Unsere Bienen bringen den ersten Blütenpollen von der Haselnuss
Erste Haselnusspollen des Jahres 2023
Unsere gestreiften Freunde brachten heute, am 7. Januar 2023 den ersten Haselnusspollen des Jahres
Die Wintersonne brachte nur einen Teil der Haselsträucher zum blühen

Titelbild: Zwei mutige Pollensammelbienen sind unter den Ersten, die trotz kühler Temperaturen schon am 7. Januar erfolgreich Blütenstaub von den Kätzchen der Haselnuss-Sträucher auf unserem Bienenland sammeln. Foto: Imkerei Oswald bio-honig.com
Was machen die Honigbienen mit dem Haselnusspollen im Bienenvolk

Eine Pollensammlerin mit einem warmgelben glänzenden Pollenklümpchen aus Haselnuss-Blütenstaub im Pollenkörbchen am hinteren Beinpaar im Landeanflug auf das Flugbrett des Bienenkastens. Foto: Imkerei Oswald bio-honig.com am 7. Januar 2023
Was bewirkt der Haselnusspollen im Bienenvolk

Gelbes Farbfeuerwerk im Bienenweideland des Bienenhofes Oswald im Isar-Hügelland. Foto: Imkerei Oswald bio-honig.com am 7. Januar 2023
Die Bienenköniginnen begannen heuer etwas früher als sonst mit der Eilage.

Vorsichtig wagen sich erste Bienen nach draußen an die Wintersonne. Das um 45° geneigte Flugloch aus angerauhter Weymouthkiefer unterstützt die Bienen bei der Sonnung. Man sieht hieraus, wie wichtig auch kleinste Details bei der Beutenkonstruktion sind. Foto: Imkerei Oswald bio-honig.com
Das Klima wird anscheinend wärmer und mediterraner
Die normalen Blühzeiten und Bienen-Beflug der Strauchhasel aus eigener Beobachtung

Eine blühende Bienenhecke auf dem Öko-Bienenhof der Familie Oswald. Eine Bienenhecke wie diese braucht etwa 20 Jahre. Diese Hecke haben wir 2002 gepflanzt und besteht aus Haselnuss, Schlehe und Wildapfel. Sie darf auf keinen Fall auf den Stock gesetzt werden (knicken), wie fälschlicherweise immer behauptet werden. Bienenweidegehölze brauchen viel Zeit, um eine relevante Größe erreichen zu können. Auch sollen sie in Gruppen gepflanzt werden. An diesem Foto kann man die gestaffelte Blüte der Haselnuss-Sträucher gut erkennen: Der Strauch im rechten Teil des Bildes ist schon in voller Blüte, der Strauch auf der linken Seite des Bildes ist noch nicht ganz aufgeblüht. Foto: Imkerei Oswald bio-honig.com am 07. Januar 2023.
Bienenvolk Nr 18 (SK RB H47 No 215 F1) war am findigsten

Pelzberockte Biene im Landeanflug. Hier habe ich eine der ersten Flugbienen des noch jungen Jahres 2023 festgehalten, die sich tatsächlich in den ersten Januartagen mutig hinausgewagt hatten. Diese Zuchtlinie ist sehr alt (seit 1920), und besitzt noch Eigenschaften der ursprünglichen Biene. Foto: Hans Georg Oswald ImkMstr. Anfang Januar 2023
Wie es nun weiter in der Völkerführung, welche Konsequenzen ergeben sich?

Bienen gehören auf jeden Selbstversorgerhof. Ein richtiger Bauernhof zeichnet sich dadurch aus, dass er 12 verschiedene Tierarten beherbergt (Alte Volksweisheit). Foto: Öko-Bienenhof Familie Oswald bio-honig.com
Der Haselnuss-Strauch liefert keinen Nektar, “nur” Blütenstaub

Selbstgebaute Doppelfuttertaschen aus Holz werden mit jeweils 7 Kilogramm angewärmten ökoregionalem Biokreis-Blütenhonig gefüllt, und den zu leichten Bienenvölkern nah an die Wintertraube gehängt, und gleichzeitig zum Anlocken etwas warmer Blütenhonig auf die Oberträger gestrichen. Die Bienenwintertraube wächst dann langsam in die Futtertasche hinein, so dass die Bienen und der Imker nicht mehr Angst haben müssen, dass die Bienen bei anhaltend kühlem oder regnerischem Wetter nicht verhungern müssen. Diese sogenannte Notfütterung ist nur in Ausnahmejahren erforderlich, etwa alle 10 Jahre. Foto: bio-honig.com
Der Futterbedarf im Bienenvolk bis zum Frühjahr (Schlehenblüte)

What a wonderful life – Die phantastisch goldgelben Kätzchen wiegen sich leicht im Wind vor dem azurblauen Januarhimmel. Foto: Imkerei Oswald bio-honig.com
Begriffserklärungen / Kleines Lexikon zur Haselnussblüte
- Angepasste Biene (Eine an die örtlichen Verhältnisse angepasste Biene wird immer seltener gefunden, da fast nur noch überzüchtete Königinnen angeboten und verkauft werden)
- Anpassungsfähige Biene (Dunkle Mitteleuropäische Biene)
- Arbeitswärme (entsteht durch Verzehren oder Umtragen von Futter)
- Besonnung (in Winter und Frühjahr ist ein Standortvorteil)
- Besonnung der Vorräte (bei Freiaufstellung fördert die Entwicklung positiv)
Bestäuberinsektengehölze (Haselnuss, Kornelkirsche, Weide, Schlehe, Vogelkirsche, Wildapfel, Wildbirne, Robinie, Weißdorn, Brombeere)
- Bienenausgleich (im Frühjahr zur Unterstützung schwach ausgewinterter Völker, meist durch Platztausch)
- Bienenflora (Bienennahrungspflanzen)
Bienenland (Nicht jeder für Bienen bereitgestellte Blühstreifen oder Stilllegung ist echtes Bienenland. Bienenland zeichnet sich durch ein Trachtfliessband von Massentrachten aus, welches mindestens 20 Bäumen pro Bienenvolk folgender Pflanzenarten aufweist: Haselnuss, Salweide, Schlehe, Vogelkirsche, Ahorn, Löwenzahn, Apfel, Robinie, Raps, Klee, Himbeere, Brombeere, Fichte, Eiche, Kiefer, Tanne, Himbeere, Brombeere, Sommerlinde, Winterlinde, Efeu, Goldrute Riesenbalsamine, Wilder Wein.)

- Dadant Beute ( Ab ca. 1875 erfunden von Charles Dadant; hat die Breite von Langstroth und die Höhe von Quinby, also 448 mm x 286 mm. Der geniale Gedanke Dadants war der Bau einer quadratischen Einraumeute mit 12 Waben, welche in der Breite mit Langstroth kompatibel ist. Dadant ist perfekt für Ertragsvölker. “Die Beute ist ein Arbeitsinstrument.”)
- Dreiklang Wald-Wiese-Weide (ausgesucht harmonisches Plätzchen für die Bienen)
Dunkle Mitteleuropäische Honigbiene ( Die Dunkle Europäische Honigbiene ist die einzige heimische Honigbiene. Sie ist bedrohte Wildbiene und Kulturerbe zugleich. “Neben der unbestrittenen klimatischen Anpassung besitzt die Dunkle Mitteleuropäische Biene Eigenschaften, die mit der heimischen Flora aufs engste verbunden sind. Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass viele einheimische seltene Pflanzen von der Dunklen Mitteleuropäischen Biene bestäubt werden, nicht aber von anderen, südlicheren Honigbienen-Hochzuchten. Die heimische Pflanzenwelt ist somit auf die Dunkle Mitteleuropäische Biene neben Solitärbiene und Hummel als ökologisch angepasste Bestäuberin angewiesen. Die Dunkle Biene war mit dem Mitteleuropäischen Wald aufs Engste verflochten. Im Zusammenspiel mit den hügelbauenden Waldameisen erfüllte sie eine unersetzbare Schlüsselrolle in allen Mitteleuropäischen Ökosystemen. Die Dunkle Mitteleuropäische Biene ist zugleich bedrohtes Wildtier, alte Nutztierrasse und Europäisches Kulturerbe.” Zitat aus dem Youtube-Video: Die dunkle Biene – eine Vorstellung, veröffentlicht am 21. November 2022.)
- Entwicklungsrythmus der Bienen (Der Imker trägt Sorge über die Beachtung und Unterstützung der natürlichen Entwicklungsrythmen in jedem einzelnen Bienenvolk.)
Flächenabhängigkeit des Nutzinsekts Honigbiene (Das landwirtschafliche Nutztier Honigbiene ist flächenabhängig, da es als absolutes Freilandinsekt im Freiland Nahrungsflächen existenziell benötigt.)
- Farbtabelle der Pollenfarben: https://www.imker-klosterneuburg.at/index.php/infos/18-pollenfarben
- Folgen des Bienensterbens (Angebotsverknappung aller Nahrungsmittel, vor allem der höherwertigen Eiweiß- und fetthaltigen Nahrungsmittel, Preiserhöhung bei allen Nahrungsmitteln; Austrocknung der Böden durch fehlende Artenvielfalt und damit Durchwurzelung; Wasserknappheit und sinkende Grundwasserspiegel; Verteuerung der Wasserversorgung; Zusammenbruch des Ökosystems, dadurch Rückgang der Einnahmen durch Tourismus; Zunahme physischer und psychischer Erkrankungen der Bevölkerung, insbesondere bei Kindern; Dadurch Sinken der Geburtsrate ; Weitere Degeneration der Landwirtschaft, des Gartenbaues und der Forstwirtschaft. Zunehmende Betriebsaufgaben und Insolvenzen bei Landwirten, Gärtnern, Gemüsebauern, Milchviehbetrieben, sowie deren nachgelagerten Bereichen, dem Lebensmittelhandwerk und Lebensmittelfachhandels; Verödung der Landschaft, infolgedessen Sinken der Kauf- und Konsumlaune; Rezession, Geldentwertung, Abwanderung und Desinvestition).
- Frühjahrsforcierung (geschieht am besten durch Platztausch, Futterausgleich, Brutausgleich, Bienenverstärkung und Honigraumtausch)
Frühpollen (Pollen von Bäumen und Straucharten , die vor dem Laubaustrieb blühen.)

Horterinnen (Arbeitsbienen, welche den ankommenden Sammlerinnen das Sammelgut abnehmen).
- Honigbogen (und Pollenkranz)
- Honigsattel (Der Honigsattel sitzt über dem Pollenkranz bzw. Pollengürtel.)
- Innensitzenmüssen (Innensitzenmüssen schadet den Bienen im Winter nicht, im Gegenteil, es schont die Bienensubstanz)
- Lebensflamme (Der Tod arbeitet im Bienenvolk sehr rasch. Bienen sterben innerhalb von 60 Minuten infolge von Heimweh, Unterkühlung, Hunger, Durst oder Sauerstoffmangel.)
- Leichenfall (Der Leichenfall während des Winters ist ein Gradmesser für die Langlebigkeit der Bienen, für die Qualität der Wintervorräte und für die baubiologische Qualität der Bienenbehausung).
- Lokalrasse (Die einheimische Lokalrasse benötigt dort, wo sie noch vorhanden ist, dringend Schutzgebiete. die einheimische Biene ist in ihrer eigenen Heimat fremd geworden, und findet sich in Monokultur-Güllewüsten nicht mehr zurecht, vom “modernen”, ausgeräumten Plantagen-Fichtenstangen-Forst ganz zu schweigen.)
- Luftnot (Tote Bienen, die die Eingangsöffnung der Beute versperren können zur Erstickung des Wintervolkes führen.)
- Nährstoffe der Bienenwelt (Blütenstaub, Blumennektar und Honigtau)
- Naturtränke (windstill und besonnt)
- Pelzbienen (Eine dicke Wulst aus Bienen, die eine wärmende Hülle um das Brutnest oder die Bauwabe bilden.)
- Pelztier (Pelzinsekt; Die Bienen und insbesondere darunter die Hummeln tragen Pelz, und werden auch als Teddys der Lüfte oder als pelzberockt bezeichnet.)
- Pollenborsten (zum Festhalten von Pollenklümpchen an den Hinterbeinen und am Körper)
- Pollenbürste (zum Auskämmen des Pollens aus dem Haarkleid der Biene)
Polleneiweiß (Vornehmlich Jungbienen des Herbstes verzehren eine Menge dieses Pollens und gewinnen dadurch Reserven für ihren Körper. Mit diesen Reserven bilden sie dann im zeitigen Frühjahr die Ammenmilch für die erste Brut.)

- Pollengrübchen (zum Abstreifen von Pollen von den Fühlern)
- Pollengürtel
- Pollenhöschen
- Pollenklümpchen
- Pollenkörbchen
- Pollenkranz (und Honigbogen)
Pollenlast (einer Biene; 100 Milligramm wiegt eine lebende Arbeitsbiene; 150 Milligramm wiegt eine lebende Trachtbiene mit Pollenlast)
- Pollenlieferanten im April (Weide, Pappel, Taubnessel, Ahorn, Kirsche, Löwenzahn, Apfel, Raps)
- Pollenscheibe (Auf den das Brutnest direkt umschließenden Waben sind Pollenscheiben angeordnet, also mehr oder weniger runde Pollenflächen.)
- Pollenspendende Pflanzen
- Pollenstäubchen (im Gemülle)
- Pollentisch (“Die Natur deckt den Pollentisch im März”.)
- Pollentrachtkurve
- Pollenvorräte (werden nahe an die Brutflächen getragen)
Pollenzehrung (Nur durch kräftige Blütenpollenzehrung werden Bienen stark.)
- Pollination (Bestäubung )
- Primäre und sekundäre Ursachen des Bienensterbens (Primäre Ursachen sind Total-Herbizide wie Glyphosat, Insektizide bei Raps und anderen Feldfrüchten, sowie und rotierende Agrar-Technik, wie zum Beispiel das Mulchen. Sekundäre Ursachen sind der Schwund der Lebensräume der Bienen, wie durch das Häckseln von artenreichen Waldrändern, sowie die zu geringe Berücksichtigung und Schutz der Bienen in den Entscheidungen zur Agrarpolitik und Kommunalpolitik.)
- Produktionsintegrierter Naturschutz (Die Bienenhaltung ist klassisches Beispiel für produktionsintegrierten Naturschutz)
- Salweidenhonig (speichern die Bienen in dicken Kränzen im Monat März)
- Strauchblüte (Z. Bsp. Haselnussblüte)
Temperaturgefühl (Das natürliche Temperaturgefühl darf der Biene nicht genommen werden durch zu warme Verpackung oder Abschirmung.)
- Wärme-Gemeinschaft (“Wärme ist Alles”)
- Wärmesitz (Der Wärmesitz der Bienen ist in Kugelform)
- Winterausfälle (Winterausfälle von 3% sind normal, darüber muss geforscht werden, warum die Ausfälle höher liegen. Aktuell liegen die Winterausfälle zwischen 25% und 50% weltweit, deshalb spricht man von weltweitem Bienensterben. Normal wären 3%. Auch in 2023 wird deutschlandweit wieder mit hohen Winterverlustraten deutlich über 30% im Durchschnitt gerechnet.

Alle Jahre wieder, jedoch diesmal extrem früh, muss die Bienentränke aufgestellt werden, an einem sonnigen, windstillen Platz, ungefähr 5 Meter hinter den Beuten. Diesmal habe ich den Boden eines schwarzen Baueimers mit einem Messer abgeschnitten, weil sich der schwarze Boden leichter erwärmt, damit keine Bienen erstarren. In den Boden habe ich zwei schwarze Lavasteine gelegt (ebenfalls aus Wärmegründen) und der Länge nach halbierte Met-Korken als Landungsschiffe für die Bienen, welche sie dankbar annehmen. Foto: Imkerei Oswald bio-honig.com
Resümee und Ausblick
Geschrieben am 31. Januar 2023
Die kurze Wärmephase Anfang Januar war wichtig für die Stimmung im Bienenvolk. Allerdings wurde das Flugwetter sehr abrupt wieder durch kühle Temperaturen um 0° Celsius beendet, noch bevor die Bienen richtig mit dem Sammelflug beginnen konnten. Deshalb muss ich leider festhalten, dass die Haselnussblüte nur marginal genutzt werden konnte. Das Muster der letzten Jahre scheint sich zu wiederholen, nämlich dass der Frühling im Zeitraffer stattfindet, mit sommerlich warmen Tagen schon im April, was dazu führt, dass die Bienenvölker nicht genug Zeit finden, um rechtzeitig ihre großen Flugpopulationen aufbauen zu können. Der verfrühte Sommer hat 2022 zum Ausfall der Waldtracht und des Tauhonigs geführt, was sich 2023 hoffentlich nicht wiederholt. Den Imkern und Imkerinnen bleibt wohl nichts anderes übrig, dass sie ihre eigene Betriebsweise an die neuen Gegebenheiten anpassen, und die ständig irrenden und sich ständig wiederholenden Lehrmeinungen kritisch beleuchten und hinterfragen.
Vielen Dank fürs Lesen!
Eine gute Überwinterung der Bienenvolk wünscht
Hans Georg Oswald, ImkMstr.
Imkerei Oswald bio-honig.com (Biokreis & Tagwerk Bienenhof)