Am 22. September 2016 ist der kalendarische oder astronomische Herbstanfang. Ab diesem Datum werden die Nächte länger und die Tage kürzer. Das Licht bekommt ebenso eine neue Qualität, es wird weicher und die Farben werden durch den schrägeren Sonneneinfallswinkel wärmer, goldener. Die Nächte werden empfindlich kalt, so dass am Morgen sich die Tautropfen wie kleine Diamanten an den Spinnennetzen aneinanderreihen.
Wie geht es unseren kleinen gestreiften Honigsammlerinnen um diese Zeit zum Herbstanfang? Nach dem schönsten Spätsommer aller Zeiten geht es den Honigbienen ausgezeichnet. Die Honigbienen konnten sich gänzlich selbst mit Wintervorräten versorgen, sogar über alles bisherige Mass. So eine Wetter- und Futterkonstellation hat es zumindest seit Beginn meiner Imkertätigkeit nicht gegeben. Die Völker hatten in den letzten Wochen bestes Flugwetter bei Temperaturen deutlich über 25°Celsius. So haben sie ordentlich Nektar eingetragen, zuletzt vermutlich von Ölrettich (https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96lrettich), einer schnellwachsenden Pflanze für den Zwischenfruchtbau, die heuer zum ersten Male auf auffällig vielen Feldern gesät wurde. Zwischenfrüchte heißen so, weil sie zwischen zwei Hauptfrüchten angebaut werden. Zwischenfrüchte können als Erosionsschutz und zum Schutz vor Humusauswaschung dienen, indem sie den Boden beschatten und Wurzelmasse bilden. Auch Buchweizen, eine legendäre Bienenpflanze, war heuer auffallend häufig als Zwischenfrucht zu sehen, teilweise auch als Mischkultur mit Phacelia und Sonnenblumen und Lein. Markiert 2016 eine Trendwende für die Situation der Bienen in unserem Lande? Das läßt sich noch nicht eindeutig sagen, denn vielleicht war die gute Nektarversorgung allein dem außergewöhnlich heißen September geschuldet. Nächstes Jahr werden wir mehr wissen, ob die gute Nektarversorgung im Spätsommer eine Eintagsfliege war, oder ob wir Imker uns auf eine neue, positivere Nahrungssituation für unsere Bienen einstellen dürfen.
Die Bienen müssen nun vor den Herbststürmen gesichert werden. Dazu werden vereinzelt schlecht sitzende Innendeckel ausgetauscht und dann in der Werkstatt wieder instand gesetzt. Hierzu wird die Auflagefläche von Hand nachgehobelt, eventuelle Ritzen oder Sprünge durch Einspannen in der Hobelbank geschlossen und verschraubt. Von Innen werden Hohlräume mit Bienenwachs ausgegossen und von Außen mit Stopf-Hanf alle Ritzen abgedichtet. Zum Schluss werden die Köpfe der Dachpappnägel mit Korkstücken isoliert. Eine Menge Arbeit, aber dafür haben die Bienen im Winter einen warmen Kopf, was meiner Meinung nach entscheidend für Ihre Winterfestigkeit ist.
Die Bedeutung des Herbstanfang für die Bienen
Ein altes Sprichwort aus Schuberts Winterreise sagt: „Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keins mehr“. Dies gilt sinngemäß für die Bienen ab Mitte September. Der Wabenbau ist errichtet, die Vorräte eingedickt, eingelagert und sorgsam verdeckelt. Im Zentrum des Brutnestes leeren sich die Brutzellen durch die schlüpfenden Winterbienen, so dass die berühmte Gerstung´sche Hohlkugel entsteht. Die Bienen Überwintern bekanntlich schlecht auf gefüllten Zellen. Nun kehr langsam Ruhe ein. Wehe dem, der jetzt die Bienen stört, durch unnötige Erschütterungen, Eingriffe, zu spätes Füttern, Manipulationen oder ähnlichem Unfug. Die Bienen sollen möglichst bald die Flüge auf ein Minimum reduzieren, damit sie in ungeschmälert in voller Volksstärke in den Winter gehen können, ohne unnötigen Verlust an Flugbienen.