Die Veranstaltung wurde erstmalig online ausgetragen, und erstreckte sich über drei volle Tage.
Die Teilnahme live über Zoom war kostenlos.
Viele Teilnehmer leisteten jedoch einen freiwilligen Beitrag zur Deckung der Kosten.
– Imkermeister Jürgen Binder: latest news
– Ayo Lawrence: Unsere Bienenkampagne in Uganda
– Dr. Anita Idel: Milch und Honig – eine fruchtbare Allianz
– Falk Böttcher, Deutscher Wetterdienst: „Der Natur den Puls fühlen – Phänologie und Klimawandel
– Jürgen Binder: Imker und Tierwohl
– Rolf Schülbe: Der Angepasste Brutraum, Meine Betriebsweise nach Hans Beer
– Dr. Ralph Büchler: Strategien auf dem Weg zu einer behandlungsfreien Imkerei
– Prof. Hubert Weiger: Bienen und Insektensterben – der mühsame Weg zu einer nachhaltigen Landwirtschaft
– Armbruster Imkerschule: Verleihung der Hans Beer Gedächtnisnadel
– René Schieback/ Tino Lorz: Die Imkerpersönlichkeit Hans Beer
Bei den Vorträgen schrieb ich ausnahmsweise nicht mit, aber einige Details habe ich mir gemerkt, die ich im Folgenden aus dem Gedächtnis wiedergeben möchte.
Außerdem habe ich einige Screenshots erstellt, welche ich zur Untermalung zeige.
In dem Vortrag „Milch und Honig“ von Dr. Anita Idel wurde auf eindrucksvolle Weise erläutert, dass die die Bodenfruchtbarkeit der weltweit besten Ackerflächen durch Beweidung entstanden ist.
Dies zeigen die neuesten Forschungergebnisse.
In Nordamerika entstanden die fruchtbaren Böden des Mittleren Westens durch Beweidung durch Büffel.
Aktuell geht die Bodenfruchtbarkeit jedoch zurück, und jährlich werden etwa 10 mm Boden durch Winderosion abgetragen, das ergibt einen Meter Bodenverlust in einhundert Jahren.
Die Beweidung der ursprünglichen Steppen in Südamerika fand durch Alpakas statt, und in Asien und Europa durch Auerochsen, Büffel und Wisent.
Die ganzjährige Stallfütterung wirkt negativ auf die Bodenfruchtbarkeit, weil der Dung nicht punktuell verteilt wird wie in der Beweidung durch Tiere auf der Weide, sondern mit Wasser vermischt als Gülle in der Fläche ausgebracht wird, was sich katastrophal auf Insekten, Kräuter und die Artenvielfalt als Ganzes sehr negativ auswirkt.
Eine Kuh erzeugt pro Jahr etwa 10 Tonnen Dung, von dem wiederum 100 kg Insekten leben.
Diese Insektenmasse entsteht aber nur, wenn der Kuhdung als Fladen auf die Weide kommt.
Diese 100 Insektenmasse dient wiederum als Nahrung für Vögel und andere Säugetiere etc.
Im Vortrag „Der Natur den Puls fühlen – Phänologie und Klimawandel“ erläuterte Falk Böttcher, warum die Wirkung des Klimawandels auf die Honigbienen leider negativ ausfällt.
Der Grund ist folgender:
Im Blühkalender verschiebt sich die Blüte der Honigpflanzen um einen Monat nach vorne.
Zu diesem früheren Zeitpunkt hatten die Bienen aber nicht genügend Zeit, entsprechende Flugbienen-Populationen aufzubauen.
Dadurch gehen die frühen Trachten zunehmend ungenutzt oder nur teilgenutzt verloren.
Zweitens erhöhen sich zwar die Temperaturspitzen und die Trockenheit, aber – wie anhand von Grafiken geschildert- der Zeitpunkt für den Winterbeginn bleibt unverändert, ebenso die Kälterückschläge und Minusgrade.
Das heißt im Detail, dass sich die schlechten trachtlosen Zeiten verlängern und die guten Trachtzeiten verkürzen.
Gleichzeitig wird es trockener, wobei die Kälte bleibt, also sich mehr Extreme auftun, welche den Bienen zu schaffen machen, vor allem bei Kälterückschlägen im Frühjahr gepaart mit einer zu frühen Blütenentwicklung.
Zu dem Thema „Imkerei und Tierwohl“ lies sich Imkermeister Jürgen Binder zu einem „Donnerwetter“ über die aktuell populäre neu entwickelte Beute „easybeebox“ hinreissen, die jetzt in Baumärkten, aber auch online und in Discountern verkauft oder angeboten wird.
Jürgen Binder ist der Meinung, dass es für Anfänger sehr schwierig sein wird, mit dieser neu entwickelten Beute Bienen zu halten.
Ich teile diese Meinung nicht unbedingt.
Auch wenn ich die easybeebox selbst in natura noch nicht gesehen habe, sondern nur im Internet, bin ich der Meinung, dass jede Neuentwicklung ihren Wert hat.
Was mir an der Idee gefällt ist, dass es eine Art großer Vogelkasten für drei kleine Bienenvölker auf einmal ist, die sich gegenseitig wärmen können; eine Dreifachbeute sozusagen, aber mehr kann ich dazu nicht sagen, bevor ich die Beute nicht real gesehen habe.
Der Referent Dr. Ralph Büchler zeigte auf, dass es verschiedene Strategien zur Erlangung des Zieles behandlungsfreie Bienenhaltung gibt.
Er selbst favorisierte das Bannwaben- oder Fangwabenverfahren, wenn ich ihn richtig verstanden habe.
Als zweites Verfahren nannte er die einfache Käfigung der Königin für einen Zeitraum der lang genug ist, bis alle Brut geschlüpft ist.
Dies ist meiner Meinung nach aus Tierschutzgründen abzulehnen.
Das dritte Verfahren war -soweit mir das im Gedächtnis blieb- die klassische totale Brutentnahme TBE oder totale Brutdistanzierung TBD, wie ich es lieber nenne.
Der optimale Zeitpunkt für die TBE ist 10 Tage vor der letzten Ernte.
Dieses Verfahren ist zwar arbeitsreich, aber bienenschonend und wirksam, um die Varroa in Schach halten zu können.
Außerdem ist natürlich noch der Naturschwarm zu nennen, der auch für eine Brutunterbrechung sorgt.
Fakt ist, dass Völker ohne die Brutunterbrechung nur mehr schwer bis gar nicht die Varroa überleben können.
Jede Art von chemischer Behandlung verkürzt die Lebensspanne eines Teils der betroffenen Bienen, daher sollten unnötige Behandlungen oder Überdosierungen unterbleiben.
Schädigungen der Lebenszeit der Bienen machen sich oft erst verzögert bemerkbar, wenn es bereits zu spät ist.
Er plädierte deshalb für natürliche Aufstellungsvarianten, bei denen jedes Volk einzeln mit einem Abstand von 70 Metern zum nächsten Volk steht. Dies erhöht die Überlebenschancen der Bienenvölker erheblich.
Dieser Punkt war für mich ein sehr emotionaler Moment.
Hans Beer (1942 bis 2017) kannte ich seit dem Jahre 1997 persönlich als Mentor und Freund.
Er wies mich zunächst ein in die Geheimnisse seines Beutenbaus.
Später fuhren wir regelmäßig gemeinsam jährlich im Januar zum Großimkertag nach Soltau in der Lüneburger Heide, und wohnten in der gleichen Pension.
Ich durfte nach seiner Kniegelenkstransplantation seine Tasche tragen, und für ihn auch als Fahrer einspringen.
Oft diskutierten wir die 8-stündige Fahrt am Stück ununterbrochen über Feinheiten der Betriebsweise Bruder Adams und dessen Anpassung an die hiesigen Verhältnisse.
Auf einer Fahrt sagte Hans zu mir: „Du bist der einzige, der meine Betriebsweise wirklich verstanden hat.“
Wir sprachen auch viel über das Verhältnis zwischen Landwirtschaft und Bienenzucht, ebenso über die Entwicklungsgeschichte der Imkerei und persönliche Rückschläge und Erfolge.
Ich besuchte viele seiner Lehrgänge in Fulda und habe 300 wertvolle Seiten handschriftlicher Mitschrift seiner eigenen Worte, welche ich zu gegebener Zeit zur Veröffentlichung bringen möchte.
Unvergessen ist auch unsere gemeinsame Sizilienreise mit der Armbruster Imkerschule.
Aus meiner Sicht ist Hans Beer die Deutsche Entsprechung zum „Einstein der Imkerei“ Bruder Adam.
Den Begriff „Einstein der Imkerei“ hat Hans Beer für Bruder Adam geprägt.
Hans Beers Verdienste um die Imkerei in Deutschland sind unzählig.
Aber sein größter Verdienst war zweifellos die Entwicklung der Betriebsweise des Angepassten Brutraumes.
Liebe Freunde der Armbruster Imkerschule,
die Prof. Ludwig Armbruster Imkerschule ist assoziatives Mitglied der Apimondia. Auf der gestrigen Mitgliederversammlung (5.9.2023) wurde die Armbruster Imkerschule von der Generalversammlung als neues stimmberechtigtes Mitglied aufgenommen. Damit schließt sich der Kreis unserer Aktivitäten, Ludwig Armbruster dauerhaft im Gedächtnis der Imkerschaft zu verankern. Ludwig Armbruster war bei der Planung und Durchführung der Apimondia in München 1969 beteiligt und ist Ehrenmitglied der Apimondia. Mit unserer Mitgliedschaft im Weltverband erinnern wir den großen Bienenwissenschaftler und wirken an der Weiterentwicklung der Apimondia mit.
Jürgen Binder
Danke fürs Lesen.
Schauen Sie bald wieder einmal herein zum Imker Oswald Blog.
Imkerliche Grüße,
Hans Georg Oswald, bio-honig.com
Hoch lebe die Honigbiene !