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Bienengedichte
Bienenpoesie mit Bildern
Ein weißes Lämmchen ist zum ersten Mal auf der Weide Mitte Februar am Bienenhof der Imker Familie Oswald. Foto: Hans Georg Oswald
Der Immen Bitte vor dem Winter
Ein Gedicht in 8 Stroph von Franz Tobisch, alias Imker Jung-Klaus
1.
Oh lieber Imkersmann, hör unsere Bitt‘:
Der Gilbhart* ist da, und löchrig unsere Hütt‘
2.
Bald wehet gar bissig der Nordwind ins Tal
am Himmel nur Grausen, kein wärmender Strahl
3.
Wir haben gefüllt mit köstlichem Seim
mit
Pollenbrot das trauliche Heim
4.
Doch weht uns der Winter den Schnee in das Nest
das wär unser Ende, das gäb‘ uns den Rest
5.
Wir haben ja nichts auf dieser Welt
nur harte Müh‘ und dies morsche Gezelt
6.
Und stellt der frostige Winter sich ein
dann fehlt uns sogar der Sonnenschein
7.
D’rum lieber Imker, hör unsere Bitt‘
verstopfe die Ritzen und Löcher mit Kitt**
8.
Dann stürme nur Winter! Wir halten still
und danken’s dem Meister beim Flug im April
.
(Jung-Klaus)
* Gilbhart (poetisch) = Oktober
** Erwärmtes Bienenkittharz oder erwärmter Glaser-Leinölkitt
Der Biene Lied
Gedicht in 3 Strophen von Otto von Zschock
1.
Seit Jahrmillionen klingt der Biene Lied
in unserer Erde sonndurchwärmten Raum.
Es klingt un klingt in Heide und Ried,
Es schwingt und schwingt das Lied von Baum zu Baum
2.
Und immer wieder lauscht des Menschen Ohr
versonnen dem geheimnisvollen Lied,
bis es ihn über toten Tag empor
in die Gefilde guten Wollens zieht.
3.
Das schlichte Lied, so innig fein verquickt
mit der für ewig heiligen Natur,
wie führt es uns, indem es uns entzückt,
auf des Allweisesten erhabne Spur!
(Otto von Zschock)
Oktoberlied am Bienenstand
Gedicht in 4 Strophen von Otto von Zschock
1.
Golden sinkt der Sonne Licht
auf die stille Welt;
in ihr herbstlich Angesicht
die Verklärung fällt.
2.
Und am Stande, hinterm Strauch
-welche Melodie!-
klingt es wie der letzte Hauch
einer Symphonie:
3.
Alles, was der Sommer bot,
Süße, Duft und Sang,
Seligkeit und Liebesnot
liegt in diesem Klang!-
4.
Und ist doch, als träumest du
Klang und Melodei.
„Sommerglast und Sommerlust
seid ihr schon vorbei?“
(Otto von Zschock)
Welt ohne Biene
Gedicht in 3 Strophen von Otto von Zschock
1.
Du zartes Tier,
und doch so starkes Glied
in des Geschehens
goldnem Kettenring,
wie lebten wir,
wenn nicht dein Sommerlied
so selig,
in den süßen Lüften hing?-
2.
Würd nicht beständiglich
verwandte Blütenart
in treuem Liebesdienst
durch deinen Fleiß gepaart-
Öd wär die Welt:
kein Same, keine Frucht,
kein grüner Baum
in unserer Blicke Flucht!
Was wir gewesen,
unsere Kultur
wär eines Weges
sandverwehte Spur.
3.
Ja würde nicht
dein sanftes Singen sein,
es stürzten
abertausend Harmonien ein.
(Otto von Zschock)
Honigbrot
Gedicht in 3 Strophen von Imker Oswald
Betörende Süße
Berauschend die Sinne
Stärkend und labend
das Gold aus den Waben
2.
Gestreift und gepanzert
feinsinnig und zart
schwärmend in die Luft
die Bienenkönigin ruft
3.
Oft verlacht
doch nie verachtet
Linderung der Not
Das ist Honigbrot
(Hans Georg Oswald)
Zum Wettergeschehen passt das folgende Gedicht, das Annegret Liegmann an uns gesendet hat:
Der Frühling steht vor der Tür
Gedicht in 8 Strophen von Annegret Liegmann, München, den 22. März 2015
1.
der Winter hat sich ganz sacht aus dem Staub gemacht
die Schneeglöckchen läuten zart den Frühling ein
das Lied welches erklingt hat seinen Sinn
hört doch mal hin
2.
die Menschenherzen im Sonnenschein liebevoll schwingen
alsbald die Vöglein fangen an zu singen
holder Frühling im Sonnenschein
ziehe in alle Herzen hinein
3.
alle Pflanzen sind zum Leben erwacht
in einer bunten Farbenpracht
alles grünt und blüht in Fülle, auch die Krokusse sich zeigen
die bunten Schmetterlinge tanzen einen Reigen
4.
die Vögel zwitschern im Chor
die Menschen öffnen lauschend ihre Ohren zu hören die lieblichen Töne
die Bienen die Weidenkätzchen besuchen
vollbeladen mit Blütenstaub reichlich und rein kehren sie ein in ihr Heim
5.
die Pollen schmecken sehr fein
und geben den Bienen die Kraft für ihre Arbeit
welche sie tun
ohne sich auszuruhen
6.
das Gras sich kräftig und grün
sich dem Himmel entgegenstreckt
eine Libelle am Teich
einen Regenbogen entdeckt
7.
der Regen reinigt die Natur
in der Natur ist immer was los
rund um die Uhr
so lasst euch von dem Frühling locken
8.
mit Regen oder Sonnenschein
geht munter in den Tag hinein
geht hinaus in Feld, Wald und Flur
genießt den Tag, so wie er zu euch kommen mag
.
(Annegret Liegmann)
Der Blüte Kelch
Gedicht in 4 Strophen von Otto von Zschock aus „Kranz des Lebens“
1.
Gar oft hob ich die Hände,
zu einem Gott empor.
Die seinen wollte ich fassen,
doch trat er nicht hervor.
2.
Da bot sich mir im Garten
just einer Blüte Pracht.
Ihr Kelch glomm in der Sonne,
wie aus Rubin gemacht.
3.
Ich nahm ihn zu den Augen
und schaue tief hinein.
Mir ward, als könnt ich trinken
der Götterrunde Wein:
4.
O holder Duft! O Wunder
kostbarster, zarter Zier! —
Ich hielt in meinen Händen
den Gott — er sprach zu mir
.
Otto von Zschock
Die Biene
Ein Gedicht von Gertrud Kolmar in 3 Strophen
1
Die kleine Seele
Zarter Symbole
Taucht in das Füllhorn
Früher Gladiole,
Schöpft weiße Schaummilch,
Brockt gelbe Bretzel,
Folgt eines Windes
Freundlichem Rätsel.
2
Flughauch läßt klingen
Goldtropfenblumen;
Da sie noch schwingen,
Löst sie die Krumen.
Winziger Engel,
Summende Flocke,
Rührt sie den Schwengel
Glitzernder Glocke.
3
Des Kindes Auge,
Das Gott zerbrochen,
Eh‘ es zu Rosen
Leuchtend gesprochen,
Schwebt aus den Lidern,
Die sich ihm sperrten,
Hängt braun und samten
An Sonnengärten.
.
(Gertrud Kolmar)
Begehre ein Hirte zu werden
Gedicht von Angelus Silesius aus dem „Chuerubinischen Wandersmann“.
Denkt doch, was Demut ist.
Seht doch, was Einfalt kann.
Die Hirten schauen Gott am allerersten an.
Der sieht Gott nimmermehr,
noch dort,
noch hier auf Erden,
Der nicht ganz innerlich begehrt,
ein Hirt zu werden
.
(Angelus Silesius)
Der Engel im Walde
Ein Gedicht in sieben Strophen aus der Feder von Gertrud Kolmar
1
Ich aber traf ihn nachmittags im Wald.
Ein Wunder, das durch Buchenräume ging,
So menschenfern, so steigend die Gestalt,
Dass blaue Luft im Fittich sich verfing;
2
Das Antlitz schien ein reines, stilles Leid,
Sehr sanft und silbrig rieselte das Haar,
In großen Falten schritt das weiße Kleid.
Er schaffte nichts, er sagte nichts; er war.
3
Und nichts an ihm, was schreckte, was verbot,
Und dennoch: keines Sterbens Weg genoss,
Daß meine Lippe, ob auch unbedroht,
Erstaunten Ruf, die Frage stumm verschloss.
4
Ein Blatt entwehte an sein Gürtelband,
Vergilbt und schon ein wenig kraus gerollt;
Er fing und trug es in der schmalen Hand
Wie ein Geschenk aus Bronze und aus Gold.
5
Wer sah ihm zu? Das Eichhorn, rot am Ast,
Und Rehe, die das Buschwerk schnell verlor.
Und Erlen wanden schon im Abendglast
Wie schwarze Schlangen züngelnd sich empor.
6
Er regte kaum die dünne Blätterschicht
Mit weichem Fuß. Er hatte ewig Zeit
Und zog: wohin? In Stadt und Dörfer nicht;
Er wallte außer aller Wirklichkeit.
7
Nicht unsre Not, nicht unser armes Glück,
Nur keusche Ruhe barg sein Schwingenpaar
Ich folgte nach und stand und blieb zurück.
Er brachte nichts, er sagte nichts: er war.
Das Gedicht der Pinie
Gedicht in 4 Strophen von Imker Oswald von 2024
1.
Die Pinie steht, ein stolzer Wächter,
Inmitten des Waldes, still und heiter.
Ihre Nadeln tanzen im Windeslied,
Ein grünes Meer, das sanft in sich ruht.
2.
Ihre Zapfen, schwer und rund,
Verbergen Leben, tief im Grund.
Sie träumen von Wäldern, groß und weit,
Von einer Welt in Harmonie und Einigkeit.
3.
So steht die Pinie, Tag und Nacht,
Hält Wacht über den Wald, mit leiser Macht.
In ihrem Schatten, so kühl und klar,
Liegt das große Geheimnis, so wunderbar.
4.
Ein Baum, so alt und doch so jung,
Erzählt mythische Geschichten, unbesungen.
Die Pinie, in ihrer wahrhaft stolzen Pracht,
Bewahrt die Weisheit der Natur, mit leiser Macht.
.
(Hans Georg Oswald)
„Die Pinie spricht in der Sprache des Windes, ein leises Lied der Erde.“
Unser Glück
Neues Bienengedicht in 8 Strophen von Imker O. vom 30. Dezember 2023
1.
Im Blütenkelch, süß und fein,
Wer summt und brummt? Das Bienelein.
Es fliegt hinaus in die strahlend sonnige Welt,
zu Wiesenblüten, auch Wald und Feld.
2.
Im Bienenstock, ein reges Treiben,
Arbeiterinnen fleißig Waben weben.
Sie arbeiten emsig Tag und Nacht,
Bienenwachs und Honig süß wird hier gemacht.
3.
Die Königin, von goldenem Glanz umgeben,
Ihr Volk regiert, weise, als auch ergeben.
Sie legt Bieneneier, tausende gar stets,
Die Zukunft der Kolonie, darum geht’s.
4.
Die Bienen tanzen im Dunklen und nicht im Licht,
In ihrer Sprache, so klug, jedoch gleichzeitig schlicht.
Mit Schwänzeltanz und Rundtanz klein,
Sie zeigen den Weg, zum Nektar, vom Heim.
5.
Auf der blühenden Naturwiese, ein emsiges Summen,
Die Blumen erscheinen in allerlei Färbungen
Die Bienen sammeln, was sie können,
Und fliegen heim, im Schein der warmen Sonnen.
6.
Im Hochsommer wird der Honigtau des Waldes gemacht,
Und der Honigtopf zum Überlaufen gebracht.
Die Bienen rasten nicht, emsig arbeiten sie bis zuletzt,
Für uns, für die Natur, und für das Lebensfest.
7.
Die Bienen, so wichtig, das steht fest,
Für die Natur und uns, von Ost nach West.
Lasst uns sie schützen, bewahren, achten,
Denn ohne Bienen, würde die Natur verschmachten.
8.
So hütet die Bienen, mit Sorgfalt und Pflicht,
Denn sie bewahren das ökologische Gleichgewicht.
In jedem Summen, in jedem Flug,
Liegt die Zukunft, liegt unser Glück
.
(Hans Georg Oswald)
Sonne im August
Gedicht von Selma Merbaum zum Anlass der Erinnerung des 100ten Geburtstags von Selma Merbaum
1.
Gleich einer Symphonie in Grün
durchpulst von Licht und Duft und Glanz
ziehn Wiesen sich und Hügel hin
erfüllt von buntem Blumentanz.
2.
Die Wege liegen lang im Wind,
und alle Birken neigen sich.
Und wenn die Gärten verlassen sind,
dann sind sie es nur für mich.
3.
Die Bänke stehen wartend da,
die Gräser wiegen her und hin,
und manchmal scheint der Himmel nah,
und lange Vogelschwärme ziehn.
4.
Und alles ist tief eingetaucht
in Lächeln und in Einsamkeit.
Mit Gold ist alles angehaucht,
und eine Elster schreit.
.
Ein alter Turm im Klostergarten des ehemaligen Zisterzienserkloster Raitenhaslach bei Burghausen an der Salzach. Foto: bio-honig.com
Nach dem verlorenen Sommer
Ein Gedicht in 4 Strophen von Franz Tobisch (alias Jung-Klaus), anläßlich einer verregneten Bienensaison
1.
Wir sahen Dich, Du ruhelose Biene
mit harten Feinden täglich ringen
wir sahen Dich, Du edle Amazone
für Deine Schwestern Riesenopfer bringen
2.
dir folgt kein Ruhm für all Dein schweres Schaffen
vergessen stirbst Du mit zerschliss’nem Flügel
und doch erwecktest Du gar reiches Keimen
und zahllos Früchte spenden Flur und Hügel
3.
von Deinem Fleiß hat selten noch ein Dichter
in vollem Ton und stolzem Reim gesungen
in weher Zeit vergöttert, warst Du gelästert
ob Deines Stachels von bösen Zungen
4.
dir lohnt man nicht mit stolzem
Lobeerkranze
man raubt vielmehr auch Deine letzte Habe
und doch bleibst Du in all dem Erdenjammer
für edle Menschen Gottes schönste Gabe
.
Jung-Klaus
Das folgende Gedicht handelt von einem Lob auf die Sanftmütigkeit der Carnica Biene ((Apis mellifera carnica). Die Carnica Biene ist eine Unterart der Honigbiene, die ursprünglich südlich der Alpen beheimatet war, und die ab den 1950 Jahren graduell die etwas wildere einheimische deutsche Dunkle Biene (Apis mellifica mellifica) durch Verdrängungszucht ersetzte.
Carnica
Ein Bienengedicht nach einer Geschichte von Antette Strobl in Bairischer Sprache
1.
Da Grousvottah hod gsogd, dass er friarars Bienen ghabd hod,
und da Vattah soi hoid schaung, dass er si ah oa bsorgd.
Bei dah Feiahweah warn oa zum hom.
Fian Buam waar da Honig so guad.
2.
Da Vattah stäid si darauf hi a Voik im Gmiasgartl auf.
Oh mei! Am andan Dog is’s scho o’ganga mied dah Plog.
D’Frauan hams Gmias hoin woin ausm Gartl,
abah dees wor nimma so oafach.
3.
Sie hams Gmias hoin miassn bei da Nocht,
weil am Dog de g’stroaft’n Luadah wia Schtuckas o’gflong san.
Auf deh Knia sans hie’gschlichah zum Gmias.
Ham sehs g’habt, dann sans ins Haus nei gloffah, so schnäi wia da Wind.
4.
Abah deh stechad’n Deifeen san oiwei schnäiah gwen wie d’Weiwerleit.
Bsondas d’Oma hamm deh Imbm meng,
s’Gsicht vaschwoin, sie kon nix mehr seng,
mei Oma, duast ma aufrichteh Leid.
5.
Aa deh Andern im Gei schaungs miedleideh ooh,
wia a so a schiachs Leid iberhapt sei koh.
S’ganze Gschau hods ihr vabong,
d’Ledschn sauwah vazong.
6.
Auf d’Strass hod se se nimma naus draut,
mied de wegstehadn Ohrn, ganz bollad und roud.
Geh liabah Moh, loss doch dees mied deh Imbm sei, moant sie,
dees bringt uns nix ei, nua Stiech und Vadruss.
7.
Deen
Honig kemma uns kaffah, hods gsogt,
do brauchst ned so vahunzt umanand loffah.
Aba doh hert da Vattah ganz schlecht,
auf’d Frau hern, niah! Do gangads eam ums Recht.
8.
Wenn ea ah ofd um sei Lee’m g’rennt ies,
befassd hod er se mied da Imkerei,
bies er d’Imkerei guad gleand hod.
Und iatz iehs er beim Imkerverein.
9.
Dass d’Imbm amoi so bääs gween han,
kohn i haid gor nimma vastäh.
Deh
Carnica aber, ja deh hods brocht,
dass mei Oma heid wiedah lacht!
.
(Nach einer Geschichte von Annette Strobl)
Ende September werden die Nächte kühler, die kalte Jahreszeit rückt näher, und die Bienen tragen eine Bitte an den Imker heran.
Quelle
Die Deutsche Gedichtbibliothek / Gesamtverzeichnis deutschsprachiger Gedichte
https://gedichte.xbib.de/
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