Auswirkungen der Sonnenwende auf die Bienen
Die Waldblüte nach der Sonnenwende bringt markante Veränderungen im Geschehen rund um den Mikrokosmos Bienenstaat.
Bereits jetzt, einige Tage bis zwei Wochen nach der Sommersonnenwende merken die Bienen, dass die Tage kürzer werden und die Sonne jeden Tag ein wenig niedriger steigt als einen Tag vorher.
Diese elementaren Änderungen im Sonnenzyklus veranlassen unsere Bienen Ihren bisherigen Plan zu ändern, und nicht mehr nur auf Vermehrung und Expansion des eigenen Volkes ihr Augenmerk zu Richten, sondern nunmehr Ihr Augenmerk auf die Vorbereitung auf das Überleben des Volkes während der dunklen Jahreszeit zu lenken.
Wie reagieren die Bienen nun konkret auf die kürzer werdenden Tage?
Die Bienen versuchen den eingebrachten Blütennektar und Honigtau nun näher am Brutnest zu speichern.
Zudem fangen Sie an, bereits angelegte, brutferne Vorräte näher in Richtung Brutnest umzutragen.
Gleichzeitig fangen die fleißigen Honigbienen emsig an, das Nest mit Bienenkittharz oder Propolis abzudichten, und es dadurch wasserdicht, keimfrei, und angenehm duftend zu machen.
Somit markiert die Sonnenwende auch den Beginn der wichtigen Propolis-Ernte Saison.
Man kann und sollte zwar täglich etwas Propolis ernten, aber jetzt nach der Sonnenwende bringen die Bienen zehn mal soviel Bienenknospenharz (Propolis) in den Bienenstock als sonst.
Die Waldblüte führt die Bienen zum Honigtau
Gerade bei hochgezüchteter Bienengenetik aus dem Mittelmeergebiet oder aus Nordamerika findet eine Negativauslese bezüglich der Waldtrachtfähigkeit der Biene statt, da es im Mittelmeerraum einerseits keine großen Nadelwälder gibt, und andererseits dunkle Honigtauhonige in Nordamerika vergleichsweise unbeliebt sind. Deshalb ist es heutzutage im Vergleich zu früher nicht mehr selbstverständlich, dass die Bienen den Honigtau im Wald finden und die Waldtracht demzufolge nicht richtig ausnutzen können
Blütenreiche Brombeerbüsche als ideale Trachtlenker zum Honigtau
Weil die Brombeere eine enorm wichtige Funktion zur Trachtlenkung einnimmt, sollte an keinem Bienenstand, Bienengarten oder Bienenland dichtes Brombeergestrüpp fehlen. Um grüne Lebensraum Inseln für die wilde Brombeere anzulegen, bildet man zuerst einen etwas 2 Meter hohen und fünf Meter breiten, dicht geschichteten Asthaufen, um den herum man etwa 12 Brombeerpflanzen setzt, die man zuvor mit Erlaubnis aus dem Wald holt bzw. mit der Wurzelballen ausgräbt. Andere Bäume oder Sträucher, die im Asthaufen aufgehen (Birke, Faulbaum, Esche, Ahorn, Schlehe etc.) muss man einmal im Jahr abschneiden, damit die Brombeere keine Konkurrenz bekommt.
Das Glitzern des Honigtaus lockt die Bienen optisch an
Die Brombeerblüte und deren für Bienen sehr attraktive Brombeernektar regt den Suchtrieb der Bienen an, und führt sie zwangsläufig in den Wald, den sie sonst wegen der Kühle eher meiden. Dort im Wald angekommen glitzert der Honigtau auf den Nadeln der Fichte. Das Glitzern des Honigtaus in der Sonne lockt die Bienen an, näher zu kommen, da sie dieses Glitzern von der Suche nach Wasser her kennen, und positiv assoziieren. Honigtau schmeckt köstlich und die Bienen teilen ihren Stockgenossinnen begeistert von dem Fund mit, und intensiver Sammelflug setzt innerhalb von 30 Minuten ein, der bis in die Abenddämmerung anhält. Das Einsetzen der Waldtracht kann von dem starken Sammelflug im Abend gut erkannt werden, auch ohne Bienenwaage.
Waldhonig ist ein veganes Lebensmittel pflanzlichen Ursprungs
Entgegen der landläufigen Meinung ist der Ursprung des Honigtaus und damit des Waldhonigs rein pflanzlich. Denn der Ausgangs-Rohstoff ist immer der Siebröhrensaft der Waldbäume. Dabei fungieren die bei der Entstehung beteiligten Lachniden und Lecanien lediglich als Filterorganismen, die Stickstoff aus dem Honigtau herausfiltern. Die Honigbienen wiederum entziehen dem Honigtau Wasser durch Trocknung, und wirken ebenfalls als Filterorganismus. Waldhonig gehört damit zu den feinstofflich reinsten Lebensmitteln überhaupt, die er fünf natürliche Filtersysteme durchläuft: 1. Wald 2.Waldbaum 3. Lachniden und Lecanien 4. Honigbienenkolonie 5. Honigwabewerk.
Das Ende der Waldtracht 2023
Das Versiegen der Honigtau-Waldtracht geschieht nach alter Imker-Überlieferung meist bis zum 10. Juli, endet also innerhalb der ersten Juli Dekade. Es sei denn, es fand eine sehr mächtige Waldtracht statt, die dann länger weiterlaufen kann, vor allem in Hochlagen. Aber so eine Waldtracht gab es schon vier Jahre (2023, 2022, 2021, 2020) nicht mehr. Auch heuer war die Waldtracht am 11. Juli zu Ende. Das heißt natürlich nicht, dass einzelne Völker noch eintragen, aber insgesamt kommt weniger herein, als verbraucht wird. Man kann am Flugloch das Ende der Waldtracht durch vorlagernde Bienenklumpen an Beutenfronten und Flugbrettern gut erkennen. Wenn Drohnen vorlagern, dann hungert das Bienenvolk bereits.
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Unsere Bienen in lustiger Geselligkeit
Die Kleinsten erfüllen die größte Aufgabe
Das Kleinste der landwirtschaftlichen Nutztiere erfüllt die größte Aufgabe: Die Bestäubung von Billionen von Blüten, die verstreut in Wald, Feld und Flur von den Bienen exakt im richtigen Zeitpunkt aufgesucht werden müssen.
Werden die Blüten nicht beflogen, stirbt die Landschaft einen leisen Tod.
Einst blühende Landschaften können öde werden, wie man am Beispiel der Sahara sieht, die früher die Kornkammer des Imperium Romanum war.
Erst fiel der Wald, dann blieben die Bienen aus, so dass sich die verbliebenen Pflanzen nicht mehr vermehren konnten.
Die fehlende Vegetation lies die Wolken nicht mehr abregnen, so dass auch das Wasser zuletzt ausblieb, und somit die Getreideernten ausfielen.
Dann kam der Wind und bedeckte die früher fruchtbaren Gebiete mit Sand.
Nach der Sommersonnenwende beginnt der Hochsommer.
Die Temperaturen liegen nun beinahe konstant über 20° Celsius, so dass die Bienen bei Ihren Ausflügen immer mutiger werden, und auch in den Wald hineinfliegen können, wo es im Sommer immer etwas kühler ist.
Dort im Walde finden Sie die für Bienen ungemein attraktive Waldbrombeere Rubus fruticosus.
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Waldbrombeeren Strauch an einer Forststraße durch das Sauwinkelholz bei Baldershausen.
Beim Betrachten der unzähligen Blüten der wilden Waldbrombeere fällt mir auf, dass sich dort eine große Vielfalt an Bestäuberinsekten eingefunden hat, wobei die Honigbienen die effektivsten Bestäubern darstellen, zum Wohle der Vogelwelt und auch der anderen, nicht so effektiven Bestäubern. Foto: Imkerei Oswald bio-honig.com
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Die Honigbienen sind freundliche Geschöpfe, deshalb machen sie Platz, wenn eine behäbige Hummel kommt.
Die wilde Brombeere ist sehr auffällig durch ihre markanten Ranken und das immergrüne Laub, das roh gegessen werden kann, und früher im Winter sowohl eine billige Vitaminnahrung war, als auch ein leckerer Kräutertee, vor allem wenn er mit aromatisch-süßem Honig veredelt wurde.
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Fichten-Eichen-Kirschen- Brombeerwald ist ein Charakteristikum unserer Landschaft hier im Isar-Hügelland.
Die Ranken der Bromeere wachsen gerne waagrecht über die Äste der Bäume hinweg, idealerweise an Kirsche und Eiche.
Sie bilden Zusammen die perfekte Pflanzengesellschaft des Bienenwaldes.
Hier ist weniger mehr.
Man braucht nicht zu viele Baumarten für einen Bienenwald. Es genügen Haselnuss, Salweide, Schlehe, Vogelkirsche, Wildapfel, Weissdorn, Robinie, Eiche, Wildrose, Feldrose, Sommerlinde, Winterlinde, Brombeere, Efeu und Wilder Wein.
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Die Waldblüte der Brombeere öffnet sich nicht zugleich sondern nach und nach.
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Dornen der wilden Brombeere
Die Ranken der Brombeeren wurden früher von Dornen befreit und zum Binden von Strohkörben für die Bienenhaltung verwendet.
Alternativ wurden auch Fichtenwurzeln dafür genommen.
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Großaufnahme der unscheinbaren Blüte der wilden Waldbrombeere
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Waldblüte weit abseits von den Wegen
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Betrachtung einer Blüte
und der Sinn des Universums offenbart sich.
Waldblüte, abseits vom Wege in Nahaufnahme. Foto: Imkerei Oswald bio honig com https://facebook.com/imkerei.oswald
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H.G.O.