Heute war es dann doch soweit. Die Sonne kam heraus und erwärmte die Luft durch ihre warmen Strahlen. Der Schnee, der gestern noch unsere Landschaft bedeckte, verschwand heute bis auf winzige Reste. Ich war natürlich neugierig, wie die Bienen darauf reagieren würden. Honigbienen sind ja bekanntlich Wetterpropheten. Und ja, schon sehr früh, als sogar noch ein kühler Wind ging, hörte man ich schon ihr Summen in der Frühlingsluft. Zunächst war das Flugspiel ungeordnet zaghaft. Als die Sonne höher stieg, hatten die ersten Bienen meine neue Bienentränke mit den wärmenden Lavasteinen entdeckt, und ließen sich dort zum Wasserschlürfen dankbar nieder (siehe Foto: Bienen auf Lavasteinen).
Ich hatte schon lange gehofft, dass die Weidenbäume und Weidensträucher endlich blühen würden. Für die Bienen ist es die wichtigste Nahrungsquelle des ganzen Jahres, weil die Weiden bei uns die erste Nektarquelle des Jahres sind, und weil die Weiden den wertvollsten Blütenstaub überhaupt liefern. Mit dieser hochwertigen natürlichen Eiweißnahrung werden jetzt die Sommerbienen erbrütet. Als ich jedoch keine Bienen an den Weiden sah, war ich etwas verwundert. Nach genauerem hinsehen war klar dass die Bienen noch einen späten, zweiten Reinigungsflug nötig hatten.
Bis zum Nachmittag dann hatte sich die Bienen in der warmen Frühlingsluft eingeflogen. Nun machte ich mich noch einmal auf einen Trachterkundungsgang, ausgerüstet mit meinem guten Eschenbach-Fernglas, um die einzelnen Weidenarten, welche ich auf dem Bienenhof in den letzten 15 Jahren gepflanzt habe, genauer auf Bienenbeflug zu untersuchen. Die Suche nach Bienenbeflug des Weidenbiotops wurde aber enttäuscht. Auch auf den am frühsten blühenden Schwarzweiden (salix nigrans) war noch keinerlei Bienenbeflug feststellbar. Obwohl es sich nur noch um einzelne oder einen Tag handeln kann, war noch keine einzige Bienen an den Weiden zu sehen.
Nach längerem Suchen entdeckte ich dann doch noch Bienen an den zitronengelben Blüten der Kornellkirsche, die oft noch vor der Weide blüht.
Denn Honigbienen sind ja bekanntlich blütenstet, das heißt, eine einzelne Honigbiene wechselt innerhalb eines Sammelfluges nicht zwischen Blüten verschiedener botanischer Arten, sondern fokussiert ihren Sammelflug ausschließlich auf eine Blütenpflanzenart, wodurch die Bestäubungsarbeit überhaupt erst effektiv wird. In unserem Fall war es eben die Kornellkirsche. Und eben deshalb waren heute auch keine Bienen an den Weidenkätzchen zu sehen! Ganz nebenbei erwähnt bedeutet es für den Strauch der Kornellkirsche einen Überlebensvorteil, wenn sie zeitlich vor den Weidenbüschen zu blühen beginnt. Denn die Wieden sind konkurrenzlos attraktiv für die Bienen, sowohl was die biologische Wertigkeit und Menge des Pollens, aber auch was die Ergiebigkeit der Nektarmenge angeht.
Jetzt im März beginnt bei den Honigbienen und Waldameisen die wichtige Phase der Sonnung. Wärend die letzten Reste des Schnees schmelzen, wärmt die Märzsonne die sonnenbegünstigten Stellen in der Landschaft auf. Diese kleinklimatisch warmen Stellen sind oft Südseiten von Hängen, Schotterflächen, Hecken und Waldrändern, aber auch von Gebäuden. Überall dort werden die die Sonnenstrahlen in stärkerem Maße reflektiert und damit gebündelt. Besonders die Bodenbeschaffenheitträgt maßgeblich zur schnelleren Erwärmung bei. Eichenlaub und trockenes Altgras sowie Kalkschotter trocknen und erwärmen sich besonders schnell. In meinem Beruf als Imkermeister mache ich mir diese Erkenntnis seit langem zu Nutze, indem ich die Bienenvölker aus meiner Bienenhaltung ausschließlich an solchen wärmebegünstigten Standorten aufstelle. Ich habe schon viele Bienenstandorte über viele Jahre ausprobiert, es waren insgesamt bisher 47 verschiedene Standorte, auf denen ich Bienen hatte. Es zeigte sich immer und immer wieder, dass windige oder schattige Standorte eine für die Bienen unzumutbar sind, und für den Imker sehr verlustreich sind. Sonnung bedeutet für die Honigbienen und die Waldameisen gleichermaßen, dass sie mit ihren kleinen Körpern die Sonnenstrahlung aufnehmen, und ins innere des Nestes tragen. Durch diesen Wärme- und Aktivitätsreiz beginnt wieder die sprichwörtliche emsige Betriebsamkeit in den Insektenstaaten einzukehren.
Warum die die riesigen blühenden Ackerflächen im Herbst den Bienen wenig Nutzen, sondern großen Schaden bringen:
Warum die staatlichen „Greening“ (Bodenbedeckung) Maßnahmen der Bienenhaltung und Deutschen Imkerei großen Schaden anrichten. Der Verlauf des Klimas im Herbst 2017 und Winter 2017/2018 war für die Deutsche Imkerschaft und die Bienen alles andere als leicht. Wie bereits befürchtet, stellte sich das sogenannte „Greening“ Programm (staatlich Prämie für Bodenbedeckung auf Ackerflächen im Herbst/Winter) als extrem problematisch für die Bienen heraus. mit „Greening“ wird der Anbau von staatlich subventionierten konventionellen Gründüngungspflanzen wie zum Beispiel Ackersenf auf abgeernteten Feldern bezeichnet, welche über den Winter auf den Feldern stehenbleiben und abfrieren. Mit dieser Maßnahme soll Nitratauswaschung der Gülle und Bodenerosion infolge der Zunahme des Maisanbaus und ständig steigenden Intensivierung der Tierhaltung entgegengewirkt werden.
Anfänglich waren bestimmte Funktionäre der Imkerschaft euphorisch, weil sie dachten, das Greening würde den Bienen guttun. Aber die Imker beginnen jetzt erst die Schäden langsam zu erkennen. Denn die Greeningflächen blühen normalerweise erst ab Okober und November, wenn die Tageswärme nicht mehr ausreicht, um bei den Pflanzen eine Nektarproduktion anzuregen. Manchmal kann man an besonders warmen Tagen kleine Gewichtszunahmen feststellen, die aber durch die gesteigerte Aktivität zur Unzeit bereits am nächsten Tag wieder aufgezehrt ist. Die Nektarproduktion setzt erst bei Schattentemperaturen von 18°Celsius ein. Doch im Herbst hat es meist nicht 18° Celsius, sonder eher 12-15°Celsius. In diesem Temperaturbereich wird von den Bienen nur Pollen eingetragen, der aber im Herbst nicht gebraucht wird, und zu großer Unordnung im Brutnest führt. Der Blühzeitpunkt im November ist völlig gegen die natürlichen Rhythmen. Denn die Bienen richten sich nach dem natürlichen Jahreslauf, wo im Frühjahr die Pflanzen blühen und im Sommer die Früchte reifen. Die Politik zusammen mit der Wissenschaft hat wieder einmal alles auf den Kopf gestellt, so dass es kurz vor dem Frost zur Hauptblüte des Jahres kommt. Was hier wieder für ein staatlich bezahlter und wissenschaftlicher Unfug mit den Bienen angestellt wird, zum Schaden von Bienen und Imkerschaft, ist schon schlimm genug, wird aber von den Funktionären PR-wirksam als gratis Wohltat für die Bienen verkauft. Kurz vor dem Frost wird zur völligen Unzeit die Biene durch gigantische Blühflächen zu einem extrem späten Bruteinschlag gereizt. Diese antizyklische Verrücktheit führt zum Verbrauch lebenswichtiger Wintervorräte der Bienenvölker und zur Verschärfung der Varroasituation durch verspätete Brutfreiheit im Bienenvolk. Aus imkerlicher Sicht bringt das „Greening“ langfristig steigende Verluste an Bienenvölkern ein, die durch nichts kompensiert werden können. Immer mehr Insider bezeichnen daher das sogenannte „Greening“ als agrarpolitischen Etikettenschwindel. Genauer gesagt stellt es eigentlich eine „Greenwashing“- Maßnahme des Maisanbaues dar, und ist eine Art Reperaturmaßnahme für eine seit Jahrzehnten verfehlte Agrarpolitik. Besser für die Bienen und Imkerschaft wäre eine Rückkehr zu einer bienenfreundlichen Landbewirtschaftung, wie sie bis 1850 betrieben wurde, mit Schwerpunkt auf wiederkäuendes Weidevieh wie Schafe, Ziegen und Rinder, mit Waldweide und kleinstrukturiertem Weideland. Diese Zukunftsvision scheint derzeit in weiter Ferne, aber es ist nie zu spät, für unsere Lebensgrundlagen und die Zukunft der Bienenhaltung in Deutschland zu kämpfen. Denn wer keine Wurzeln hat, hat keine Zukunft. Und unsere Wurzeln sind auch das Land unserer Vorfahren und die ursprüngliche, lebenswerte Landschaft.