Ich nahm mit meinem Tablet teil, lies aber die Kamera ausgeschaltet, damit ich nebenbei etwas arbeiten konnte.
Es fanden sich etwa 70 Teilnehmer ein, von denen ich nicht alle kannte.
Aber ich freute mich über das Wiedersehen, wenn auch nur per Bild oder Namenseinblendung.
Der Vortrag beschäftigte sich mit für Bienenzüchter essentiellen Fragen.
Es ging insbesondere um Fragen der Kommunikation bei der Biene.
Einige Zitate habe ich aus dem Vortrag herausgegriffen und mitgeschrieben.
Diese Zitate gebe ich im folgenden wieder mit einigen Fotos vom Tablet-Bildschirm.
Wie schaffen es die älteren, erfahrenen Bienen, den Jüngeren Informationen weiterzugeben?
Alles hängt mit Allem zusammen.
Alexander von HumboldtWaldinsekten – Geheimnissvolle Waldbewohner
Hauptfeinde der Bienen sind die Bären,
deshalb befindet sich die perfekte Bienenwohnung in möglichst großer Höhe in den Bäumen
Professor Tautz
Blütenstempelung durch Bienenfüsse
Teilnehmerfrage: Wie erkennen die Bienen, welche Blüten bereits beflogen und aktuell kein Nektar mehr vorhanden ist?
Antwort Professor Tautz: Durch Blütenstempelung durch Bienenfüsse, welche Duftmarken hinterlassen.
Pikante Information: Auch Hummeln machen duftende Fussabdrücke auf Blumen!Fragen von zentraler Bedeutung
Zentrale Fragenkombination:
Wie geht’s den Bienen?
Wie geht’s dem Wald?
Professor Tautz
Bienen enorm geruchsempfindlich
Bienen sind enorm geruchsempfindlich.
Sie können einen Fingerhut einer Substanz in einer Wassermenge von der Größe des Bodensees riechen.
Professor Tautz
Weitergabe von Erlerntem
Honigbienen leben in der Tradition der Weitergabe von Erlerntem durch ältere Honigbienen an lernende jüngere Honigbienen. Heuschrecken lernen dagegen ihre Elterntiere zum Beispiel nie kennen.
Professor Tautz
Das enorme Lernverhalten der Honigbiene
Das enorme Lernverhalten ist eine der großen Besonderheiten der Honigbiene gegenüber anderen Insekten.
Sind Hinflug und Rückflug identisch?
Der Hinflug zu den Blumen findet zickzack im Suchmodus statt, der Rückflug zum Bienennest findet dagegen geradlinig statt.
In welcher Flughöhe fliegen die Bienen?
Teilnehmerinnenfrage: In welcher Flughöhe fliegen Bienen zu den Trachtquellen? Antwort Professor Tautz: Bei stärkerem Wind fliegen die Bienen sehr nah am Boden. Die nehmen dann die Wegstrecke subjektiv größer wahr.
Wie hoch können Bienen fliegen?
Teilnehmerfrage: Wie hoch können Bienen fliegen?
Antwort Professor Tautz: Zehn bis zwanzig Stockwerke hohe Hochhäuser können erfolgreich Bienenvölker auf dem Dach beherbergen. Es gab auch Berichte von Bienenvölkern auf 100 Stockwerke hohen Wolkenkratzern. Auch können Honigbienen dazu trainiert werden, eine Futterquelle auf einem Heissluftballon anzufliegen.
Das dreistufige Modell der Honigbienennavigation
Das dreistufige Modell der Honigbienennavigation findet durch die Drei Stufen: 1. Schicken, 2. Suchen und 3. Locken statt.
Schicken
Beim „Schicken“ beschreibt die Tänzerin mit dem Schwänzeltanz ein ungefähres Zielareal für die Sammlerinnen, liefert jedoch keine zuverlässige Richtungsangabe.
Suchen
Beim „Suchen“ folgen unerfahrenen Sammlerinnender Information aus dem Tanz und orientieren sich in der Suchphase zusätzlich an Blütenduft, Pheromonen, Landmarken, oder der Duftspur der erfahrenen Sammlerinnen.
Locken
Das „Locken“ erfolgt durch zielführende Reize, wie dem Duft von Blüten oder den Duftignalen von erfahrenen Sammlerinnen, wodurch die unerfahrenen Sammlerinnen schließlich zur Honigquelle finden.
Aus DER SPIEGEL 20-2021, S. 108-109
Bildschirm von Prof. Jürgen TautzEnde
Leider fiel ja der geplante Biokreis-Imkereitag in Nürnberg aus.
Stattdessen fand ein zweistündiger Online-Vortrag über Klimaveränderungen und deren Einfluss auf die Honigbiene statt.
Aus meiner Sicht wurde nicht viel Neues geboten, aber für den einen oder anderen Neu-Imker war sicher etwas dabei.
Ich möchte nachfolgend einige Zitate aus dem Vortrag zitieren, und diese mit meinen eigenen Gedanken dazu erläutern.
Honigbienen sind stärker mit der sie umgebenden Landschaft verbunden als Rinder und Schweine.
Dies Aussage zeigt, dass das Landwirtschaftsministerium in Bayern irrt, wenn es Bienen von der Viehzählung ausschließt. Die Begründung, dass Bienen flächenunabhängig seien, ist schlichtweg falsch. Honigbienen sind sogar viel stärker flächenabhängig als Rinder und Schweine.
Die Nahrungsverfügbarkeit ist für die Biene aktuell reduziert wegen des Biodiversitätsverlusts.
Dem kann ich 100% zustimmen. Die aktuelle Landschaft hat vor allem die wichtigen Haselnuss- und Salweidensträucher und Bäume verloren, aufgrund von Hackschnitzelproduktion.
Wir beobachten eine Desynchronisierung der Blühtermine in Relation zu den Klimakurven.
Die Honigbienen können oft wichtige Pollentrachten wie die Haselnussblüte nicht nutzen, weil es aufgrund der Vorverschiebung der Blühtermine noch zu kalt zum Fliegen ist, oder es noch nicht genügend Flugbienen gibt, weil die Vorbereitungszeit zu kurz war.
Bei der Eiweißversorgung können wir Rückkopplungsmechanismen zu beobachten.
Mit Eiweiß unterversorgte Bienen werden kurzlebig. Diesen Bienenverlust versucht das Volk durch verstärkte Brut verzweifelt auszugleichen. Daher sind große Brutflächen nicht immer ein Grund zum Jubel, sondern manchmal ein Alarmzeichen, vor allem, wenn das Verhältnis zwischen Bienen und Brut nicht mehr ausgeglichen ist.
Mikronährstoffe sind vor allem im Pollen enthalten.
Vielfältiger Blütenpollen aus natürlicher Pflanzenvielfalt kann durch Pollenersatzstoffe niemals vollständig ersetzt werden.
Vielfältigen Pollen nutzen die Bienen zur Selbstmedikation.
Vielfältiger, artenreicher Blütenstaub ist die wichtigste Ressource für die Bienen. Die Bienen holen sich Nektar bevorzugt von Massentrachten. Bei Pollen hingegen verfolgen die Honigbienen eine andere Strategie. Pollen holen sich die Bienen gerne von vielen unterschiedlichen Quellen von überall her, und handeln beim Pollen nach dem Grundsatz „Qualität vor Quantität“.
Rapswüsten reichen nicht für eine gute Pollenversorgung.
Rapswüsten reichen einfach nicht, denn nach dem Abblühen ist plötzlich nichts mehr da für die Bienen.
Der Fettkörper als Speicherorgan und Immunorgan ist erheblich unterentwickelt bei Pollenmangel.
Dadurch werden die Bienen anfällig für Viruserkrankungen.
Auch die Futtersaftdrüsen bleiben erheblich unterentwickelt bei zu wenig Pollenangebot.
Das bedeutet, dass die Ammenbienen in ihrer Tätigkeit stark eingeschränkt sind, und dadurch die Larvenfütterung ebenfalls nur eingeschränkt stattfindet, was zu kurzlebigen, lebensschwachen Bienen führt.
Tierwohl (Bienengesundheit) wird kontinuierlich wichtiger werden.
Die Referentin definierte Tierwohl so: Freiheit von Krankheit und Verletzung, Freiheit von Hunger und Durst, Freiheit von Stress, Freiheit von Angst und die Freiheit, natürliches Verhalten zu zeigen.
Der Wachsdurchlauf (Wachstrecke) hat zu besseren Wachsanalysewerten geführt.
Die Veränderung vom Wachskreislauf (frühere Methode) hin zum Wachsdurchlauf hat zu einer deutlichen Verbesserung der ökologischen Wachsqualität geführt.
Zoonosen werden ein wachsendes Problem.
Die Übertragung von Krankheiten durch Hummeln auf Honigbienen kann in artenreichen Landschaften zum Problem werden, allerdings stellte die Referentin auch fest, dass Vielfalt und hohe Biodiversität die Krankheitslast zu senken imstande ist.
Auswertung des CHAT
Ein Teilnehmer wies darauf hin, dass sich im Hartschaum verschiedene Additive (Z. Bsp. brandhemmende Mittel) befinden, die dann in den Bienenorganismus ausgasen und die Bienen gesundheitlich schädigen können.
Ich wies noch darauf hin, dass die Bienen mikroskopische Teile des Styropors und des Hartschaums (Hartschaum etwas weniger) abnagen und abtragen. Dieses Mikroplastik verteilt sich dann in der ganzen Beute und kontaminiert das Propolis, den Honig und das Bienenwachs.
Dazu kommt, dass die Kunststoffbeuten aus Erdöl, also einem fossilen Energieträger hergestellt sind, und dadurch selbst zum Klimawandel beitragen.
Die Referentin ermahnte uns, Zeit mit gegenseitigen Schuldzuweisungen zu verschwenden, sondern stattdessen sollte die Übernahme von Verantwortungen im Vordergrund stehen.
Es wurde darauf hingewiesen, dass die an der Inverkehrbringung der Pestizide beteiligten Personen (Zulassungsbehörden, Institute, Agrarhandel, Pestizidhersteller) nach dem Verursacherprinzip die Hauptverantwortung tragen.
In diesem Zusammenhang möchte ich auf den Blogbeitrag: Bienensterben. Warum sterben die Bienen? Mein Vorschlag für einen Rettungsplan. hinweisen. Blogbeitrag öffnet sich in einem neuen Fenster.
Eine Biene mit flacherem Brutrythmus, größerer Flugstärke, geringerem Verflug, und höherer Lebensdauer der Einzelbiene. Bienen mit solchen Eigenschaften haben große Vorteile bezüglich der zu erwartenden Veränderungen. Als Ergänzung empfehle ich folgenden Vorstellung der Dunklen Biene vom Bundesverband der Dunklen Biene Deutschland:
Danke fürs Lesen und Anschauen,
Hans Georg Oswald (Tierwirtschaftsmeister Fachrichtung Bienenhaltung)