
Von Hans Georg Oswald (Tierwirtschaftsmeister Fachrichtung Bienenhaltung)
Die Wildvögel des Waldes greifen sich mit dem Schnabel Waldameisen, putzen ihre Gefieder mit den lebenden Tieren, die sich durch Abgabe der Ameisensäure wehren, und durch dieses „Einemsen“ ihre Milben loswerden. Das war der Fingerzeig, der uns half, ein Mittel mit der Ameisensäure gegen die Varroa-Milbe zu finden. So haben uns die Waldameisen die Hege gedankt. (Heinz Ruppertshofen)
Die Varroatose, auch Varrose oder varroosis apium genannt ist eine in Deutschland flächendeckend verbreite Brutkrankheit, genauer gesagt eine chronische, unheilbare, untilgbare, stille Parasitose mit seuchenhaftem Charakter, die ohne helfende Eingriffe des Imkers für Bienenvölker tödlich verläuft. Es liegt am Charakter dieser Parasitose, im Anfangsstadium nicht erkennbar zu sein. Der Befall eines Bienenvolkes mit nur einer einzigen Varroa-Milbe führt ohne Eingreifen des Imkers mit Sicherheit zur Erkrankung des Bienenvolkes innerhalb von nur vier Jahren. Fast immer schaukelt sich der Befall durch Varroa im vierten (unbehandelten) Jahr so hoch, dass erste Standvölker im Herbst oder Winter zusammenbrechen, mit der Zeit 95 % der Völker eines Standes. Überlebende Einzelvölker (das letzte überlebende Volk) sollten unbedingt für die Nachzucht gerettet werden.
Parasitosen sind Infektionskrankheiten, welche durch relativ hoch entwickelte Lebewesen ausgelöst werden, welche bei anderen Lebewesen, den sogenannten Wirten, schmarotzen. Die Brutkrankheit varroosis apium wird von den Brutparasiten Varroa jakobsoni destructor (Varroamilben) ausgelöst, welche die Bienenlarven befallen, und sich von deren Fettkörper ernähren. Milben (Acari) sind eine Unterlasse der Spinnentiere (Arachnida) im Stamm der Gliederfüßer (Arthropoda). Durch ihren Biss können die Milben viele Krankheiten durch Viren übertragen. Milben haben wie Spinnen im Erwachsenen-Stadium acht Beine.
Viele junge, durch wertvollen Pollen wohlgenährte, langlebige Winterbienen mit junger, vitaler, diesjähriger Königin.
Je höher der Anteil solcher Völker am Bienenstand ist, desto höhere Überlebenschancen hat der Bienenstand. Bei Insekten ist vorbeugen immer besser als heilen. Völker mit diesjähriger Königin entstanden normalerweise aus Vermehrung durch Schwärme oder Ableger, welche im Frühjahr oder Frühsommer gebildet wurden, mit einem kurzen Zustand der Brutfreiheit, in welchem die Jungvölker bereits von der Masse der Varroamilben befreit werden können.
Brutfreie Zeiten dämpfen die Befallszunahme der Milben
Eine Massenvermehrung von Varroamilben kann dann in solchen Völkern in diesem Jahr nicht mehr stattfinden. Deshalb sind solche Völker normalerweise natürliche Überlebenskandidaten. Über die Frühjahrs- und Frühsommerbehandlung dieser Jungvölker handelt übrigens Teil I meiner Varroa-Artikel-Reihe.
ANTWORT: Ideal wäre ein Anteil von mindestens 33% jedes Jahr, das entspricht einer erfolgreichen Vermehrungsrate von 1:2 bzw. einer 50%igen Vermehrung, oder anders gesagt, für je zwei Altvölker wird ein Jungvolk gebildet. Das Durchschnittsalter der Königinnen auf dem Stand sinkt dadurch auf ein bis zwei Jahre. Wird diese Quote konsequent eingehalten, dann können langfristig jedes Jahr Altvölker an Neu-Imker oder Wieder-Neu-Imker abgegeben bzw. veräußert werden. Diesen wird dadurch sehr geholfen, wenn sie die entsprechende Anleitung zur Verjüngung und Vermehrung mit auf den Weg bekommen, zum Beispiel durch Ausdrucke von Teil eins, zwei und drei dieses Varroabehandlungskurses.
Genauso wichtig ist es natürlich, die Varroatose Gefahr in den Altvölkern in Schach zu halten, um einer eventuellen Re-Invasion der Jungvölker durch Varroamilben auf Bienen von zusammenbrechenden Altvölkern vorzubeugen.
Geringes Vorhandensein von Varroamilben in den Altvölkern durch biologische Maßnahmen im Jahreszyklus, insbesondere aber im Hochsommer, Spätsommer und Winter ist anzustreben.
Das Wirt-Parasitenverhältnis ist normalerweise im Gleichgewicht; Der Wirt überlebt die Invasion, und sichert dem Parasiten dadurch die zukünftige Existenz.
Der ursprüngliche Wirt der Varroamilbe war die Honigbienenart Apis cerana FABRICIUS, eine Honigbienenart, die 1904 auf der Insel Java entdeckt wurde; sie wird umgangssprachlich auch Östliche Honigbiene oder Asiatische Honigbiene genannt.
Der umstrittene Professor Friedrich Ruttner (1914-1998, ehemals NS-Ideologe für Erbbiologie und Euthanasie, später Bienenforscher), stellte im Frühjahr 1977 bei seinen Bienenvölkern des Bieneninstitutes Oberursel bei Frankfurt am Main erstmals erstaunt fest, dass die Bienenvölker seines Instituts mit dem Bienenparasiten Varroa jacobsonii destructor befallen waren. Vorangegangen waren Bienenimporte seines Instituts aus Asien zu Forschungszwecken. Professor Ruttner war von 1964 bis 1981 Leiter des Instituts für Bienenkunde Oberursel.
Der Brutparasit Varroamilbe kam bis zum Zeitpunkt des Bienenimportes 1977 auf unserer Westlichen Honigbiene natürlicherweise nicht vor. Deshalb haben unsere Honigbienen derzeit noch keine ausreichenden Abwehrmechanismen entwickelt. Diese Abwehrmechanismen wären eine kürzere Verdeckelungszeit bei der Arbeiterinnenbrut, ein stärkeres gegenseitiges Putzen der Arbeitsbienen zur gegenseitigen Entmilbung, und eine Erkennen von Varroabefall in einer befallenen Brutzelle, das Öffnen und Entfernen der Milben, und das Wiederverschließen der Zelle.
Kreuzungen unserer Europäischen Bienenrassen mit der aggressivsten Afrikanischen Bienenrasse Scutellata zeigten in Brasilien und Mexico gute Erfolge in der Resistenzzucht, da das Hygieneverhalten mit dem Verteidigungsverhalten gekoppelt ist. Allerdings ist es für diese Kreuzungen in Europa zu kalt, sie überstehen die relativ kalten Winter nicht. Gerade aber die Zuchtbestrebungen auf extreme Sanftmut in den den letzten 50 Jahren, also von 1972 bis 2022 waren sehr kontraproduktiv und rächen sich jetzt in einer extremen Anfälligkeit gegenüber dem neuen Brutparasiten. Ein gangbarerer Weg als die Scutellata-Kreuzungen wäre die Rückzüchtung der ursprünglichen in Deutschland heimischen Dunklen Biene Apis mellifera mellifera. Dazu meinen Versuchen hierzu habe ich in zwei Blog Beiträgen berichtet:
bio-honig.com/rueckzuechtung-der-urspruenglichen-hallertauer-landbiene-einer-varietaet-der-dunklen-heimatbiene
bio-honig.com/versuch-bericht-rueckzuechtung-hallertauer-landbiene
Unsere Westliche Honigbiene Apis mellifera LINNAEUS ist dem Parasiten leider fast schutzlos ausgeliefert, und benötigt deshalb die Aufmerksamkeit und Fürsorge durch aufmerksame Bienenhalter, Hobbyimker, Tierwirte, Nebenerwerbsimker, Bienenwirte, Berufsimker und Tierwirtschaftsmeister, also der gesamten Imkerschaft, um das Gemeinwohl , die Volkswirtschaft, und die Öko-Systeme vor großem Schaden zu bewahren.

"Nur aus Fehlern wird man klug" - Sprichwort-
Gleich nach der ersten Ausbreitung der Varroa in Deutschland wurden Versuche mit Mitteln aus der Tracheenmilbenbekämpfung gemacht, denn Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts gab es ein bereits eine Tracheenmilbenseuche bei Bienen in England. Die Mittel gegen die Tracheenmilben zeigten aber gegen Varroa jakobsoni destructor keine hinreichende Wirkung. Das erste dann breit angewendete chemische Mittel waren sogenannte Folbex Räucherstreifen vom Pharmahersteller Ciba Geigy, mit dem Wirkstoff Brompropylat. Dieses Kontaktgift wirkte gut, erlangte aber negative Schlagzeilen, als die Bild Zeitung titelte: „Klosteine im Honig“. Das lipophile (fettlösliche) Verhalten des Wirkstoffes führte zu einer Anreicherung des Wirkstoffes im Wachs. Das Wachs wiederum kontaminierte dann den Honig mit dem Wirkstoff Brompropylat, der auch in Klosteinen vorkam. Folbex wurde anschließend aus dem Verkehr gezogen, da der darin enthaltene Wirkstoff Chlorbenzilat krebserregende Eigenschaften besitzt. Rückstände des in den 80er Jahren gebräuchlichen Wirkstoffs Brompropylat sind heute noch im konventionellen Wachs nachweisbar. Die Pharma-Industrie hat der Imkerei dadurch wahrlich einen Bärendienst erwiesen.
Parallel dazu forschten die Imker selbst von Anfang an in Richtung biologischer Mittel. Dr. Klingers Illertissener Milbenplatte mit dem Wirkstoff 65%iger Ameisensäure fand relativ große Verbreitung, allerdings führte die unsichere Anwendung unter schwankenden Bedingungen wegen der erheblich schwankenden Wirkstärke zu Schädigungen von Königinnen, Jungbienen und Brut, was ca. 2004 zum Aus für dieses an sich klugen biologischen Verfahren führte, zumal Ameisensäure natürlicherweise im Honig vorkommt und vom Bienenvolk absorbiert wird, sofern keine Überdosierung oder Falschanwendung stattfindet.
Nach Abklingen der ersten Euphorie bezüglich der Ameisensäure aufgrund der Schädigungen der jungen Brut, begann auch die Bayer AG an den Imkern und Bienen zu verdienen, indem sie den bereits vorhandenen, günstigen Wirkstoff Coumaphos aus der Zeckenbekämpfung bei Rindern und Schafen nun als Bienenbehandlungsmittel Perizin den Imkern teuer verkaufte, was mit Hilfe unzähliger ganzseitigen Anzeigen in den Bienenzeitschriften gelang. Diesem als Fraßgift wirkenden Mittel wurde dann auch staatlicherseits volle Unterstützung zu Teil. Allerdings hatte Coumaphos den gleichen Nachteil der Fettlöslichkeit und Anreicherung im Wachs. Nachdem jede zweite Wachsprobe in Deutschland mit Coumaphos hoch belastet war, und sich dadurch auch Coumaphos-resistente Varroamilben-Stämme herausgebildet hatten, sank der Wirkungsgrad des Mittels so stark, dass selbst bei vorschriftsmäßiger Behandlung wieder große Verluste an Bienenvölkern von der Imkerschaft zu beklagen waren.
In Folge des Nachlassens der Wirkung von Perizin wurde in den Neunziger Jahren dann eine Kombination aus Perizin-Winterbehandlung, Drohnenbrutschneiden im Frühjahr, und Ameisensäurebehandlung im Spätsommer empfohlen. Als Ameisensäurebehandlungsverfahren wurde nun die Krämerplatte propagiert, die dann später durch das Schwammtuch abgelöst wurde. Allerdings sorgte das Schwammtuch für Fungizid-Rückstände im Wachs, da die handelsüblichen Vileda-Schwammtücher feucht mit einem Fungizid getränkt in Plastik eingeschweißt verkauft wurden und noch werden. Die Kombination der drei Verfahren zehrte aber stark an den inneren Kräften der Bienenvölker, erstens infolge des Fehlens der Drohnen im Frühjahr, und zweitens wegen der Verätzung der jungen, angehenden Winterbienen im Spätsommer. Gegen Ende der Neunziger Jahre wurde in der Winterbehandlung das Perizin weitgehend durch das Träufeln von Oxalsäure abgelöst.
In den 2000er Jahren kam es zu starken Flugbienenverlusten infolge Nervenschäden bei den Bienen und schleichende Brutschäden durch Neonics (neuartige neurotoxisch wirkende extrem bienengefährliche Agrar-Pestizide) in der Luft, Erde und Wasser. Neonicotinoide sind für Bienen 7000 mal giftiger als DDT. Zeitgleich entstanden dann neue Maiswüsten infolge des Biogas-Booms. Gleichzeitig starben leise viele traditionelle Milchviehbetriebe durch die Pachtpreisexplosion, ausgelöst durch das Ereuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Den Bienen ging es durch diese negativen Entwicklungen schlechter, die Völker litten zudem unter dem Schwund von Weideflächen und Futterbauflächen mit Klee, sowie dem Rückgang des Rapsanbaus, nachdem nun heimisches Rapsöl zunehmend durch billiges Palmöl aus Urwaldrodungen in Indonesien ersetzt wurde. Man suchte nun nach bienenschonenderen Alternativen zur Ameisensäure. In der Folge ersetzten viele Imker die Spätsommer-Ameisensäurebehandlung durch eine Behandlung mit etherischen Öle wie Thymol, Kampferol, Eucalyptol und Menthol; aber auch die Verdampfung bzw. Sublimierung von Oxalsäure gewann zunehmend an Beliebtheit.
In den letzten zwölf Jahren verlor das Drohnenbrutschneiden wegen eines Umdenkens in Richtung mehr Tierschutz deutlich an Anwendung. Doch auch die etherischen Öle kamen in die Kritik, den es scheint bei bei den Varroamilben ein gewisser Gewöhnungseffekt eingetreten zu sein, und viele Imker meinten eine geringere Wirksamkeit festzustellen. Zudem waren in vielen Wachsproben Rückstände von Thymol detektierbar, was ein neues Problem darstellte. Letzendlich führte die Vielzahl an Verfahren und die rechtliche Unsicherheit dazu, dass sich nicht wenige der neuen Bienenhalter ohne Vereins- oder Verbandsanbindung ganz von dem Thema Varroabehandlung distanzierten und gar nicht mehr behandelten (Stichwort behandlungsfreie Imkerei). Laut offizieller Stellen geht man mittlerweile davon aus, dass mindestens ein Drittel der Bienenhalter gar nicht mehr, unzureichend oder falsch gegen die Varroa behandeln, was gebietsweise zu sehr hohen Wellen von Schädlingsdruck führte.
Ab 28.Januar 2022 ist das neue Tierarzneimittelgesetz (TAMG) in Kraft, das auch für Bienenhalter gilt, auch wenn diese nur ein Volk halten, sofern sie Honig in Verkehr bringen. Das Inverkehrbringen beinhaltet auch das Verschenken oder Verkaufen von Honig an Personen, die nicht unmittelbar dem eigenen Haushalt angehören bzw. die gleiche Wohnung teilen. Dieses Gesetz betrifft also wirklich alle Imker. Laut dem neuen Gesetz dürfen nur zulassungskonforme Varroazide und deren zulassungskonforme Applikationsformen angewendet werden.
Durch den Einsatz der Öko-Verbände wurde Bienenwachs ins Lebensmittelbuch aufgenommen. Bienenwachs wird auch als Trennmittel in Bio-Bäckereien zum Beispiel für Backbleche eingesetzt, deshalb war dieser Schritt notwendig, um den Wachskontamination Herr zu werden. Vorher durfte Bienenwachs laut Gesetz bis zu 25% mit Paraffin und Behandlungsmittelrückständen verunreinigt sein. Nach dem neuesten Stand sollte Bienenwachs der Kategorie I weniger als 100 Mikrogramm (parts per million) kumulative Rückstandsmengen aufweisen, um noch Verwendung finden zu können. Dies bedeutet langfristig udn endgültig das Aus für alle stark rückstandsbildenden Behandlungsmittel wie Perizin oder Thymol.
Die Produktversprechen der großen Pharmahersteller (Ciba-Geigy, Bayer) haben sich als unkorrekt und falsch erwiesen. Der Chemie- und Pharmakonzern Bayer Aktiengesellschaft hat die großen Gefahren ihres Produktes den Imkern und Imkerinnen gegenüber in seinen ganzseitigen Werbeanzeigen in den Bienenzeitungen wissentlich verschwiegen, mit immensen materiellen und immateriellen Schäden für die Imkerei in Deutschland.
Die entscheidenden Fortschritte in der Bekämpfung der Varroamilbe wurden von den Imkerinnen und Imkern weitgehend selbst erarbeitet, darunter das Ameisensäureverfahren, die Oxalsäureträufelbehandlung und die Sprühbehandlung, mit Unterstützung durch Forschung, Handwerkstechnik und Lehre.
Die Rolle der staatlichen Bieneninstitute war nur zum Teil hilfreich. Einerseits propagierten sie vehement die chemischen, rückstandsbildenden Mittel, andererseits behinderten sie die Anwendung und Entwicklung der biologischen Verfahren. Positiv anzumerken ist die Tatsache, dass die Bieneninstitute durch den Hinweis auf den Arbeitsschutzausrüstung viele Imker vor gesundheitlichen Schäden durch den leichtsinnigen Umgang mit Säure bewahrt haben.
Der Parasit Varroa jacobsoni destructor wurde mit der Zeit nicht schwächer, sondern stärker. Vor allem das Drohnenbrutschneiden hat dazu geführt, dass der Parasit nicht wie früher nur die Drohnenbrut befällt, sondern durch das Ausschneiden der Drohnenwaben dazu erzogen wurde, nun vermehrt auf die Arbeiterinnenbrut zu wechseln und diese zu befallen, was natürlich eine weitere Katastrophe für die Imker darstellt. Das Ausschneiden der Drohenbrut war deshalb aus heutiger Sicht ein riesiger Fehler.
Die fast täglich neu erscheinenden Mittel und Methoden trugen mehr zur Verwirrung der Imker bei, als zu deren Hilfe, mit der Folge, dass mindestens ein Drittel der Imker das Handtuch geworfen haben, und kein schlüssiges Konzept zur Entmilbung mehr praktizieren, teilweise nur noch rudimentär entmilben, und sich an regelmäßig auftretende, hohe Verluste gewöhnt haben.
Die vollständige oder auch nur teilweise Ausrottung der Milbe hat sich in der Vergangenheit als Illusion erwiesen, ebenso die behandlungsfreie Imkerei durch Resistenzzucht, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Den Bienenhaltern und Bienenhalterinnen bleibt deshalb aktuell die Aufgabe erhalten, ihre ökologisch äußerst wertvollen Bestände an Bienenvölkern regelmäßig präventiv von Milben zu befreien, also zu entmilben. Ähnlich wie bei der Schafhaltung, wo auch regelmäßig präventiv entwurmt werden muss, will man seinen Tierbestand auf Dauer gesund erhalten.
Wir sind heute im Prinzip wieder am gleichen Ausgangspunkt wie 1977, nur mit kleinen Unterschieden. Der Umgang mit Ameisensäure ist heute viele geschickter geworden, vor allem durch die Entwicklung der Vakuumverdunster wie dem Nassenheider Verdunster universal H. Dieser technische Durchbruch half den Imkern, die früher häufig auftretende Überdosierung von Ameisensäure in der Stockluft zu vermeiden. Die Oxalsäure-Träufelbehandlung hat sich mittlerweile fest etabliert, ebenso die Sprühbehandlung mit Oxalsäure. Im Rückblick war die erste Idee die beste, nämlich die Beobachtung, dass sich Spechte im Wald von Milben befreien, indem sie über einem Ameisenhügel der Waldameise mit den Flügeln flattern und sich mit der von den Waldameisen zur Verteidigung versprühten Ameisensäure ihr Gefieder putzen und sich dadurch entmilben.
Im Rückblick war die erste Idee die beste, nämlich die Beobachtung, dass sich Spechte und Eichelhäher im Wald von Milben befreien, indem sie eine großen Waldameisenhügel überfliegen, mit den Flügeln flattern, und sich ihr Federkleid von den Waldameisen gründlich mit Ameisensäure einsprühen lassen, um sich damit das Gefieder zu putzen und es auf natürliche Weise von Milben zu befreien.
Die Brutdistanzierung hat sich sehr gut bewährt. Allerdings kann sie nicht bei allen Völkern, und auch nicht bei zu vielen Völkern gleichzeitig durchgeführt werden. Aber auch bei nur einem Drittel der Völker ergibt die Brutdistanzierung wertvolle Ergebnisse, insbesondere bei jenen Völkern, die dringend einen Neustart brauchen.
Ameisensäure ist auch natürlicher Bestandteil des Giftes der Honigbiene. Die Ameisensäure hält die organische Base des Bienengiftes in Lösung. Ameisensäure kumuliert sich nicht im Bienenvolk, sondern wird abgebaut.
„Wie Vögel sich selbst behandeln! Wunderbarer Hinweis der Vögel zur Bekämpfung der Todesmilbe der Bienen, der Varroa-Milbe.In einer früheren Auflage des Buches konnte darauf hingewiesen werden, dass Vögel Ameisen greifen und ihr Gefieder mit lebenden Waldameisen putzen, die in der Abwehr Ameisensäure verspritzen, und die Vögel dadurch von ihren Milben befreit werden. Dieses wird „Einemsen“ genannt (Ameise heißt in Altdeutsch „Emse“).(…)Dies ist auch bei Drosseln aller Art, Meisen, Zaunkönig, Kleiber und Baumläufer beobachtet worden. Selbst der Specht, der als Hauptfeine der Ameisen gilt, da er bis zu 3.000 Ameisen pro Tag verzehrt , putzt vorweg mit den Ameisen vielfach sein Gefieder.(…)Andere Vogelarten wie Waldhühner (Fasanen, Haselhühner, Wachteln, auch Rebhühner am Waldrand) plustern am sandigen Rand der Ameisennester, wobei sich die Waldameisen auf sie stürzen, sich in ihrem Gefieder verbeißen und Ameisensäure verspritzen. Die Milben werden anschließend von den Vögeln abgepickt und im Sand abgestreift, was wir „Abemsen“ nennen.(…)Andere Vögel (Zaunkönig, Goldhähnchen, Blau- und Tannenmeise) flattern flach über Waldameisennester. Der drohende Schatten über der Nestkuppe veranlasst die Waldameisen, ihre Säure hochzuspritzen, die dann praktisch im Flatterflug der Vögel alle Körperteile trifft.(…)Der Waldmistkäfer sucht ebenso die Nester oder Nestnähe auf und lässt sich, etwas aufgerichtet, unterseits mit Ameisensäure bespritzen, wo er voller Käfermilben sitzt.(…)Wie Stare sich selbst gegen Milben behandeln: Der Star bei seiner Selbstmedikation sehr flink sein. Um von den hüelbauendenWaldameisen nicht gebissen zu werden, trippelt der Vogel hurtig von einem Bein aufs andere und sucht sich entlang der Waldameisenstraße seine lebenden Spraydosen. Beim Einemsen schließt er beide Augen, damit die ätzende Säure nicht auf die Augen trifft.(…)Auch schon ganz junge Stare – im Alter von fünf bis sechs Wochen – übernehmen dieses Verhalten von ihren Eltern. Zuerst geschieht das recht zaghaft und nur für kurze Augenblicke. Später nehmen sie dann immer mehr Ameisen auf einmal in den Schnabel. Gegen Ende des dritten Lebensmonats gelingt es ihnen, bis zu 20 Ameisen festzuhalten, alle mit der Spritze zur gleiche Seite. Damit fahren sie dann ausgiebig durchs Gefieder , um sich auf diese Weise zu präparieren. Der ganze Vorgang wiederholt sich mehrmals. In der Regel dauert eine solche Kur 14 bis 20 Minuten lang.(…)Die schlauen Vögel nutzen so die Ameisensäure der hügelbauenden Waldameisen zur Gesunderhaltung , und so halten die Stare also ihr Gefieder immer frei von unerwünschten Gästen, wie etwa Milben.

Schockbehandlungen sind unbedingt zu unterlassen, um keine Königinnen zu verlieren, ebenso Behandlungen bei hohen Temperaturen.









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(Euer Bienenblogger)