Blüte der Apfelbäume im Isar-Hügelland
Praktische Arbeiten am Heim-Bienenstand
Text und Fotos: Hans Georg Oswald, Imkermeister bei bio-honig.com (Imkerei Oswald)

Eine Apfelblüte des Himbeerapfels von Holowaus (um 1850) im Mai zur Zeit des Haupttrachtfluges.. Foto: bio-honig.com (Bienenhof Familie Oswald)
Bildung neuer Jungvölker für die eigene Vermehrung
Königinnenableger, Brutableger und Zellenableger
Was sind Königinnenableger?
Königinnenableger sind ein kleines Jungvolk, welches aus 3 Waben im Dadant-Brutraum-Standmaß gebildet wird, mit einer Pollenwabe, einer Leerwabe, einer Brutwabe mit auslaufender, überwiegend verdeckelter Brut, sowie mit der Altmutter des Mutterstockes. Die Backenwaben des Ablegers sind sogenannte Endbretter, das sind Rähmchen mit Vollholzfüllung, als wärmende Hülle und zur Erhöhung des Bienenkomfort des Ablegers. Der Königinnenableger ist schon bei der Bildung weiselrichtig, und muss dann zügig mit ausgebauten Leerwaben erweitert werden. Das Flugloch wird auf 6 mm Höhe und 10 mm Breite stark verkleinert, und befindet sich seitlich an der Position des Jungvolkes. Es dürfen sich keine Schwarmzellen im Königinnenableger befinden. Idealerweise befindet sich der Königinnenableger nicht in Schwarmstimmung. Der neu gebildete Königinnenableger wird in ca. 6 km Entfernung von den Mutterstöcken aufgestellt, möglichst an einem eigenen Stand nur für Jungvölker.
Was sind Brutableger?
Brutableger sind ein kleines Jungvolk, gebildet aus einer Pollenwabe, einer Leerwabe und einer Brutwabe mit auslaufender, überwiegend verdeckelter Brut, jedoch ohne Königin. Wichtig ist, dass die Brutwabe auch ein paar kleine Bereiche oder Stellen mit frisch gelegten Bieneneiern aufweist, damit das Volk sich Nachschaffungszellen davon ziehen kann. Das Jungvolk besitzt noch keine Königin, und muss sich diese erst noch selber ziehen. Deshalb ist es wichtig, dass der Brutableger eine besonders auffällige und individuelle Fluglochmarkierung bekommt, damit sich die heimkehrende Jungkönigin nicht verfliegt. Das Flugloch wird ebenfalls auf 6 x 10 mm verkleinert. Es dauert ca. 4 Wochen oder 28 Tage, bis man die neu gebildete Königin findet. Vorher ist die Suche zwecklos. Idealerweise befindet sich der Brutableger nicht in Schwarmstimmung. Der neu gebildete Brutableger wird entweder in ca. 6 km Entfernung von den Mutterstöcken aufgestellt, möglichst an einem eigenen Stand nur für Jungvölker.
Was sind Zellenableger?
Zellenableger sind ein kleines Jungvolk, das aus einer Pollenwabe, einer Leerwabe und einer Brutwabe mit auslaufender, überwiegend verdeckelter Brut gebildet wird, welche eine Schwarmzelle beinhaltet. Gegenüber dem Brutableger wird dadurch ca. zwei Wochen Zeit gewonnen. Naturgemäß befindet sich der Zellenableger in Schwarmstimmung. Das muss auch so sein, denn sonst hätte der Zellenableger ja gar keine Schwarmzellen, wenn er sich nicht in Schwarmstimmung befände. Der Zellenableger wird in ca. 6 Kilometer Entfernung von den Mutterstöcken aufgestellt.

Berufsimker Hans Georg Oswald bei der Vorbereitung von Bienenkästen für die Einquartierung von Ablegern aus der eigenen Bienenhaltung. Im Bild ein sogenanntes Endbrett, das ist ein Dadant-Brutraumrähmchen mit Stroben- oder Weymouthkiefern- Vollholzfüllung als Wärmehülle.
Foto: bio-honig.com (Imkerei Oswald)

Der Bienenhof Oswald zeigte als Demonstationsbetrieb Ökologischer Landbau als einer von 200 als vorbildlich ausgewählten Biohöfen in den 2000er Jahren wie Ökolandbau und Ökologische Bienenzucht in der Praxis funktioniert.
“Kürzlich startete in Bayern der 11.111 Öko-Landwirtschaftsbetrieb. Damit stellen statistisch gesehen derzeit täglich vier neue landwirtschaftliche Betriebe in Bayern ihre Bewirtschaftungsweise auf die Richtlinien des ökologischen Landbaus um. Mittlerweile werden in Bayern über 385.000 Hektar Fläche ökologisch bewirtschaftet und der Anteil an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche liegt bei über zwölf Prozent.”
Quelle: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Foto: bio-honig.com (Imkerei Oswald) im Mai zur Zeit der Apfelblüte.
Vorrede – Betrachtungen zum aktuellen Wettergeschehen, Trachtsituation und Entwicklungsstand der Bienenvölker
Nachdem wir heuer im Februar und März kaum Flugtage erlebten, und weder die Haselnussblüte, noch die Weidenblüte von den Bienen ausgiebig genutzt werden konnte, kann man sagen, dass dieses Jahr die Entwicklung der Bienenvölker ungefähr zwei Wochen hinter der Blühkurve hinterherhinkt.
Dazu kommt, dass der April und Mai bisher relativ kühl und sehr nass waren, wenngleich die Löwenzahnblüte dafür gut beflogen werden konnte.
Gerade in solchen Jahren haben wir jedoch die Chance, viel über die Bienen und ihre Natur zu lernen.
Normalerweise erwacht bei den Bienenvölkern während der Löwenzahnblüte der Schwarmtrieb , dies geschah diesmal nicht wegen dem Entwicklungsrückstand von zwei Wochen.

Eine Honigbiene mit lederbraunen Hinterleibsringen beim Nektarsaugen auf einer Löwenzahnblüte. Um sie herum sind 8 Gänseblümchen. Die Löwenzahnblüte hielt heuer relativ lange an, und wurde auch gut von den Bienen beflogen, während der Raps auch diesmal von den Bienen noch nicht angeflogen wurde, vermutlich auch, weil der Löwenzahn üppig vorhanden war, und näher lag. Foto: bio-honig.com (Imkerei Oswald) Mai.
Der gute Löwenzahntracht bewirkte eine harmonische Aufwärtsentwicklung der Bienenvölker, so dass alle Bienenvölker nun Lehrbuch-mäßig alle zwei Halb-Dadant Honigräume füllen.
Die übliche Praxis, klassische Drei-Waben-Ableger zu bilden, um bei den Bienen im Brutraum Überfüllung zu verhindern, und die aufstrebende Entwicklung und Brutdynamik zu fördern war diesmal nicht notwendig, da die Völker sich bisher sehr harmonisch entwickelten
Im Telefon- und Online- Imker-Austauschu wurde aber berichtet, dass etliche Leute Völker zu spät die Honigräume gaben und dadurch bei diesen Kollegen leider das Brutnest verhonigte und die Königin zwangsweise eine Legepause einlegen musste, was meist irreversibel zu Schwarmgeschehen führt.
Ich finde es fachlich falsch, zur Trachtzeit die Bienenvölker zu vernachlässigen, die Bienen haben die Aufmerksamkeit und Fürsorge des Bienenpflegers verdient, der mindestens alle 5 Tage die Honigräume kontrollieren sollte.
Jeder richtige Imker sollte immer mit ausgebauten Honigräumen gut gerüstet sein, und die Völker nach oben erweitern, sobald ein Honigraum voll besetzt ist, unabhängig von der eingetragenen Honigmenge, solange die Tracht natürlich anhält, bzw. noch im Gange ist, und Aussicht auf weitere Trachttage zu erwarten sind.

Eine Königsdistel zaubert ein geometrisches Muster in das Grün am Bienenhaus. Die Schafe lassen die Disteln stehen, was dann den Bienen zu gute kommt.
Foto: bio-honig.com (Imkerei Oswald) im Mai.
Wie aber zeigt sich jetzt das Gesamtbild?
Es gab bisher zwar mehr Pollentage als Nektartage, deshalb haben die Bienen einen Eiweißüberschuss, der in einen starken Vermehrungstrieb (Schwarmstimmung) münden kann.
Allerdings haben die Völker im Löwenzahn Trachtflug eine gute, harmonische Aufwärtsentwicklung hingelegt.
Gleichzeitig steigen die Chancen auf eine Waldtracht, also Entstehung von Waldhonig im Juli, weil ein nasser April und ein verregneter Mai eine wichtige Voraussetzung für die Entstehung von Waldhonig darstellt.
Die Funktionskette Wald-Waldameisen-Honigbienen wird von der Forstwissenschaft und Forstwirtschaft noch viel zu wenig zum Aufbau klimastabiler Wälder beachtet und genutzt – leider!
Durch einen regnerischen Mai verzögert sich die Verholzung der Fichten-Maitriebe.
Dadurch bleibt der Stickstoffgehalt in den Maitrieben längere Zeit hoch, was zur Ausbildung einer geflügelten Generation der Rotbraun Bepuderten Fichtenrindenlaus (RBF) führt.
Wenn dann das Wetter Ende Juni und Anfang Juli für einen Ausbreitungsflug günstig ist, kann eine Waldhonigernte die Folge sein.
Die RBF wiederum filtern den Stickstoff den im Bast (Phloem) der Bäume vorkommenden Siebröhrensaft (SRS) heraus.
Der Siebröhrensaft des Bastes (Phloem) ist übrigens pflanzlichen, also veganen Ursprungs ist.
Somit ist der Waldhonig pflanzlichen Ursprungs und als veganes Erzeugnis des Waldes anzuerkennen, eine Gemeinschaftsleistung einer langen Funktionskette
Die RBFs sind ein natürliches Filtersystem des Waldes, und filtern den SRS zu kristallklarem Honigtau.
Wenn also der Mai regnerisch ist und dann das Wetter Ende Juni und Anfang Juli für einen Ausbreitungsflug günstig ist, kann eine Waldhonigernte die Folge sein.
Oder wie mein früherer Mentor und ehemaliger Honigobmann Josef Sittenauer (sel.A.) aus Weihmichl sagte:
Ein Imker lebt immer ein Viertel des Jahres von der Hoffnung und Dreiviertel des Jahres von der Enttäuschung.
Er sagte diesen Spruch immer, wenn er gefragt wurde, ob man von den Bienen leben könne.
Darin liegt viel Wahres, aber die Dankbarkeit gegenüber den Bienen sollte immer überwiegen.
Ein kühler Mai wird hoch geacht – hat uns stets fruchtbar Jahr gebracht

Auf dem Weg vom Bienenstand zeigen sich die Buchen in zartem Grün im Abendlicht.
Weiter geht es mit all den praktischen Dingen, die es zur Zeit der Blüte der Apfelbäume im Isar-Hügelland zu tun gibt.
Sommerfluglochkeile einsetzen
Den Bienen wird dadurch die Trocknung und das Eindickens des Blütennektars erleichtert.

Ein Blütenteppich aus gelben Blüten und weißen Blüten. Auf einer Blüte sitzt eine Biene.
Foto: bio-honig.com (Imkerei Oswald).
Kontrolle auf Schwarmstimmungs alle 5 Tage
In diesem Falle bilde ich einen brutlosen Königinnenableger, bei gleichzeitiger Brutdistanzierung. Das bedeutet dass ein leerer Bienenkasten an Stelle des bisherigen Volkes kommt, mit der Königin und allen unbebrüteten Waben.Dort kann die Königin ein neues Brutnest aufbauen.Daneben kommt der alte Kasten mit allen Brutwaben und Bienen ohne die Königin.
Exkurs: Was genau löst die Schwarmstimmung aus? (3)
Durch diesen Mangel an Pheromon beginnen die Bienen sich hormonell zu verändern, und beginnen sich selbst als Königin zu fühlen, und werden schwarmreif.
Teddybären der Luftmeere zu entdecken

ein “Teddybär der Luftmeere” (Hummel) tankt Energie indem er Apfelnektar aus einer Apfelblüte mit seinem Saugrüssel trinkt. Apfelblütennektar. Foto: bio-honig.com (Imkerei Oswald) im Mai.
Schwarmdämpfende Massnahmen bzw. Schwarmvorbeugung (4)
Die zweite Strategie besteht darin, das Brutnest klein auf 6 bis 8 Dadant-Waben ( = 9 bis 12 Zander) zu halten, wie dies in der neuen Betriebsweise des Angepassten Brutraums propagiert wird (Pressing).
Ablegerbildung
Es gibt laufend massiv Flugbienenverluste, deshalb sind wir Imker leider gezwungen ständig gegenzusteuern.

Die ersten Ableger des Jahres finden ein ruhiges windgeschütztes Plätzchen unterm grünen Blätterdach des Waldes.
Foto: bio-honig.com (Imkerei Oswald)
Als Faustregel sollte man auf jeden Falle einen Brutableger pro Bienenvolk im April anstreben.
Schwarmbeobachtung
Ich beobachte sowohl das Flugverhalten, als auch das Flugloch selbst.
Außerdem gibt es Schwarmbäume zu kontrollieren, wo jedes Jahr sich die Bienenschwärme anlagern, sogenannte Schwarmansatzstellen.
Rosa Apfelblüten vor dem Kobaltblau des Himmels

Rosa Apfelblüten vor dem Kobaltblau des Himmels ergeben eine tolle Farbharmonie. Foto: bio-honig.com (Imkerei Oswald) im Mai.
Spurbienen

Das Bienenhaus wurde 75 Jahre alt! Es wurde von 1946 von der Imkerin Rosemarie v. Cetto bei einem Zimmerermeister in Auftrag gegeben. Seit dem Jahr 2003 wurde es als Bienenrückzüchtungsstation der Einheimischen Biene (Hallertauer Biene) behutsam restauriert und neu eingeweiht.
Foto: bio-honig.com (Imkerei Oswald).
Schwarmvorwegnahme
Schwarmfang
Für den Schwarmfang benötigen wir einen leeren Bienenkasten mit Wandergurt, ein großes Flugbrett, ein Fläschchen Melissengeist (als Schwarmlockmittel), eine Puten- oder Gänsefeder, einen feinen einreihigen Besen aus Nylonborsten, einen leichten Schwarmfangkasten für die Leiter, eine leichte Dreipunkt-Obstbauleiter, einen Wasserzerstäuber, eine stabile Astschere , eine Obstbaumsäge, eine Teleskopsäge und eine Rosenschere, außerdem ein bewegliches Schattendach und einen höhenverstellbaren Beutensockel.

Die kleine Bio-Schafherde des Bienenhofes der Familie Oswald im Isar-Hügelland zu Zeit des Beginns der Apfelblüte.
Foto: bio-honig.com (Imkerei Oswald)
Aufsetzen und Ausgleich der Honigräume
Bienenstaat und Bienenleben
Können uns Belehrung geben
Dass nur die vereinte Kraft
Große und gute Werke schafft

Ein altes Holzfenster mit mittelalterlichen Butzenscheiben und einem barocken Holzstuhl im Historischen Bienenhof Hallertau, restauriert von Glaskünstlerin Ruth Oswald.
Foto: bio-honig.com (Imkerei Oswald).
Erntebeginn
Sobald der erste Honigraum schon schwer von Honig ist, und die Bienen mit dem Verdeckeln begonnen haben , ist es Zeit zur Schleuderung.
Die Schleuderung sollte auf täglicher Basis stattfinden.

Eine schlanke Honigbiene sucht emsig Apfelblütennektar auf einer Apfelblüte, und scheint hochzufrieden mit der Qualität desselben zu sein, da wir von Anfang an bis heute auf jegliche Pestizide verzicht haben. Die Bienen danken es uns.
Foto: bio-honig.com (Imkerei Oswald) im Mai.
Anzahl der Bienenvölker wird dargestellt mit dem Umriss eines Bienenkorbes und einer Zahl darin.
-
Völkerbestandsbuch
-
Blühtermine der wichtigsten Trachtpflanzen
-
Vermehrungsbuch
-
Erntebuch
Was nützt die schönste Blütenpracht, wenn die Biene daraus keine Früchte macht.

Mein erstes Imkerei-Schild, das ich auf etlichen Märkten in Landshut und München (Schwaigermarkt in der Altstadt, Bauernmarktmeile) an meinem Imker-Honigstand anbrachte. Jetzt hat es seinen Platz am Bienenhaus gefunden.
Foto: bio-honig.com (Imkerei Oswald)
Aufsetzen der zweiten Honigraumetage
Durch den Klimawandel und die überzogenen Pflanzenzüchtungen haben der Imker und seine Bienen ein immer kleineres Zeitfenster zur Verfügung, da die Blühzeiten immer früher und immer kürzer und schneller zu ende sind.
Geschleuderte Waben gleich sortieren
Nach dem Schleudern der Waben werden die Waben unmittelbar beim Herausnehmen aus der Schleuder sortiert.
Bei Kälteeinbruch wiegen (14)
Bei Kälteeinbruch und/oder nach der Honigernte müssen die Völker gewogen werden durch die Feder-Zeigerwage, auch Futterwage genannt.

Ein Apfelbaum zu Beginn der Blüte mit weiß-rosa Knospen, dahinter die Oberlauterbacher Pestkapelle aus dem 17. Jahrhundert.
Foto: bio-honig.com (Imkerei Oswald) Mai.
Weiterlesen im Imker Oswald Blog
Unsere Imkersprache – eine archaische Fachsprache. Mein enzyklopädisches Imkerlexikon mit 2000 Begriffen aus der faszinierenden Bienenwelt.
/ by Hans Georg OswaldSchwarmzeit: Warum schwärmen die Bienen eigentlich?
/ by Hans Georg OswaldWie kann man sein Immunsystem durch die Nahrung und Bienenprodukte am besten aktivieren und stärken?
/ by Hans Georg Oswald
[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]
2 Comments