Beginn der Löwenzahnblüte
Was jetzt zu tun ist am Bienenstand
Imkermeister Oswalds Praxisratgeber für die ökologische Bienenhaltung
Inhalt
Aufsetzen der Honigräume
Drohnenwabe als Deckwabe (2 bis 3 mm Luft lassen)
Verstärkungswabe
Pollentage oder Nektartage?
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Schwarmfang
Ernte beginnen (wenn Verdeckeln beginnt)
Honigraum-Ausgleich
Zeitnahe Honigernte auf täglicher Basis
Begattungsableger-Bildung auf täglicher Basis
Vorbemerkung
Die Löwenzahnblüte ist die für die Honigbienen bedeutendste Wiesenblumen-Nektarquelle der „wilden Weide“, wie man die mittlerweile selten gewordenen extensiv von Schafen beweideten, artenreichen Wiesenbiotope auch nennen kann.
Löwenzahn-Wiesenblumen sind die schönsten Blumen des Frühjahrs, wie tausende kleine Sonnen versetzen Sie die Honigbienen in Begeisterung, und nachdenkende Menschen in Staunen.
Natürlicher Honig regt die Herztätigkeit an, normalisiert den Herz-Rhythmus, und trägt zum Aufbau des Blutfarbstoffes bei. Die Hauptaufgabe der roten Blutkörperchen besteht darin, den lebensnotwendigen Sauerstoff, der in den Lungen aufgenommen wird, durch die Blutgefäße in die Organe und Gewebe des Körpers zu transportieren.
Der Löwenzahnnektar (und Pollen) wird von den Bienen geliebt, und versetzt sie geradezu in einen Rauschzustand.
Seine Blüte schließt unmittelbar an die Schlehe an, aber es kommt auch zu Überschneidungen.
Meist wird der Löwenzahn von den Bienen in der zweiten Aprilhälfte intensiv beflogen, oft zugleich mit Schlehenblüte, Vogelkirschenblüte, Ahornblüte, Birnenblüte, Rapsblüte, Süßkirschenblüte, Apfelblüte, und Mirabellenblüte.
In einem Quadratmeter Wiesenboden leben eine Billiarde Organismen.
Eine Billiarde = 1.000.000 x 1.000.000.000 = 1.000.000.000.000.000
Nach einigen Tagen Blüten-Beflug fällt häufig auch schon der erste Schwarm und die Völker setzen massiv Weisel-Zellen (Das sind die Königinnen-Wiegen) an. Damit läutet die prächtige Löwenzahn-Blüte nicht nur die Honigernte, sondern auch die Vermehrungsphase ein.
Um überhaupt heutzutage noch Löwenzahnhonig ernten zu können, muss man sehr umsichtig mit dem Wärmehaushalt des Bienenvolkes und dem Zeit-Management, also der Beachtung der natürlichen Rhythmen im Naturhaushalt sein.
Jedes kleine Zuspätkommen kann eine Ernte unmöglich machen.
Daher sollte man für jede Löwenzahn-Pflanze dankbar sein, und deren Vernichtung oder Verderben durch Gülle, Glyphosat und Mähwerk um jeden Preis zu verhindern suchen, durch Aufklärung und Spenden an Naturschutz-Organisationen, die sich für eine ökologische Wende zum Besseren einsetzen.
Mit dem Ende vieler Bienenstände und der heimischen Bestäuber wird der Niedergang unserer Kultur besiegelt.
Aufsetzen der Honigräume
Bald bauen sie wieder die Bienen!
Dann brauchen sie Platz für sehr viel Nektar in sehr kurzer Zeit.
Denn durch den Klimawandel hat sich alles im Kalender nach vorne verschoben, und den Bienen bleibt demzufolge nur sehr sehr wenig Zeit.
Deshalb ist während der Trachtzeit das Kontroll-Intervall verkürzt von 10 Tage auf alle 5 Tage.
Der erste Honigraum wird immer fertig ausgebaut gegeben, es werden also keine Mittelwände geben.
Es wäre grundfalsch, im noch kühlen Frühjahr Mittelwände zum Ausbauen zu geben.
Als ersten Honigraum also bitte nur ausgebaute Honigwaben geben, wenn irgend möglich.
Die eingelagerten Honigwaben sind der Goldschatz des Imkers, also das wertvollste, das er hat.
Deshalb werden die Honigwaben im Haus gelagert, wo es trocken ist (Oswalds Praxisratgeber Bienenhaltung).
Allerdings sollten sie pollenfrei sein, aus verschiedenen Gründen.
Deshalb wurden nur pollenfreie Honigwaben eingelagert, und die Honigwaben mit eingelagertem Pollen nach der Schleuderung aussortiert oder der Pollen ausgeschnitten, also pollenfrei gemacht.
Alle Honigwaben mit Pollen wurden letzten Sommer im Sonnenwachsschmelzer eingeschmolzen.
Deshalb gibt es dann im Honigwabenlager auch keine Probleme mit Wachsmotten, da diese ohne Pollen keine Nahrung zur Entwicklung haben.
Es wird immer nur ein Honigraum über Absperrgitter gegeben, und zwar nur dann, wenn die Bienen ihren Raum voll beherrschen.
Das heißt, wenn Sie einen Überschuss an Wärme produzieren, und in der Lage sind, den neu hinzu gegebenen Honigraum mit zu heizen.
Nur bei ausgebauter Drohnenwabe wird der Honigaufsatz (auch Honigraum genannt) gegeben.
Alle Völker an einem Bienenstand aufsetzen, keine Nachzügler dulden, sondern diese verstärken.
Eine Nachkontrolle während der Tracht findet wie gesagt alle 5 Tage statt, unabhängig vom Wettergeschehen.
Drohnenwabe als Deckwabe
Im selben Arbeitsschritt, in dem der Honigraum aufgesetzt wird, rücken wir die ausgebaute und bebrütete Drohnenwabe von der vorletzten Position an die letzte Position vor dem Endbrett (Rähmchen mit Massivholzfüllung).
Dabei drehen wir sie um 180° Celsius, ebenso die bisherige Randwabe, die jetzt an vorletzter Position sitzt, auch gedreht um 180° Celsius.
Verstärkung
Schwachen Völkern, welche eigentlich für die Gabe des Honigraums noch nicht ganz stark genug sind, wird bei dieser letzten Gelegenheit nochmals eine Verstärkungswabe mit ansitzenden Bienen mitten rein in die Brutnestmitte gegeben geben.
Völker, die zur Zeit des Beginns der Löwenzahnblüte noch keine 7 Waben besetzen (beidseitig voll gefüllte Wabengassen), brauchen nochmals Verstärkung.
Jedoch sieben voll besetzte Waben reichen dann auch aus für die Honigraumgabe.
Ein größeres Brutnest ist bei den schwächeren Völkern nicht anzustreben als maximal 7 Waben im Brutraum.
Dazu wird von überstarken Völkern eines mindestens 3 km entfernten Außenstandes eine voll mit Bienen besetzte Wabe mit auslaufender Brut geholt, und in das zu verstärkende Volk mitten ins Brutnest zur Verstärkung gehängt.
Nur gesunde, kräftige Bienenvölker in ausreichender Anzahl und gleichmäßiger Verteilung sind in der Lage, die Pollination der Kultur- und Wildpflanzen in Deutschland zu vollbringen, doch deren Verschwinden in der offenen Landschaft ist unumkehrbar eingeläutet.
Pollentage oder Nektartage
Ob wir derzeit Pollentage haben oder ob wir Nektartage haben, das ist gut und wichtig zu wissen.
Denn darin entscheidet sich, ob Schwarmstimmung aufkommt oder etwa eher Sammelstimmung, oder beides.
Wenn die Tageshöchsttemperatur (im Schatten gemessen) zehn Tage lang unter 15° Celsius bleibt, dann sammeln die Bienen wenig Nektar. Pollen sammeln sie in der Regel jedoch schon ab 13° Celsius.
Diese zehn Pollentage führen dann langsam zu Schwarmstimmung.
Wenn jedoch die Tageshöchsttemperatur gleichmäßig 10 Tage über 15° Celsius bleibt, so entwickelt sich bei den Bienen langsam eine Sammelstimmung, und die Schwarmstimmung wird von den Bienen gedrosselt.
Es ist gut, als Imker den Bienen immer einen kleinen Schritt voraus zu sein, indem wir den nächsten Entwicklungsschritt antizipieren.
So kann ich in Ruhe agieren und brauche nicht hektisch reagieren. (Oswalds Praxisratgeber Bienenhaltung)
Schwarmfang
Die Schwarmfangkästen sowie Leerbeuten werden nun bereit gehalten, ebenso diverse Ast-Sägen, Teleskopsägen, Ast-Scheren, Obstbaumleitern, Druckpumpzerstäuber und Bienensockel.
Es können während der Löwenzahnblüte bereits Schwärme fallen, das ist ganz normal und wichtig für das Überleben des Superorganismus Bienenvolk.
Schwärme sind gut und richtig.
Es ist an der Zeit, dass dies allgemein anerkannt wird, nicht nur von Demeter-Imkern.
Denn nur durch eine Brutpause hat das Bienenvolk heutzutage eine Chance gegen die tödliche Bedrohung Varroa, welche zusammen mit der Wirkung der Agrartoxine (Stichwort Sekundäreffekt) das Überleben der Bienen existenziell bedroht und massiv Bienenvölker vernichtet.
Mit der Ernte beginnen (wenn die Verdeckelung der Waben beginnt)
Sobald die Bienen den ersten Honigraum zu verdeckeln beginnen , starten ich mit der Honigernte.
Denn die Bienen wollen jetzt weiter Nektar sammeln ohne Unterbrechung.
Wir helfen Ihnen, indem wir die vollen Honigräume abholen, bevor die Voll-Verdeckelung stattfindet.
Die Erzwingung Voll-Verdeckelung ist unnötig und erschwert den Bienen das Honigsammeln.
Wenn man diffusionsoffene Beuten hat, und ein gesundes Kleinklima in der Aufstellung, dann wird bei Beginn der Verdeckelung geerntet, mit Bienenflucht.
Unsere auf Bienenfreundlichkeit optimierte Bienenflucht besteht aus einem 5 cm hohen Trommelraum, je einer Porter-Bienenflucht mit großer Riechfläche in Kombination mit 2 Lega-Bienenfluchten aus Metall in den gegenüberliegenden Ecken.
Dadurch wird ein zügiges und vollständiges Verlassen der Honigräume ermöglicht, ohne dem bienenschädigenden Einsatz eines Blasgeräts.
Die Bienen fühlen sich wohl und sind dankbar für die Erleichterung ihrer Bemühung zur Aufrechterhaltung der Nesttemperatur durch Verringerung der zu heizenden Nestflächen.
(Oswalds Praxisratgeber Bienenhaltung)
Honigraum-Ausgleich
Der Honigraum-Ausgleich findet idealerweise wieder von Stand zu Stand statt.
Falls nur ein Bienenstand existiert kann auch innerhalb eines Standes ausgeglichen werden.
Wenn bei der fünftägigen Kontrolle festgestellt wird, dass bei dem einen Volk ein Honigraum bereits voll besetzt ist, und dieser ein gewisses Gewicht aufweist, ein anderes Volk dagegen einen noch vollkommen unbesetzten Honigraum aufweist, dann wird ausgeglichen.
Das heißt, das Volk mit dem unbesetzten Honigraum erhält nun den schweren, besetzen Honigraum mit allen ansitzenden Bienen;
und das starke Volk mit dem relativ schweren, gut besetzen Honigraum erhält dann den leeren Honigraum des schwachen Volkes.
Dadurch ist beiden geholfen. Beide können jetzt den Raum besser beherrschen.
Diese Maßnahme erhöht die Sammelfreude, Sammelleistung und Sammeleffektivität der Völker und damit auch die Honigerntemenge insgesamt.
Ernte auf täglicher Basis
Bei der Ernte wartet man nicht zu lange, denn dann ist es meist schon zu spät und der Honig nicht mehr schleuderbar, weil er in den Waben fest wurde.
Man erntet in Zeiten des Klimawandels am besten täglich.
Das heißt, sobald die Bienen beginnen, eine Wabe von oben her zu verdeckeln, werden die Waben mittels einer Bienenflucht geerntet und täglich geschleudert, ohne unnötige Verzögerung.
Dadurch ist dann meist nur ein Honigraum (maximal zwei) auf den Völkern, was den Bienen die Arbeit und die Aufrechterhaltung des Wärmehaushaltes enorm erleichtert.
Wir erhalten dadurch besser verarbeiteten
Qualitäts-Honig und besser durchwärmte und langlebigere und gesündere Jungbienen.
Wir nehmen uns dabei die Biene zu Vorbild, die auch schnell reagiert und nichts verpennt, denn in der Natur ist immer etwas los.
Bereit sein ist in der Bienenzucht alles.
Begattungsableger-Bildung auf täglicher Basis
Wie bei der Honigernte verhält es sich bei der Bildung von Ablegern: Es duldet keinen Aufschub.
Die Zeit des Überflusses ist der Monat Mai.
Deshalb ist es gut so früh wie möglich mit der Bildung von Ablegern zu beginnen, am besten schon im April, damit die Bienen noch den Blütenreichtum des Wonnemonat Mai nutzen können zur Pflege von Brutflächen und zur Aufzucht und Pflege von Jungköniginnen.
Jede Königin muss im Paradies geboren sein, und das ist vom Blütenangebot her der Monat Mai.
Aus Tierwohlgründen werden keine Kleinstvölker gebildet, auch keine Einwaben-Ableger, sondern stattdessen Dreiwaben-Ableger im Standmass.
Für diesen Zweck werden für jedes Standvolk zwei leere Bienenkästen bereitgehalten.
Wenn alles richtig gemacht wird und das Wetter mitspielt, kann auf eine Begattungsquote bzw. Erfolgsquote von 80% plus gehofft werden.
Entscheidend ist, dass die Ableger genügend Bienen erhalten, die Waben zum Transport angeschraubt werden, und mindestens 3 km, besser 6 km weit entfernt aufgestellt werden, in klein-klimatisch begünstigter Lage, abseits von anderen Völkern, mit einem Flugloch, das nur 6 mm x 10mm misst, zur Vermeidung von Räuberei.
Ideal wäre wenn jedes Volk einzeln steht, und farblich unverwechselbar markiert ist, zur Vermeidung von Verflug der heimkehrenden Jungköniginnen.
Der Verflug einer heimkehrenden Jungkönigin in die falsche Beute bedeutet ihren sicheren Tod durch den Stachel der fremden Wächterbienen. (Oswalds Praxisratgeber Bienenhaltung)
Die Erneuerung einer Alt-Königin in einem Wirtschaftsvolk sollte nur durch Ableger mit eigener Brut und Bienen erfolgen, um die Zukunftskönigin vor möglichen Gefahren durch Altbienen zu schützen.
Nachwort
Es ist immer weise, beides im Auge zu behalten, sowohl die Honigernte, als auch die Vermehrung.
Heute bei der gegenwärtigen Naturzerstörung kann leider kein Imker mehr die Vermehrung vernachlässigen, ohne das Überleben seines Bestandes an Bienen nicht zu gefährden.
Die derzeitigen Hinhaltetaktik der verantwortlichen Agrarministerien ist sehr schlecht für die Bienen und die Artenvielfalt in Gestalt des unwiederbringlichen Verschwindens von Hummeln und Wildbienen.
Wir hätten eine traurige und stumme Welt ohne Bienen!
Deshalb wünschen wir uns mehr
Naturschutz zur Rettung der Lebensgrundlagen der Bestäuber-Insekten (Pollinatoren).
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Hoch lebe die Biene!
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Imkerei Oswald Bienenhof Isar-Hügelland in der Hallertau
Detailaufnahme eines Bienenkastens der Imkerei Oswald während starken Flugbetriebes zur Zeit der Löwenzahn-Honig- und Pollen-Tracht. Man beachte das orangefarbene Pollenpaket am hinteren Beinpaar einer Biene. Dieser orangefarbene Pollen stammt vom Löwenzahn (Löwenzahnpollen oder auch Taraxacum Pollen genannt). Foto: Imkerei Oswald, Praxisratgeber
Hier ist mir das Beweisbild gelungen, das belegt, dass die Pollenfarbe des gesammelten Löwenzahnpollens orange ist. Foto: Hans Georg Oswald (Imkermeister) bio-honig.com
Unbesiegbare Lebenskraft und Lebenswille äußert sich in der Gestalt und Aura der Blumen. Foto: bio-honig.com
Die Farbkombination aus besonderen Farbschattierungen zwischen hellgrün und gelborange ergibt einen tollen Komplementärkontrast. Foto: Imkerei Oswald
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Als nächstes in der Reihe „Oswalds Praxisratgeber Ökologische Bienenhaltung“ ist ein Beitrag über die Rapsblüte geplant: Der Blütenkalender zeigt auf Rapsblüte – Was jetzt bei den Bienen alles zu tun ist, Schritt für Schritt erläutert.
Vielen Dank fürs Lesen!
Ihr Hans Georg Oswald