Eine Betrachtung von Imker Oswald
Wie ist sie beschaffen, die Beziehung der Bienenkönigin zu Ihren Töchtern? Dies ist eine der spannenden Fragen der Bienenzucht. Die Königin hilft den Bienen durch ihr besonderes Pheromon zusammen zu halten und zusammen zu arbeiten, um den Nektar herbei zu bringen und in Honig zu verwandeln, zum Wohle der Bienen selbst, und auch zum Wohle des Bienen-Besitzers. Jeder Bienenstock besteht aus vielen Bienen. Und alle arbeiten zusammen mit Liebe, aber unter der „Direktion“ der Königin. Die Königin ist aber nicht das Ziel der Bienen im Stock. Die Bienen arbeiten und sammeln emsig, aber nicht für die Königin. Sie fliegen aus für die Bestäubung der Pflanzen, die dadurch Früchte ausbilden können, die dem ganzen Kosmos das Bestehen ermöglicht. Sie bestäuben Milliarden von Blüten, um Mensch und Tier eine lebenswerte Umwelt zur erhalten, die wiederum die Nahrungsgrundlage für Mensch und Tier darstellt.
Die Königin zeigt den Bienen durch Ihre Legetätigkeit an, wo sie welchen Fleiß investieren müssen, damit das Bienenvolk überleben kann. Die Bienen wiederum bringen von allen Blumen und Blüten den besten Nektar, um der Königin und Ihren Töchtern den schönsten Honig zu bereiten. Die Bienen und Ihr Nachwuchs erfreuen sich am Honig.
Die Königin ist jedoch ein Muster an Bescheidenheit, denn sie verzichtet als Biene auf den Genuss von Honig, Pollen und Ambrosia, sondern ernährt sich anstatt dessen ausschließlich von Bienen-Milch, dem sogenannten Gelée Royale, welches ihr vom Hofstaat gereicht wird. An den kostbaren Honig-, Pollen-, Propolis-, und Wachs-Schätzen lassen die Bienen glücklicherweise ihren Besitzer teilhaben, der das Bienenvolk im Gegenzug beschützt, hegt, pflegt, und für dessen Überleben in einer feindlichen Umwelt sorgt.
Der Honig der Bienen ist eines jener Dinge, die uns aus dem verlorenem Paradies, dem Garten Eden, geblieben sind. Honig (althochdeutsch = der Goldfarbene) ist ein von den Bienen bereitetes, hochwertiges Lebensmittel mit Stimmung aufhellender und Nerven beruhigender Wirkung. Honig ist auch das ökologisch sauberste Nahrungsmittel, das es gibt. Unsere Bienen und wir sind Teil einer Natur-Gemeinschaft. Wir sind nicht nur den Honigbienen, sondern dem ganzen Geflecht der ganzen Natur-Gemeinschaft aus Boden, Blumen, Sträuchern und Bäumen und deren Bewohnern verbunden.
Zum Titelbild: Die Biene wünscht nicht immer das, was die Bienen-Besitzer sich gern wünschen. So wünschen sich die Bienen gerne die Aufstellung in einer Waldlichtung.
Naturschützer, Imker, und deren Bienenvölker geben der Landschaft ihre Würde zurück. Die sogenannte konventionelle Landwirtschaft sollte allmählich, jedoch zügig durch die ökologische Wirtschaftsweise der Zukunft abgelöst werden, um dadurch tote Agrar-Steppen in nachhaltige Erholungslandschaften umzuwandeln. Allein die Biene ist dazu in der Lage, die bereits entstandenen ausgeräumten Landschaften zu heilen, und in stabile, artenreiche Pflanzengesellschaften zu verwandeln. In diesen artenreichen Landschaften wird viel frischer Sauerstoff und Humus gebildet, viel Regenwasser gespeichert und das Klima stabilisiert. Nur eine ausreichende Zahl von über die gesamte Fläche verteilten Bienenvölker garantiert die notwendige flächendeckende Bestäubung.
Bild: Blick in die Abendsonne vom Bienenhof der Imkerei Oswald zum Ende der Löwenzahn-Blüte im Mai 2020
Hals, Herz und Nerven brauchen jetzt Honig. Auf die Dauer liefern nur intakte Landschaften Honig erstklassiger ökologischer Qualität. Ganzheitlich betrachtet ist Honig die Quintessenz des Besten, was eine Landschaft zu bieten hat. Und genau darin liegt die holistische Kraft des Honigs. Die Bienen zeigen uns an -vergleichbar mit Kundschaftern- welche Pflanzen und welche pflanzliche Erzeugnisse uns gut tun. Nach diesem Ansatz sind dies in unserer Landschaft in erster Reihe: Haselnüsse, Löwenzahnblätter, Kirschen, Apfelsaft, Birnensaft, Himbeeren, Brombeeren, Brombeerblättertee, Holunder, Holundersaft, Holunderblütentee, Lindenblütentee. In zweiter Reihe lassen sich diese autochthonen Lebensmittel auch hervorragend mit Honig kombinieren: Geröstete Haselnüsse mit Honig, In Butter gebratene Äpfel mit Honig, Brat-Äpfel mit Haselnuss-Honig-Füllung, Himbeerblätter-Tee mit Sommerhonig, Brombeeren mit Waldhonig, Brombeerblätter-Tee mit Waldhonig, Heißer Holundersaft mit Waldhonig oder Lindenhonig, Lindenblütentee mit Sommerhonig oder Lindenhonig.
Schlussbild: What a wonderful life – Bienen in ihrem natürlichem Habitat – Faszinierend und Ehrfurcht erweckend zugleich.