Der Bienenhof Oswald zeigte als Demonstationsbetrieb Ökologischer Landbau als einer von 200 als vorbildlich ausgewählten Biohöfen in den 2000er Jahren wie Ökolandbau und Ökologische Bienenzucht in der Praxis funktioniert.
Text und Fotos: Hans Georg Oswald, Imkermeister bei bio-honig.com (Imkerei Oswald)
Königinnenableger sind ein kleines Jungvolk, welches aus 3 Waben im Dadant-Brutraum-Standmaß gebildet wird, mit einer Pollenwabe, einer Leerwabe, einer Brutwabe mit auslaufender, überwiegend verdeckelter Brut, sowie mit der Altmutter des Mutterstockes. Die Backenwaben des Ablegers sind sogenannte Endbretter, das sind Rähmchen mit Vollholzfüllung, als wärmende Hülle und zur Erhöhung des Bienenkomfort des Ablegers. Der Königinnenableger ist schon bei der Bildung weiselrichtig, und muss dann zügig mit ausgebauten Leerwaben erweitert werden.
Das Flugloch wird auf 6 mm Höhe und 10 mm Breite stark verkleinert, und befindet sich seitlich an der Position des Jungvolkes. Es dürfen sich keine Schwarmzellen im Königinnenableger befinden. Idealerweise befindet sich der Königinnenableger nicht in Schwarmstimmung. Der neu gebildete Königinnenableger wird in ca. 6 km Entfernung von den Mutterstöcken aufgestellt, möglichst an einem eigenen Stand nur für Jungvölker.
Brutableger sind ein kleines Jungvolk, gebildet aus einer Pollenwabe, einer Leerwabe und einer Brutwabe mit auslaufender, überwiegend verdeckelter Brut, jedoch ohne Königin. Wichtig ist, dass die Brutwabe auch ein paar kleine Bereiche oder Stellen mit frisch gelegten Bieneneiern aufweist, damit das Volk sich Nachschaffungszellen davon ziehen kann. Das Jungvolk besitzt noch keine Königin, und muss sich diese erst noch selber ziehen. Deshalb ist es wichtig, dass der Brutableger eine besonders auffällige und individuelle Fluglochmarkierung bekommt, damit sich die heimkehrende Jungkönigin nicht verfliegt.
Das Flugloch wird ebenfalls auf 6 x 10 mm verkleinert. Es dauert ca. 4 Wochen oder 28 Tage, bis man die neu gebildete Königin findet. Vorher ist die Suche zwecklos. Idealerweise befindet sich der Brutableger nicht in Schwarmstimmung. Der neu gebildete Brutableger wird entweder in ca. 6 km Entfernung von den Mutterstöcken aufgestellt, möglichst an einem eigenen Stand nur für Jungvölker.
Zellenableger sind ein kleines Jungvolk, das aus einer Pollenwabe, einer Leerwabe und einer Brutwabe mit auslaufender, überwiegend verdeckelter Brut gebildet wird, welche eine Schwarmzelle beinhaltet. Gegenüber dem Brutableger wird dadurch ca. zwei Wochen Zeit gewonnen. Naturgemäß befindet sich der Zellenableger in Schwarmstimmung. Das muss auch so sein, denn sonst hätte der Zellenableger ja gar keine Schwarmzellen, wenn er sich nicht in Schwarmstimmung befände. Der Zellenableger wird in ca. 6 Kilometer Entfernung von den Mutterstöcken aufgestellt.
Foto: Berufsimker Hans Georg Oswald bei der Vorbereitung von Bienenkästen für die Einquartierung von Ablegern aus der eigenen Bienenhaltung. Im Bild ein sogenanntes Endbrett, das ist ein Dadant-Brutraumrähmchen mit Stroben- oder Weymouthkiefern- Vollholzfüllung als Wärmehülle.
Foto: Der Bienenhof Oswald zeigte als Demonstationsbetrieb Ökologischer Landbau als einer von 200 als vorbildlich ausgewählten Biohöfen in den 2000er Jahren wie Ökolandbau und Ökologische Bienenzucht in der Praxis funktioniert.
“Kürzlich startete in Bayern der 11.111 Öko-Landwirtschaftsbetrieb. Damit stellen statistisch gesehen derzeit täglich vier neue landwirtschaftliche Betriebe in Bayern ihre Bewirtschaftungsweise auf die Richtlinien des ökologischen Landbaus um. Mittlerweile werden in Bayern über 385.000 Hektar Fläche ökologisch bewirtschaftet und der Anteil an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche liegt bei über zwölf Prozent.”
Quelle: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft.
Nachdem wir heuer im Februar und März kaum Flugtage erlebten, und weder die Haselnussblüte, noch die Weidenblüte von den Bienen ausgiebig genutzt werden konnte, kann man sagen, dass dieses Jahr die Entwicklung der Bienenvölker ungefähr zwei Wochen hinter der Blühkurve hinterherhinkt.
Dazu kommt, dass der April und Mai bisher relativ kühl und sehr nass waren, wenngleich die Löwenzahnblüte dafür gut beflogen werden konnte.
Gerade in solchen Jahren haben wir jedoch die Chance, viel über die Bienen und ihre Natur zu lernen.
Normalerweise erwacht bei den Bienenvölkern während der Löwenzahnblüte der Schwarmtrieb , dies geschah diesmal nicht wegen dem Entwicklungsrückstand von zwei Wochen.
Foto: Eine Honigbiene mit lederbraunen Hinterleibsringen beim Nektarsaugen auf einer Löwenzahnblüte. Um sie herum sind 8 Gänseblümchen. Die Löwenzahnblüte hielt heuer relativ lange an, und wurde auch gut von den Bienen beflogen, während der Raps auch diesmal von den Bienen noch nicht angeflogen wurde, vermutlich auch, weil der Löwenzahn üppig vorhanden war, und näher lag.
Die gute Löwenzahntracht bewirkte eine harmonische Aufwärtsentwicklung der Bienenvölker, so dass alle Bienenvölker nun Lehrbuch-mäßig alle zwei Halb-Dadant Honigräume füllen.
Die übliche Praxis, klassische Drei-Waben-Ableger zu bilden, um bei den Bienen im Brutraum Überfüllung zu verhindern, und die aufstrebende Entwicklung und Brutdynamik zu fördern war diesmal nicht notwendig, da die Völker sich bisher sehr harmonisch entwickelten.
Im Telefon- und Online- Imker-Austauschu wurde aber berichtet, dass etliche Leute Völker zu spät die Honigräume gaben und dadurch bei diesen Kollegen leider das Brutnest verhonigte und die Königin zwangsweise eine Legepause einlegen musste, was meist irreversibel zu Schwarmgeschehen führt.
Ich finde es fachlich falsch, zur Trachtzeit die Bienenvölker zu vernachlässigen, die Bienen haben die Aufmerksamkeit und Fürsorge des Bienenpflegers verdient, der mindestens alle 5 Tage die Honigräume kontrollieren sollte.
Jeder richtige Imker sollte immer mit ausgebauten Honigräumen gut gerüstet sein, und die Völker nach oben erweitern, sobald ein Honigraum voll besetzt ist, unabhängig von der eingetragenen Honigmenge, solange die Tracht natürlich anhält, bzw. noch im Gange ist, und Aussicht auf weitere Trachttage zu erwarten sind.
Es gab bisher zwar mehr Pollentage als Nektartage, deshalb haben die Bienen einen Eiweißüberschuss, der in einen starken Vermehrungstrieb (Schwarmstimmung) münden kann.
Allerdings haben die Völker im Löwenzahn Trachtflug eine gute, harmonische Aufwärtsentwicklung hingelegt.
Gleichzeitig steigen die Chancen auf eine Waldtracht, also Entstehung von Waldhonig im Juli, weil ein nasser April und ein verregneter Mai eine wichtige Voraussetzung für die Entstehung von Waldhonig darstellt.
Die Funktionskette Wald-Waldameisen-Honigbienen wird von der Forstwissenschaft und Forstwirtschaft noch viel zu wenig zum Aufbau klimastabiler Wälder beachtet und genutzt – leider!
Durch einen regnerischen Mai verzögert sich die Verholzung der Fichten-Maitriebe.
Dadurch bleibt der Stickstoffgehalt in den Maitrieben längere Zeit hoch, was zur Ausbildung einer geflügelten Generation der Rotbraun Bepuderten Fichtenrindenlaus (RBF) führt.
Wenn dann das Wetter Ende Juni und Anfang Juli für einen Ausbreitungsflug günstig ist, kann eine Waldhonigernte die Folge sein.
Die RBF wiederum filtern den Stickstoff den im Bast (Phloem) der Bäume vorkommenden Siebröhrensaft (SRS) heraus.
Der Siebröhrensaft des Bastes (Phloem) ist übrigens pflanzlichen, also veganen Ursprungs ist.
Somit ist der Waldhonig pflanzlichen Ursprungs und als veganes Erzeugnis des Waldes anzuerkennen, eine Gemeinschaftsleistung einer langen Funktionskette
Die RBFs sind ein natürliches Filtersystem des Waldes, und filtern den SRS zu kristallklarem Honigtau.
Wenn also der Mai regnerisch ist und dann das Wetter Ende Juni und Anfang Juli für einen Ausbreitungsflug günstig ist, kann eine Waldhonigernte die Folge sein.
Oder wie mein früherer Mentor und ehemaliger Honigobmann Josef Sittenauer (sel.A.) aus Weihmichl sagte:
Ein Imker lebt immer ein Viertel des Jahres von der Hoffnung und Dreiviertel des Jahres von der Enttäuschung.
Er sagte diesen Spruch immer, wenn er gefragt wurde, ob man von den Bienen leben könne.
Darin liegt viel Wahres, aber die Dankbarkeit gegenüber den Bienen sollte immer überwiegen.
Ein kühler Mai wird hoch geacht – hat uns stets fruchtbar Jahr gebracht
(Alte Bauernweisheit)
Weiter geht es mit all den praktischen Dingen, die es zur Zeit der Blüte der Apfelbäume im Isar-Hügelland zu tun gibt.
Der Winterfluglochkeil hat eine Öffnungsbreite von ca. 300 mm und eine Öffnungshöhe von ca. 6 mm, damit im Winter vor allem keine Maus eindringen kann, da sich die Bienen sich bei Kälte nur schwer gegen eine Maus wehren können.
Im Sommer besteht diese Gefahr nicht, deshalb nehme ich bei Gedränge am Flugloch in der Volltracht den Winterfluglochkeil heraus.
Dadurch ist die Fluglochöffnung in der ganzen Höhe von 22 mm geöffnet.
Den Bienen wird dadurch die Trocknung und das Eindickens des Blütennektars erleichtert.
Nur in den Ecken werden 5 cm Breite Klötze eingesetzt, damit es keine Verwirbelung von Luft und Auskühlung bei starkem Wind gibt.
Während der Tracht erhöhe ich den Kontrollrythmus auf fünftägigen Modus. Durch den Trachtflug und den Nektareintrag kommt eine große Dynamik in die Bienenvölker. Wenn ich die Chance haben möchte, helfend eingreifen zu können, muss ich dem Bienenvolk einen kleinen Schritt voraus sein.
In diesem Falle bilde ich einen brutlosen Königinnenableger, bei gleichzeitiger Brutdistanzierung. Das bedeutet dass ein leerer Bienenkasten an Stelle des bisherigen Volkes kommt, mit der Königin und allen unbebrüteten Waben.
Dort kann die Königin ein neues Brutnest aufbauen. Daneben kommt der alte Kasten mit allen Brutwaben und Bienen ohne die Königin.
Die Anzahl der von der Bienenkönigin abgelegten Eier wird von den Pflegebienen indirekt durch die Fütterungsmenge der Königin mit Gelée Royale reguliert.
Wenn das Bienenvolk eine Brutausdehnung von 37 000 Brutzellen und eine ebenso große Anzahl von Bienen erreicht hat, dann wird die Fütterung der Königin so weit herunterreguliert, dass sie täglich nur noch so viele Eier in die Zellen abgelegt, wie während dem Trachtflug verloren gehen. Bei intensivem Trachtflug können pro Tag 2 000 Bienen pro Tag verloren gehen .
Tritt jedoch eine Schlechtwetterphase ein, so gehen weniger Bienen verloren, es tritt Überfüllung und Luftmangel ein, deshalb drosseln die Pflegebienen dann die Fütterung der Königin und setzen sie auf Diät.
Die Königin hält das Volk zusammen durch ein Pheromon, das sie ausschüttet.
Die Menge der Ausschüttung dieses Pheromons hängt mit der Legeleistung zusammen.
Wird die Königin auf Diät gesetzt, so bekommen die Bienen infolgedessen weniger in Kontakt mit dem Königinnenpheromon.
Durch diesen Mangel an Pheromon beginnen die Bienen sich hormonell zu verändern, und beginnen sich selbst als Königin zu fühlen, und werden schwarmreif.
Diese neu selbstbewussten Bienen bauen Weiselnäpfchen, und zwingen die Königin, diese zu bestiften.
Erstens kann man für mehr freie Zellen sorgen, indem man Leerwaben einhängt bzw. das Brutnest erweitert.
Die zweite Strategie besteht darin, das Brutnest klein auf 6 bis 8 Dadant-Waben ( = 9 bis 12 Zander) zu halten, wie dies in der neuen Betriebsweise des Angepassten Brutraums propagiert wird (Pressing).
Welche Strategie man wählt, hängt einerseits natürlich von der Gesamtsituation im Hinblick auf Großwetterlage und Trachtsituation ab, andererseits von der angestrebten Vermehrungsrate von Jungvölkern zu Altvölkern.
Voraussetzung für die Bildung eines Ablegers ist, dass das Spendervolk nicht in Schwarmstimmung ist.
Da die Umweltbedingungen für die Bienen zunehmend lebensfeindlicher werden, der Wald zunehmend verkommt und die Bewirtschaftung der Ackerböden zunehmend industrialisiert wird, befinden sich die Imkereien in einem ständigen Reparaturmodus.
Es gibt laufend massiv Flugbienenverluste, deshalb sind wir Imker leider gezwungen ständig gegenzusteuern.
Dies geschieht durch eine höhere Vermehrungsrate.
Wenn also Ableger zur Aufzucht von Königinnen und Jungvölkern gebildet werden, dann erhöhe ich die Bienenmasse und somit die Überlebens-Chancen der Bienen.
Als Faustregel sollte man auf jeden Falle einen Brutableger pro Bienenvolk im April anstreben.
Nach 12 Tagen ist in einem weisellosen Brutableger die Königin normalerweise geschlüpft, nach 20 Tagen findet normalerweise der Hochzeitsflug statt, und nach ca. 28 Tagen können die ersten Brutzellen bereits verdeckelt sein.
Die Zeitspanne, in der der Ableger ohne verdeckelte Brut ist, beträgt nur vier Tage, nämlich zwischen dem 24. und 28 Tag nach der Bildung.
In diesem kurzen Zeitfenster von 4 Tagen kann der Ableger von Varroa befreit werden, sofern man ein biologisches Verfahren zur Verfügung hat, das die Bienen verschont und das Mikrobiom und den kostbaren Honig nicht beeinträchtigt.
Für die Schwarmbeobachtung benutze ich ein gutes Fernglas. Ein solches hat Linsen aus Glas. Schlechte Ferngläser haben Kunststofflinsen. Eine altbewährte Marke ist ESCHENBACH.
Ich beobachte sowohl das Flugverhalten, als auch das Flugloch selbst.
Wenn am Abend oder am Morgen Bienen vorlagern und unruhig auf der Beutenvorderwand auf und ab laufen , ist das ein deutlicher und sicherer Hinweis darauf, dass ein Schwarm unmittelbar bevorsteht.
Außerdem gibt es Schwarmbäume zu kontrollieren, wo jedes Jahr sich die Bienenschwärme anlagern, sogenannte Schwarmansatzstellen.
Diese Bäume sollte man um die Mittagszeit kontrollieren.
Oft kündigen auch Spurbienen, die eine neue Behausung suchen, den kommenden Schwarm an. Wenn an einem Flugloch plötzlich gar nichts mehr los ist, dann ist der Schwarm bereits abgegangen.
Aber er hängt dann noch vielleicht in der Nähe, und man kann sich auf die Schwarmjagd machen. Schwarmfangkästen haben insgesamt nicht das erwünschte Ergebnis gebracht.
Foto: Das Bienenhaus wird heuer 75 Jahre alt! Es wurde von 1946 von der Imkerin Rosemarie von Cetto bei einem Zimmerermeister in Auftrag gegeben. Im Jahr 2003 wurde es Bienenzüchtungsstation der Hallertauer Biene neu eingeweiht.
Eine Schwarmvorwegnahme könnte per Kunstschwarm erfolgen. Ich bin jedoch davon abgerückt, da die Königinnen sich dabei sehr verausgaben und meist im Spätsommer stark schwächeln. Besser funktioniert der brutlose Könignnenableger an Stelle des alten Volkes.
Dadurch ist eine bessere Kontinuität gegeben und ein Schock wird vermieden. Außerdem braucht beim Königinnenableger nicht gefüttert werden, was ein wichtiger Vorteil ist.
Für den Schwarmfang benötigen wir einen leeren Bienenkasten mit Wandergurt, ein großes Flugbrett, ein Fläschchen Melissengeist (als Schwarmlockmittel), eine Puten- oder Gänsefeder, einen feinen einreihigen Besen aus Nylonborsten, einen leichten Schwarmfangkasten für die Leiter, eine leichte Dreipunkt-Obstbauleiter, einen Wasserzerstäuber, eine stabile Astschere , eine Obstbaumsäge, eine Teleskopsäge und eine Rosenschere, außerdem ein bewegliches Schattendach und einen höhenverstellbaren Beutensockel.
Um den Bienen beim Wärmehaushalt zu helfen, sollen nur so viele Honigräume wie unbedingt nötig gegeben werden.
In der Praxis sind das maximal zwei Ausätze zugleich.
Sobald ein Aufsatz zur Hälfte gefüllt ist und/ oder alle Wabengassen dicht besetzt sind, kann sogleich ein zweiter Aufsatz gegeben werden.
Honigräume werden immer im Warmbau (also quer zu den Sonnenstrahlen am Mittag) gegeben. Wenn jedoch ein Volk noch gar keinen Honigraum hat, so erhalten erst diese zurückgebliebenen Völker die ersten Honigräume der vorauspreschenden Völker.
Erst wenn alle Völker den ersten Honigraum haben, kann der zweite Honigraum gegeben werden.
Bienenstaat und Bienenleben
Können uns Belehrung geben
Dass nur die vereinte Kraft
Große und gute Werke schafft
Sobald der erste Honigraum schon schwer von Honig ist, und die Bienen mit dem Verdeckeln begonnen haben, ist es Zeit zur Schleuderung.
Die Schleuderung sollte auf täglicher Basis stattfinden.
Denn durch den Klimawandel werden die Trachtzeiten stark verkürzt, deshalb müssen die Imker schnell reagieren, wenn die Bienen ideale Bedingungen vorfinden sollen.
Foto: Eine schlanke Honigbiene sucht emsig Apfelblütennektar auf einer Apfelblüte und scheint hochzufrieden mit der Qualität desselben zu sein (da wir von Anfang an bis heute auf jegliche Pestizide verzichtet haben). Die Bienen danken es uns.
Ein Produktionstagebuch enthält im wesentlichen Listen, die täglich geführt werden.
Darin findet sich jedes einzelne Bienenvolk wieder, in dessen Beute ich bei der Beutenherstellung eine chronologische Beutennummer eingefräst habe.
Daneben gibt es das Standkürzel, das aus zwei Großbuchstaben besteht, zum Beispiel Oberlauterbach = OL.
Die Beutennummer befindet sich in einem Kreis, die Standnummer in einem auf der Spitze stehenden Quadrat.
Anzahl der Bienenvölker wird dargestellt mit dem Umriss eines Bienenkorbes und einer Zahl darin.
Das Produktionstagebuch gliedert sich in vier Teile:
Was nützt die schönste Blütenpracht, wenn die Biene daraus keine Früchte macht.
Sobald der erste Honigraum vollständig bis in alle Ecken mit Bienen besetzt ist (man kann dies durch einen kurzen Blick innerhalb von Sekunden von oben sehen), wird ein zweiter Honigraum aufgesetzt. (brutnestfern).
Als Regel gilt: In der Früh- und Sommertracht aufsetzen (on top), aber in einer späten Waldtracht immer untersetzen (den zweiten Honigraum unter den ersten), also brutnestnah.
Ist eine beginnende Verdeckelung im ersten Honigraum zu erkennen (auch von oben erkennbar ohne Waben zu ziehen), dann sofort die Bienenflucht einlegen und die vollen Honigräume auf täglicher Basis schleudern. Die Bienenvölker werden durch die Verkleinerung des Innenvolumens deutlich entlastet, haben dadurch kürzere Wege und einen deutlichen Wärme- und Energiegewinn.
Die erste und letzte Honigwabe im Honigraum werden aber wieder dem Volk in den neuen Honigraum mitten hineingehängt (also zurückgegeben), da die erste und letzte Wabe (Außenwaben)von den Bienen stiefmütterlich behandelt werden und der Honig in den Außenwaben nicht nicht die gleiche Qualität wie die Innenwaben besitzt.
Außerdem wird dadurch die Besetzung des neuen Honigraumes beschleunigt.
Durch den Klimawandel und die überzogenen Pflanzenzüchtungen haben der Imker und seine Bienen ein immer kleineres Zeitfenster zur Verfügung, da die Blühzeiten immer früher und immer kürzer und schneller zu ende sind.
Deshalb kann man heute als Imker nicht mehr große “Wolkenkratzer-Türme” aus Honigräumen aufschichten, da bis zu deren Ernte bereits alles kristallisiert wäre und die Völker durch den Wärmeverlust stark in Mitleidenschaft gezogen würden. Ein dritter Honigraum hat daher außer in besonderen Situationen nichts auf den Völkern verloren. Der zweite Honigraum kann aus Mittelwänden bestehen, muss aber nicht, wenn man genügend ausgebaute Honigräume zur Verfügung hat. Der erste Honigraum muss dagegen ausgebaut sein.
Nach dem Schleudern der Waben werden die Waben unmittelbar beim Herausnehmen aus der Schleuder sortiert. Alle Waben mit kristallisiertem, unschleuderbaren Honig, sowie alle Waben mit viel Pollen kommen in den Sonnenwachsschmelzer, und werden separat kühl gelagert.
Nach dem Schleudern der Waben werden die Waben unmittelbar beim Herausnehmen aus der Schleuder sortiert.
Waben mit wenig Pollen werden entweder den Bienen wieder zurückgegeben für die weitere Ernte, oder alternativ, wenn die Waben eingelagert werden sollen, vorhandender Pollen mit einem kleinen scharfen Messer ausgeschnitten.
Dadurch werden die Waben lagerfähig.
Wenn sie in dieser Saison noch Verwendung finden, werden sie honigfeucht bei unter 65% Luftfeuchtigkeit gelagert. Falls sie in der Saison nicht mehr gebraucht werden werden Sie den Bienen zum Auslecken über dem Adam-Fütterer gegeben, für zwei bis drei Tage.
Bei Kälteeinbruch und/oder nach der Honigernte müssen die Völker gewogen werden durch die Feder-Zeigerwage, auch Futterwage genannt.
Außer wenn man sich sicher ist dass die Tracht weiter im Gange ist.
Das Gewicht eines Dadant-Volkes mit Honigraum sollte bei mir 20 kg niemals unterschreiten.
Bei Kälteeinbruch und/oder nach der Honigernte müssen die Völker gewogen werden durch die Feder-Zeigerwage, auch Futterwage genannt.
Ist das jedoch der Fall, muss man Honigwaben in den Honigraum einhängen (zum Beispiel ungeschleuderte kristallisierte Waben).
Man hängt diese Waben dann hinten ein.
Die Bienen tragen den kristallisierten Honig dann um und verflüssigen ihn dabei.
So ist uns und den Bienen geholfen.
Als Anfänger in der Imkerei mit dem unglücklich gewälten Beutenmaß Zander kann ich vieles noch nicht aus eigener Erfahrung bestätigen. Die Volkentwicklung ging sicher langsam dieses Jahr. Ich selbst hatte 2 von 6 Völkern durch den Specht verloren. Von den übrigen 4 Völkern ist eines ein relativ schwacher Ableger aus dem Vorjahr, den ich nun mit einer Brutwabe gestärkt habe. Von dem stärksten Volk habe ich einen Ableger mit 3 Waben gemacht, wie ihn Pia Aumeier im Video erklärt. Es war bei mir im Februar recht viel Eingefüttertes „übrig“, so dass ich dann zum Teil sogar Futterwaben entnommen habe um den 2.Brutraum zu entfernen. Die Bienen fanden das meiner Beobachtung gut, da sie es leichter hatten mit dem „Heizen“.
Ich wünsche mir trotz eines kalten Frühjahres eigenen Honig und habe schon Honigröume aufgesetzt. Ich bin gespannt wie es sich entwickelt… wir nähern und ja vermutlich langfristig eher einer Eiszeit …
Wir werden sehen. Danke für die Einblicke nochmals.
herzlich
Sebastian.
Lieber Hans Georg,
vielen herzlichen Dank für Deinen Blogbeitrag und die Weitergabe Deines Bienenwissens.
Ich bin jedesmal, wenn ich von Dir lese oder mit Dir spreche berührt von Deiner Sorgfalt, Hingabe,
Beobachtungsgabe, Geduld und Herzlichkeit.
Ich wünsche mir mehr von Dir zu lernen, denn nirgends finde ich Deine Qualitäten in so einem hohen Maße wieder.
Ob Armbrister Imkerschule, Pia Aumeier, der hiesige Imkerverband oder Gesrpäche mit anderen Imkern.
Du bist einmalig.
Möge der Schöpfer es gut mit Dir meinen und Dich und Deine Liebsten beschützen.
S.H.