraucht mit mehr oder weniger Praxistauglichkeit.
Neue Beutentypen und Aufstellungsarten wurden vorgestellt und teilweise mit dem Versprechen einer verbesserten Varroaresistenz in Verbindung gebracht.
Nicht wenige engagierten sich in der Varroatoleranzzucht und der Zucht auf varroasensitives Hygieneverhalten (VSH), mit mehr oder weniger Erfolg.
All diese kreativen Erfindungen und Arbeiten sind wichtig und haben wertvolle Erkenntnisse und Ergebnisse erarbeitet.
Aber die Varroa wurde aggressiver, und ist jetzt fünf mal häufiger in Arbeiterinnenbrut zu finden als noch vor 20 Jahren.
Die unüberschaubaren vielen neuen Ansätze, Angebote und Produktversprechen haben viele Anfänger verwirrt und überfordert, so dass angeblich ein Drittel überhaupt nichts gegen die Varroamilbe unternimmt.
Währenddessen gleichzeitig ein anderer Teil der Imkerschaft enorm große Anstrengungen unternimmt, um den Völkerbestand vor der Varroa zu schützen, durch umfangreiche Konzepte einschließlich Brutunterbrechung im Sommer.
Wenn die biologischen Bekämpfungs-Konzepte, die bereits in den Achtziger Jahren relativ komplett vorlagen, konsequent gefördert und in die Praxis umgesetzt worden wären, wäre uns die derzeitige chaotische Situation erspart worden.
Denn es kommen große Veränderungen auf die Bienenhaltung in Deutschland zu.
Aber ich bin zuversichtlich, dass der konsequent ökologischen Bienenhaltung die Zukunft gehört, da sie den Bienenkomfort, die Natur-Rythmen und die natürlichen Bedürfnisse unserer gestreiften Freunde besser respektiert, und sich auf solide fachliche Aus- und Weiterbildung gründet. In diesem Sinne habe ich mich auch zum Schreiben dieses Blogs entschieden.